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Weitere Namen
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
יָקְנְעָם jôqnə‘ām. Ιεκναμ (LXX-A; LXX-Pap. W LXX-Mss 19, 108), Ιεκμαν (LXX-B), Ιεκνααμ (LXX-O Mss 376, 426; LXX-N Mss N 15, 56, 58, 72, 85(mg), 407), Ιεκκομαν (LXX-Mss 44, 45, 75*, 134, weitere Var. Lect.).
Zu einer bisweilen angenommenen Identifizierung von jôqnə‘ām mit יָקְמְעָם jôqmə‘ām siehe unten „Beschreibung“.
Belege AT
Jos 12,22; Jos 19,11; Jos 21,34
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
י-n q-n-י-m, in der tabellarischen topographischen Liste zum ersten Feldzug Thutmoses III. (15. Jh. v. Chr.) (siehe unten „Beschreibung“).
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
Ἰεκκομαμ (Eusebius, Onomastikon: Timm 134,7f § 538; Klostermann 106,17f; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 103 § 535); Ieconam (Hieronymus: Timm 134*,7)
Ἰεκναμ (Eusebius, Onomastikon: Timm 138,3 § 558; Klostermann 108,27f [Ἰεκναλ]; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 105 § 555); Iecnam (Hieronymus: Timm 138*,3)
Beschreibung
Biblischer Befund:
Jokneam wird innerhalb des AT dreimal in Jos 12,22; Jos 19,11 und Jos 21,34 genannt.
Zunächst ist in Jos 12,22 innerhalb der Auflistung der besiegten Könige vom „König von Jokneam am Karmel“ (MT: מֶֽלֶךְ־יָקְנֳעָם לַכַּרְמֶל, LXX: βασιλέα Ιεκοναμ τοῦ Χερμελ) die Rede (siehe unten zur Lokalisierung).
Jos 19,11 nennt Jokneam im Kontext der Beschreibung des Stammesgebiets Sebulon (Jos 19,10-16): Gemäß Jos 19,11 verläuft die Grenzlinie von Sarid (Tell Šādûd, 1723.2296) westwärts bis zum Meer und Marala (לַיָּמָּה וּמַרְעֲלָה), grenzt an Dabbeschet (וּפָגַע בְּדַבָּשֶׁת, Jos 19,11a) und stößt (פגע, Qal) an den Bach (נַחַל), der vor Jokneam verläuft (Jos 19,11b). Wie auch zu Dabbeschet angemerkt, lässt sie Formulierung וּפָגַע offen, ob Dabbeschet und das Tal vor Jokneam in die Grenzen Sebulons zu integrieren sind oder die Grenze nur bis ebenda reicht, was gemäß Jos 19,11 (entgegen Jos 21,34) seit G. Dalman meist nicht zu einer Zurechnung der Siedlung zum Stammesgebiet Sebulons führt (Dalmen, Gustaf 1914a, siehe unten „Beschreibung“). Eusebius hingegen rechnet Jokneam zu Sebulon (κλήρου Ζαβοφλών); auf Jos 21,34 anspielend spricht er ergänzend von der πόλις λευΐταις ἀφωρισμένη.
Jos 21,34 nennt Jokneam, Karta, Dimna und Nahalal samt ihren Weideplätzen, die vom Stamm Sebulon den Übrigen der zu den Leviten zählenden Söhne Meraris zugesprochen werden (siehe Jos 21,1-3).
Nicht zu verwechseln ist Jokneam mit dem in 1Kön 4,12 und 1Chr 6,53 bezeugten Ortsnamen Jokmeam: In 1Kön 4,12 innerhalb des Statthalterdistrikts „von Bet-Schean bis Abel-Mehola und bis jenseits von Jokmeam“ (1Kön 4,12bβγ). 1Chr 6,53 nennt Jokmeam und seine Weidegebiete samt Sichem, Geser, Bet-Horon, Ajalon und Gat-Rimmon samt Weidegebiete für die Übrigen der Söhne Kehats, die in 1Chr 6 dem Stammesgebiet Ephraims zugerechnet werden.
