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Weitere Namen
Byblos; Gubla
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
גבל gebāl. Γεβαλ, *Βυβλος. Gebal, Bibl(i)us
Belege AT
Jos 13,5 (gent); 1Kön 5,32 (gent.); Ez 27,9; Ps 83,8 (?)
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
kpnj, kbnj (ägyptisch: Sethe, Kurt, 1926a, 24.55f; Posener, Georges 1940a, 94, E 63; Noth, Martin 1971b, 17; Görg, Manfred 1989a, 91; Schipper, Bernd Ulrich 2005a, 43–101 passim; Hannig, Rainer 2006a, 1196; HTAT, 43)
*gublu (akkadisch: Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 95–97)
gubla (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 135; Bagg, Ariel M. 2007a, 79f)
gublu (neubabylonisch: Zadok, Ran 1985a, 142)
gublā (elamitisch: Vallat, François 1993a, 69)
gbl (phönizisch: KAI Text, Register; Filigheddu, Paolo 2006a, 164–166)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
gbl (aramäisch: 1QGenAp 21,11: Beyer, Klaus 1984a, 179; Machiela, Daniel A. 2009a, 79)
Βυβλος (Strabon 16.2.18 [XVI,755]; Josephus, bellum 1,422 [1,21.11]; Klaudios Ptolemaios, geographikē 5,15,4: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006b, 560f)
Byblos (Plinius, naturalis historia V,78; VI,213)
Biblo (Tabula Peutingeriana: https://www.tabula-peutingeriana.de/list.html?alfa=b#B; Antoninus Placentinus § 1: Geyer, Paulus 1898a, 159; Donner, Herbert 2002a, 243)
Βυβλος (Eusebius, Onomastikon: Timm 70,1f § 283; Klostermann 58,5f: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 58 § 283)
Γαμβλη (Eusebius, Onomastikon: Timm 83,6 § 326; Γαβλι: Klostermann 68,24; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 68 § 326)
Βιβλος (Georgios Kyprios 972: Gelzer, Heinrich 1890a, 50)
Beschreibung
Name
Der hebräische Name gebāl geht vermutlich auf das in keilschriftlichen Dokumenten belegte Toponym gublu/gubla zurück. Die Wurzel gbl steht für „Berg“ oder „Gebirge“. Daher könnte gebāl „kleiner Berg“ oder ähnlich heißen (Noth, Martin 1953a, 144). Im Hebräischen ist gbl auch in der Bedeutung „begrenzen“ belegt (Jos 18,20). Weder „Berg“ noch „Begrenzung“ geben jedoch einen Hinweis auf die Lage von Gebal.
Die LXX-Überlieferung ist uneinheitlich. In Ez 27,9 ist der für Gebal ab der hellenistischen Zeit gängige Name Βυβλος vorausgesetzt. Es handelt sich um den griechischen Ausdruck für „Papyrus“. Im Laufe der Zeit wurde Βυβλος auch für das aus Papyrus hergestellte Material Papier bzw. für beschriebenes Papier („Buch“, vgl. „Bibel“) gebraucht. Der Name rührt daher, dass der Ort Umschlagplatz für den in Ägypten geernteten Papyrus war. In Ps 83,8 transkribiert LXX den hebräischen Namen und schreibt Γεβαλ (LXX Ps 82,8). Unklar sind die beiden Belege, in denen das Gentilicium giblî steht. In Jos 13,5 hat LXX die Wendung ἡ γῆ Γαβλι Φυλιστιιμ „das Land Gabli der Fremden“ für hāʾāræṣ haggiblî „das Land der Gebaliter“. Der Plural Φυλιστιιμ (eigentlich „Philister“) ist in LXX mitunter im Sinn von „Fremde, Ausländer“ gebraucht. Die Formulierung in Jos 13,5 zeigt lediglich, dass LXX mit der toponymischen Wendung „Land der Gebaliter“ nichts mehr anzufangen wusste, vermutlich weil zur Zeit der LXX-Übersetzung bereits der Ortsname Βυβλος eingeführt war, während der alte Name Gebal bzw. gubla nicht mehr bekannt war. Die Wendung in Jos 13,5 LXX führte auch dazu, dass Eusebius im Onomastikon neben dem Eintrag Βυβλος das Stichwort Γαμβλη hat, das er Jos 13,5 zuordnet. Zu 1Kön 5,32 hat LXX einen stark reduzierten Text, der den Hinweis auf die Gebaliter im MT völlig übergeht. Die Vermutung, dass in 1Kön 6,1b LXX, der in etwa der ersten Hälfte von 1Kön 5,32 MT entspricht, die Verbform ἔβαλαν (LXXB) „sie stellten hin“ bzw. ἐνέβαλον (LXXL) vielleicht „eine Verballhornung (und nachträgliche Gräzisierung) von γεβαλ (in irgend einer abgeleiteten Form)“ ist (Noth, Martin 1968b, 87), erscheint wenig wahrscheinlich.
