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Adam

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

אדם ʾādām. –. Adom

Belege AT

Jos 3,16; 1Kön 7,46 ?; Hos 6,7 ?; Ps 68,19 ?; Ps 78,60 ?; 2Chr 4,17 ?

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

jdmj (ägyptisch, Schoschenkliste Nr. 56: Simons, Jan 1937a, 182; Aḥituv, Shmuel 1984a, 50; Wilson, Kevin A. 2005a, 116; Hannig, Rainer 2006a, 1122; HTAT, 235)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Beschreibung

Beim Ort Adam sollen die Wasser des Jordan aufgestaut worden sein, um den Stämmen Israels einen Durchgang durch den Fluss bei Jericho zu ermöglichen (Jos 3,16). Adam sollte also im Jordantal nördlich von Jericho gesucht werden. Ob es weitere alttestamentliche Belege zum Ort Adam gibt, ist zweifelhaft. In den beiden Versen, die den Platz beschreiben, an dem Formen für die Herstellung von kultischen Geräten für den Jerusalemer Tempel gegossen wurden (1Kön 7,46; 2Chr 4,17), wird das Wort Adama in der Wendung bemaʾabeh hāʾadāmāh bzw. beʿabî hāʾadāmāh mitunter als Toponym aufgefasst und als Femininform von Adam gedeutet (Guthe, Hermann 1925a; Simons, Jan 1959a, 341 § 825; vgl. Gaß, Erasmus 2024a, 110f). Neuere Auslegungen gehen jedoch davon aus, dass hāʾadāmāh hier in seiner verbreiteten Bedeutung „Erde“ bzw. „Lehm“ (vgl. Gen 2,7) verwendet ist und dass die Wendung bemaʾabeh hāʾadāmāh „irdene Gußformen“ bzw. „Lehmformen“ oder „Erdformen“ meint (Glueck, Nelson 1943a, 13f; Noth, Martin 1968b, 164; Knauf, Ernst Axel 2016a, 195.208; vgl. Japhet, Sara 2003a, 56). Vom Textzusammenhang her könnte Adam in Hos 6,7 eine Ortsangabe sein (Simons, Jan 1959a, 463 § 1467-8; Gaß, Erasmus 2024a, 108–113), LXX versteht das Wort allerdings im Sinn von „Mensch“. Gleiches gilt für die LXX-Fassungen von Ps 68,19 (LXX Ps 67,19) und Ps 78,60 (LXX Ps 77,60). Nach dem MT könnte jedoch bāʾādām „in/bei Adam“ in Ps 78,60 Ortsangabe sein, da die Wendung parallel zum Toponym Schilo steht. Sollten Hos 6,7 und Ps 78,60 den Jos 3,16 genannten Ort meinen, könnte dort ein Heiligtum gestanden haben, ähnlich wie nach alttestamentlicher Überlieferung in Schilo (1Sam 1–3).
Außerbiblisch wird Adam in der Ortsliste des Pharao Schoschenk aus dem späten 10. Jh. v.Chr. genannt, ohne dass sich aus diesem Beleg belastbare Rückschlüsse auf die Lage des Platzes ergeben.
Gewöhnlich wird Adam aufgrund der Lage und der Namensähnlichkeit mit Tell ed-Dāmiye gleichgesetzt (u.a. Kellermann, Mechthild u.a. 1985a; Kellermann, Diether u.a. 1992a; Gaß, Erasmus 2024a, 111). Der Platz liegt am Ostufer des Jordans ca. 35 km nördlich des Toten Meers (Salzmeer). Nelson Glueck will dort Keramik der Spätbronze- und der Eisenzeit I sowie Scherben aus römischer un byzantinischer Zeit gefunden haben (Glueck, Nelson 1943a, 5). Neuere Ausgrabungen legten Strukturen und Kleinfunde aus der späten Eisenzeit II (7./6. Jh. v.Chr.) frei, die als Überreste eines Heiligtums, möglicherweise eines Wegheiligtums interpretiert werden (Petit, Lucas/Kafafi, Zeidan 2016a; Steiner, Margreet L. 2020b, 207f; Gaß, Erasmus 2024a, 111). Darüber hinaus werden Besiedlungsspuren aus der mittleren Eisenzeit II (8. Jh. v.Chr.) dokumentiert. Einige Kleinfunde könnten aus der Eisenzeit I (12.–10. Jh. v.Chr.) stammen. Eine spätbronzezeitliche Nutzung des Platzes ist bislang nicht nachgewiesen. Die archäologischen Daten lassen sich mit der Bezeugung des Platzes in einem Dokument des 10. Jhs. v.Chr (Schoschenkliste) und im Alten Testament korrelieren, sofern man zugesteht, dass die alttestamentlichen Texte um die Mitte des 1. Jahrtausends v.Chr. entstanden.

 

Autor: Detlef Jericke 2025; letzte Änderung: 2025-01-25 12:15:56

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 1 (1962), 25 (Hentschke, Richard, Art. Adam)
  • NBL 1 (1991), 30 (Görg, Manfred, Art. Adam)
  • ABD 1 (1992), 64 (Fretz, Mark J., Art. Adam [Place])
  • EBR 1 (2009), 333f (Wong, Fook-Kong, Art. Adam [Place])

 

Literatur

Guthe, Hermann 1925aAbel, Félix-Marie 1938a , 238 ;  Glueck, Nelson 1943a , 13f ;  Noth, Martin 1953a , 36.142 ;  Simons, Jan 1959a , 268f.292f.341.463 § 462.565-6.825.1467-8 ;  Fritz, Volkmar 1994a , 48 ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 68 ;  Petit, Lucas / Kafafi, Zeidan 2016aKnauf, Ernst Axel 2016a , 208 ;  Steiner, Margreet L. 2020b , 207f ;  Petit, Lucas P. / Kafafi, Zeidan 2023aPetit, Lucas P. 2023aGaß, Erasmus 2024a , 108–113.123 ;