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Weitere Namen
Lokalisierungsvorschläge
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Tell ʿAin el- Ḥarīrī (Fachliteratur)
Namensformen AT
ערער ʿaroʿer
Belege AT
Jes 17,2
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
Beschreibung
Die ʿārê ʿaroʿer „Städte von Aroër“ sind im Zusammenhang eines Worts gegen Damaskus erwähnt (Jes 17,2). Die Wendung setzt voraus, dass Aroër ein Zentralort war, zu dem mehrere kleinere Ortschaften gehörten, die im Hebräischen auch als ʿārê „Städte" bezeichnet werden können. LXX hat in dem Vers einen vom MT abweichenden Text und übersetzt den Ortsnamen nicht, sondern schreibt am Versanfang καταλελειμμένη εἰς τὸν αἰῶνα „verlassen für immer“. Aufgrund dieser Lesart wurde in der älteren exegetischen Literatur der MT gern geändert und „verlassen sind seine Städte für immer“ statt „verlassen sind die Städte von Aroër“ vorausgesetzt (Wildberger, Hans 1978a, 635). Obwohl sich diese Textänderung nicht durchgesetzt hat, deutet der textkritische Befund an, dass der Name Aroër in Jes 17,2 erhebliche Probleme bereitet.
Dass es einen Ort namens Aroër in der Gegend von Damaskus gab, könnte sich allenfalls auf das Toponym j33 (ägyptisch) bzw. araru (akkadisch) stützen, das in ägyptischen Texten aus dem 2. Jahrtausend v.Chr. (Aḥituv, Shmuel 1984a, 66f; Hannig, Rainer 2006a, 1105; HTAT, 55.60) bzw. in der Amarnakorrepondenz (EA 256,25: Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 29f) als eine Stadt im Land garu erwähnt ist. Demzufolge wird der Ort entweder in der Biqāʿ (Libanonsenke) zwischen Libanon- und Antilibanongebirge (WiBiLex, Art. Aroer, 3.) oder im nördlichen Ostjordanland nordöstlich des Sees Gennesaret (Kinneret, See) gesucht (Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 29f: Tell ʿAin el- Ḥarīrī). Das ägyptische bzw. akkadische Toponym ist aber im 1. Jahrtausend v.Chr. nicht mehr belegt. Daher erscheint es wenig wahrscheinlich, dass sich der Vers aus dem Jesajabuch darauf bezieht.
Die These, dass Aroër in Jes 17,2 nicht einen Ort, sondern das „Wacholderland“ meint (RGG4 1, 795), stützt sich lediglich auf die Grundbedeutung des Worts ʿaroʿer „Wacholder“ (WiBiLex, Art. Aroer, 1.). Viele Kommentierende halten jedoch daran fest, dass Aroër in Jes 17,2 einen Ort meint. Eine Verlegenheitsauskunft ist dabei die Vermutung, dass der Vers ursprünglich zu Jes 15f gehörte, wo die Ortsangabe passen würde (Wildberger, Hans 1978a, 635f). Fundierter ist die Annahme, dass mit den „Städten von Aroër“ Orte gemeint sind, die ehemals zu Damaskus gehörten und jetzt verlassen sind (Blenkinsopp, Joseph 2000a, 302f; Beuken, Willem A.M. 2007a, 153; WiBiLex, Art. Aroer, 2.4.). Insofern könnte sowohl das Aroër bei der ammonitischen Residenzstadt Rabba (Aroër gegenüber Rabba) als auch das Aroër am Arnon (Aroër, Moab) gemeint sein. Ob das zuletzt genannte moabitische Aroër (Aroër, Moab) unter dem aramäischen König Hasaël am Ende des 9. Jh. v.Chr. tatsächlich zu Aram/Damaskus kam, ist allerdings fraglich. Der in diesem Zusammenhang gern herangezogene Vers 2Kön 10,33 greift auf die konventionellen Grenzbeschreibungen des von Israel beanspruchten Gebiets zurück. Darüber hinaus kennt Jer 48,19 Aroër als moabitischen Ort, so dass die 2Kön 10,33 vorausgesetzte territoriale Zugehörigkeit zu Israel zumindest nicht eindeutig zu erweisen ist.
Autor: Detlef Jericke, 2022; letzte Änderung: 2022-01-19 11:46:23
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Lexikonartikel
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ABD
1 (1992), 399f (Mattingly, Gerald L., Art. Aroer)
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RGG4
1 (1998), 795 (Knauf, Ernst Axel, Art. Aroer)
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WiBiLex
2019 (Gaß, Erasmus, Art. Aroer)
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EBR
2 (2009), 806 (Levin, Yigal, Art. Aroer, Aroerite 4. Of Damascus)
Literatur
Wildberger, Hans 1978a , 635f ;
Blenkinsopp, Joseph 2000a , 302f ;
Beuken, Willem A.M. 2007a , 153 ;
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