Außerbiblische Dokumente
In der Erzählung von der Reise des ägyptischen Beamten Wenamun (11. Jh. v.Chr.) spielt der dort kpnj/kbnj genannte Ort eine prominente Rolle als Endstation des Unternehmens (HTAT 216–223, Nr. 100). Er liegt nördlich von Tyrus und wird als wichtiger Hafen für den Export von Libanonhölzern beschrieben.
Ab der hellenistischen Zeit wird der Ortsname Βυβλος verwendet, der alte semitische, von der Wurzel gbl gebildete Ortsname verschwindet. Lediglich Eusebius vermerkt noch zum Stichwort Βυβλος, dass der hebräische Name Γοβελ lautete; darüber hinaus hat er mit Γαμβλη ein eigenes Lemma, das er aus Jos 13,5 erschließt (s.o.).
Altes Testament
Lediglich Ez 27,9 ist Gebal als Ortsname belegt. Älteste und spezielle Handwerker („Kundige“) aus Gebal arbeiten für Tyrus im Schiffsbau. Die Gentilicia in Jos 13,5 und 1Kön 5,32 MT meinen sicher auch den Ort Gebal. Das „Land der Gebaliter“ gilt als von Josua noch nicht eingenommenes Territorium, u.a. neben dem „ganzen Libanon“ (Jos 13,5). In der Zeit Salomos sollen Gebaliter zusammen mit Handwerkern des Königs Hiram von Tyrus beim Bau des Tempels mitgearbeitet haben (1Kön 5,32). Wie in der Erzählung von Wenamun ist demnach eine Lage beim Libanongebirge nicht allzuweit von Tyrus vorausgesetzt. Schwierig zu beurteilen ist Ps 83,8. Der Vers nennt neben Gebal ein Toponym aus dem Ostjordanland (Ammon) und Gruppen aus dem südlichen Palästina (Philister, Amalek), allerdings auch Tyrus. Josephus kennt in Idoumaia die Landschaft Gobolitis, die er mit Amalek in Verbindung bringt (antiquitates 2,6; 3,40). Wahrscheinlich lag der Kern der Gobolitis im südlichen Ostjordanland nördlich von Petra (Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992; Schmitt, Götz 1995, 176). Daher könnte in Ps 83,8 mit Gebal eine Region in dieser Gegend gemeint sein, zumal LXX hier keinen Zusammenhang mit Βυβλος erkennen lässt.
Lokalisierung
Die Gleichsetzung von Gebal/Byblos mit der heutigen Hafenstadt Ǧubēl an der Mittelmeerküste des Libanon ist unbestritten. Im arabischen Namen hat sich die alte semitische bzw. keilschriftliche Bezeichnung erhalten, obwohl im allgemeinen Sprachgebrauch auch der Ortsname Byblos geläufig ist. Der Ort liegt ca. 30 km nördlich von Beirut und gut 100 km nördlich von Tyrus. Er entspricht insofern in etwa den Hinweisen, die aus den schriftlichen Dokumenten der vorrömischen Zeit zu entnehmen sind. Die antike Siedlung lag in einem Areal direkt an der Küste. Dort wurden seit 1925 umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt. Sie dokumentieren eine Siedlungsgeschichte, die vom Neolithikum (5. Jt. v.Chr.) bis in die Kreuzfahrerzeit reicht. Bereits in der Frühbronzezeit II–III (3. Jt. v.Chr.) entstand eine ca. 5 ha große befestigte Stadtanlage. Im Zentrum befand sich ein Tempel, der bis in römische Zeit immer wieder neu aufgebaut wurde und der nach phönizischen Inschriften der „Herrin von Byblos“ (bʿlt gbl) gewidmet war (vgl. Zernecke, Anna 2013a). In der Mittelbronzezeit (2. Jt. v.Chr.) wurde ein weiterer Tempel, der sogenannte Obeliskentempel errichtet. Die weitreichenden Handelsbeziehungen während der Spätbronzezeit (14./13. Jh. v.Chr.), insbesondere mit Ägypten, spiegeln sich in den über 50 erhaltenen Amarnabriefen, die Rīb-Adda, der Stadtkönig von gublu, an den ägyptischen Hof schicken ließ. Die Erzählung von der Reise des Wenamun zeigt, dass diese Handelskontakte spätestens im 11. Jh. v.Chr. gestört waren, da der ägyptische Beamte ausstehende Holzlieferungen einfordern will. Das bekannteste Artefakt aus der Eisenzeit ist der Sarkophag des Aḥirom (wahrscheinlich 10. Jh. v.Chr.), auf dem eine der ältesten phönizischen Inschriften angebracht ist (KAIText 1; Röllig, Wolfgang 1982a; Lehmann, Reinhard G. 2005a). Aus dem weiteren Verlauf der Eisenzeit II (9.–6. Jh. v.Chr.) und der persischen Zeit (5./4. Jh. v.Chr.) sind wenig architektonische Reste dokumentiert. Die Bezeugung des Orts in neassyrischen Königsinschriften (8./7. Jh. v.Chr.) und in phönizischen Inschriften sowie Kleinfunde wie Münzen (ab persischer Zeit) zeigen jedoch die gleichbleibende Bedeutung von Gebal/Byblos (Elayi, Josette / Elayi, Alain G. 2014a; Baldi, Johnny Samuele 2017a; Abou-Abdallah, Marc 2018a). Nach der Zerstörung durch Alendander d.Gr. wurde die Stadt nach griechischem Vorbild neu aufgebaut und in der Folge Byblos genannt. In römischer Zeit wurden u.a. ein Theater und Badeanlagen gebaut. Ob König Herodes d.Gr. die Stadt tatsächlich mit einer Mauer umgeben ließ, wie Josephus schreibt, ist nicht verifizierbar. In der Kreuzfahrerzeit wurde im Norden der befestigten Stadt eine Burg errichtet.