Etymologie:
W. Borée sieht die Ortsbezeichnung Jokneam als verbal-nominale Zusammensetzung an (Borée, Wilhelm 1968a, 100 [§28]) mit יm (Gottesbezeichnung, nicht: „Volk“) als Subjekt. Eine lokale oder zeitliche Zuordnung aufgrund der Namensbildung ist nach ihm nicht möglich. „Mit einer finiten Verbform gebildete Ortsnamen finden sich zu allen Zeiten und in jeder Gegend Palästinas“ (Borée, Wilhelm 1968a, 102; Aharoni, Yohanan 1984a, 110.126). Zum Ausfall des j bei einer Identifizierung Jokneams mit Tell Qēmūn, die Y. Elitzur als Charakteristikum des Bet-Schean-Tibeon-Haifa-Steifens sieht, vgl. Elitzur, Yoel 2004a, 297.
Lokalisierung (Identifikation mit Tell Qēmūn):
Weithin angenommen ist eine Identifikation Jokneams mit Tell Qēmūn am nördlichen Rand des Karmel, etwa 11km nord-westlich von Megiddo (vgl. auch die Beschreibung לַכַּרְמֶל „am Karmel“ in Jos 12,22) (van Beek, Gus W. 1962a, 963; Borée, Wilheln 1968a, 100; Aharoni, Yohanan 1984a, 167, Kallai, Zecharia 1986a, 181).
Tell Qēmūn war aufgrund seiner Lage am Ausgang zur Jesreelebene von hoher geostrategischer Bedeutung: Neben dem Hauptstrang der via maris, welcher von der Scharonebene im Süden kommend entlang des Wādi ‘Ara in Megiddo die Jesreelebene erreichte, die sich dann von dort weiter in mehrere nach Norden verlaufende Abzweigungen teilte, ist von verschiedenen kleineren Nebenlinien der via maris durch das nördliche ephraimitische Bergland auszugehen. Eine Abzweigung nördlich der Hauptlinie verlief entlang des Wādi Timsāḥi und erreichte die Jesreelebene über das Wādi el-Milḥ bei Tell Qēmūn (Aharoni, Yohanan 1984a, 51-52). Dazu treten entlang der Jesreelebene verlaufende Handelsrouten, die Tell Qēmūn mit Megiddo (Tell el-Muteselim), Taanach (Tell Ta‘annek) u.a. verbinden (vgl. auch van Beek, Hus W. 1962a, 963).
Mit Taanach und Megiddo gehörte Jokneam zu den drei größten Tells am nord-östlichen Fuß des Berglandes zur Jesreelebene (ca. 40 Dunam) und war von der Spätbronzezeit bis in ottomanische Zeit besiedelt. Seine Geschichte zu biblischer Zeit ist im Kontext der benachbarten Städte der Jesreelebene, vornehmlich Megiddo (Tell el-Muteselim), Taanach (Tell Ta‘annek) zu interpretieren. Ebenfalls in der Spätbronzezeit gegründet, zeigt Jokneam (Tell Qēmūn) vermutlich ob seiner geostrategischen Bedeutung für den Handel eine von der Spätbronze- in die Eisen II-Zeit reichende Kontinuität („Neues Kanaan“, Finkelstein, Israel 1988a). Mit dem Feldzug Shoshenq I./Schischaks wurde Jokneam zerstört (Stratum XVII). Von einem Bruch mit der materiellen Kultur ist allerdings erst mit einer weiteren Zerstörung durch Hasaël nach Stratum XVI auszugehen. Unter Jerobeam II. erreichte auch Jokneam eine wirtschaftliche Blüte und wurde erkennbar ausgebaut (u.a. äußere und innere Stadtmauer, die eine Kasemattenmauer ersetzte; Wasserversorgungssystem), bevor der Feldzug Tiglat-Pilesers erneute Zerstörungsschichten evozierte (siehe zum Überblick NEAHEL III (1993), 805-811). In der Perserzeit weist Jokneam deutliche phönizische Einflüsse und scheint an die Blütezeit der Eisen II-Zeit samt ihrer Siedlungsdichte anzuknüpfen (Strata VIII-X) (Frevel, Christian 2018, 361).
Neben dem archäologischen Befund legt sich die Bedeutung Jokneams auch aufgrund literarischer Bezeugungen nahe: Zum einen führt die berühmte tabellarische topographische Liste zum ersten Feldzug Thutmoses III. (15. Jh. v. Chr.), der im Sieg bei Megiddo gipfelte, j-n q-n-‘-m an 113. Position neben Helkat u.a. als Ortslage im Karmel-Gebirge (Positionen 111-117) (siehe Aharoni, Yohanan 1984a, 157-171; Kallai, Zecharia 1986a, 181 Anm. 169; Ben-Tor, Ammon in NEAHEL III [1993], 805). Zum anderen deutet der biblische Befund, der Jokneam in Jos 12 zur Liste der besiegten Kanaanäerstädte zählt, an, dass es sich bei Jokneam um ein kanaanäisches Zentrum handelte (siehe dazu Aharoni, Yohanan 1984a, 232 u.a.).