Autor: Detlef Jericke, 2023; letzte Änderung: 2023-09-28 12:37:43
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Lexikonartikel
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RLA
3 (1971), 673-675 (Hrouda, Barthel / Röllig, Wolfgang, Art. Gubla)
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RGG3
1 (1957), 1557f (Deshayes, Jean, Art. Byblos)
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BHH
1 (1962), 293f (Beek, Martinus A., Art. Byblos)
-
LÄ
1 (1975), 889-891 (Helck, Wolfgang, Art. Byblos)
-
BRL2
(1977), 53f (Weippert, Helga, Art. Byblos)
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NBL
1 (1991), 359f (Görg, Manfred, Art. Byblos)
-
ABD
2 (1992), 922f (Roth, Ray Lee, Art. Gebal)
-
LThK3
2 (1994), 860f (Wenning, Robert, Art. Byblos)
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DNP
2 (1997), 864f (Finkbeiner, Uwe, Art. Byblos)
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RGG4
1 (1998),1928f (Lipiński, Edward, Art. Byblos)
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EBR
4 (2012), 687-696 (Charaf, Hanan / Monferrer Sala, Juan Pedro, Art. Byblos [Gebal])
Literatur
Sethe, Kurt 1908/1909a ;
Dussaud, René 1923a ;
Dussaud, René 1925a ;
Greßman, Hugo 1925a ;
Dussaud, René 1927a , 62-69 ;
Dunand, Maurice 1937–1939a ;
Dunand, Maurice 1950a ;
Dunand, Maurice 1950-1958a ;
Dunand, Maurice 1952a ;
Noth, Martin 1953a , 75 ;
Noth, Martin 1968b , 87.94 ;
Jidejian, Nina 1968a ;
Cauvin, Jacques 1968a ;
Zimmerli, Walther 1969a , 642 ;
Dunand, Maurice 1973a ;
Dunand, Maurice 1973a ;
Görg, Manfred 1978a , 19f ;
Ockinga, Boyo G. 1981a ;
Röllig, Wolfgang 1982a ;
Waldmann, Helmut 1983a ;
Wagner, Jörg 1983a ;
Pirker, Siegfried / Timm, Stefan 1984a ;
Waldmann, Helmut 1985a ;
Seibert, Jakob 1985a ;
Nibbi, Alessandra 1985a ;
Swiggers, Pierre 1985a ;
Mazar, Benjamin 1986a , 231–247 ;
Högemann, Peter / Buschmann, Kai 1986a ;
Waldmann, Helmut / Rademacher, Rochus 1987a ;
Schmitt, Götz 1987a ;
Görg, Manfred 1989a , 19f ;
Kessler, Karlheinz 1991a ;
Kellermann, Diether 1991a ;
Bieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991a ;
Orth, Wolfgang 1992a ;
Hachmann, Rolf 1993a ;
Fritz, Volkmar 1994a , 147 ;
Grainger, John D. 1997a , 705f ;
Niehr, Herbert 1998a , 86f.121f ;
Sommer, Michael 2000a , 45f ;
Hossfeld, Frank-Lothar / Zenger, Erich 2000a , 499-501 ;
Lehmann, Reinhard G. 2005a ;
Saur, Markus 2008a , 191 ;
Dunand, Maurice / Lauffray, Jean 2008a ;
Elayi, Josette 2009a ;
Artin, Gassia 2010a ;
Bonnet, Corinne / Niehr, Herbert 2010a , 50-52 ;
Zernecke, Anna 2013a ;
Elayi, Josette / Elayi, Alain G. 2014a ;
Chanteau, Julien 2014a ;
Yon, Jean-Baptiste 2015a ;
Aliquot, Julien 2015a ;
Chirpanlieva, Iva 2015a ;
Knauf, Ernst Axel 2016a , 235 ;
Francis-Allouche, Martine / Grimal, Nicolas 2016a ;
Baldi, Johnny Samuele 2017a ;
Abou-Abdallah, Marc 2018a ;
Kertai, David / Zaven, Tania 2022a ;
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