Zum möglichen südlichen Grenzverlauf Sebulons
Strittig erscheint dabei zur Bestimmung der Grenzlinie zwischen Manasse und Sebulon, welches Bachtal gemeint sein könnte. So geht etwa A. Alt von Zuflüssen zum Kischon südlich von Jokneam aus (Alt, Albrecht 1925a, 42 Anm. 4), während M. Noth von Zuflüssen nördlich von Jokneam ausgeht (Noth, Martin, 1953a, 115). Der von Sarid ausgehenden Beschreibung der Süd-West-Grenze Sebulons über Marala und Dabbeschet in Jos 19,11 bot Jokneam (Tell Qēmūn) einen Fixpunkt zur Beschreibung der Ausdehnung des Stammesgebiets, welches an Dabbeschet und das Bachtal vor Jokneam stößt (ûpāgaʿ „und stößt an“). Wie auch zu Dabbeschet angemerkt, ist von ein Grenzverlauf Sebulons aus etymologischen wie topographischen Gründen von Tell Šādûd westnordwestlich über das Gebirge bis Tell Ġalṭa (=Tel Reʿala) und von dort aus westsüdwestlich Richtung Jokneam – etwa entlang des Wadi Nahalal – über Tell eš-Šemmām plausibel, wobei ein gesicherter Grenzverlauf aufgrund der Quellenlage nicht zu bestimmen ist. Demnach muss es sich aber nicht um den Kischon als angrenzendes Bachtal handeln; naheliegend ist eher die Annahme eines der verschiedenen Zuflüsse nördlich des Kischon. Identifiziert man Dabbeschet mit Tell eš-Šemmām, wäre aus topographischer Sicht hier am ehesten an das Wādi Muṣrāra zu denken, welches nördlich von Jokneam in den Kidron mündet (so auch Aharoni, Yohanan 1984a, 271). Der Verlauf dieses von Norden kommenden Wadis birgt weitere Implikationen für das Ausmachen der östlichen Grenze Sebulons (siehe Jos 19,15).
Jokneam als Teil des Stammesgebiet Sebulons?
Entgegen Jos 21,34, der Jokneam expressis verbis in Sebulon verortet (ebenso Eusebius, siehe oben), hat bereits G. Dalman 1914 angenommen, dass nach Jos 19,11 die Grenze Sebulons Jokneam nicht einschließt und sich außerhalb befindet (vgl. Dalman, Gustaf 1914a, 37) (so auch die Argumentation oben). Konträr nimmt Z. Kallai an, dass es sich bei dem Bachtal um das Wādi el-Milḥ handelt – und bezieht Jokneam (Tell Qēmūn) in das Stammesgebiet Sebulons mit ein: „As a result, the border of Zebulon’s allotment will not run along the full length of the Kishon but will approach the slopes of the Carmel in the south of Tell Qēmūn, encompassing it from the south and touching ‘the brook that is before Jokneam (on the west)’.“ (Kallai, Zecharia 1986a, 182). Seine These des Einbezugs sieht er durch Jos 21,34 gestützt. Der Kontext Jos 19,11-14 und die daraus rekonstruierte Grenzbeschreibung Sebulons vermag seine These jedoch nicht zu stützen.
Eine Identifikation mit Jokmeam?
Eine Identifikation zwischen Jokneam und Jokmeam kann nicht angenommen werden. Y. Aharoni (Aharoni, Yohanan 1984a, 323) vermutet mit Verweis auf B. Mazar (Mazar, Benjamin 1960a, 198) aufgrund der Verortung nach 1 Chr 6,68 als levitische Stadt Efraims eine Identifikation Jokmeams mit Tell el-Mezār an der angenommenen Grenze zwischen Efraim und Manasse (siehe auch Kallai, Zecharia 1986a, 63-64, der auch auf Mazar, Benjamin 1960a, 198 verweist). Z. Kallai diskutiert eine Identifizierung Atarots mit Tell el-Mezār und Jokmeams mit Tell Šēḫ ’eḏ-Ḏiyāb (siehe Kallai, Zecharia 1986a, 161).
Autor: Johannes Bremer; letzte Änderung: 2023-04-20 11:08:16
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