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Weitere Namen
Hesbon; Heshbon
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
חשבון ḥæšbôn. Εσεβων
Belege AT
Num 21,25-28; Num 21,30; Num 21,34; Num 32,3; Num 32,37; Dtn 1,4; Dtn 2,24; Dtn 2,26; Dtn 2,30; Dtn 3,2; Dtn 3,6; Dtn 4,46; Dtn 29,6; Jos 9,10; Jos 12,2; Jos 12,5; Jos 13,10; Jos 13,17; Jos 13,21; Jos 13,26-27; Jos 21,39; Ri 11,19; Ri 11,26; Jes 15,4; Jes 16,8-9; Jer 48,2; Jer 48,34; Jer 48,45; Jer 49,3; Hld 7,5; Neh 9,22; 1Chr 6,66
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
*Εσεβων (Jdt 5,15)
Εσ(σ)εβων, Ησεβων (Josephus: Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 89f)
Εσβουτα (Klaudios Ptolemaios, geographikē 5,16,4)
Ἐσ(σ)εβων (Eusebius, Onomastikon: Timm 103,3–8, Nr. 408; Klostermann 84,1–6; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 81, Nr. 408)
Εσβους (Münzen: Spijkermann, Augusto / Piccirillo, Michele 1978a, 124f; Georgios Kyprios 1066: Gelzer, Heinrich 1890a, 54)
Εσβουντα (Inschrift Nr. 9d Umm er-Reṣāṣ: Piccirillo, Michele / Alliata, Eugenio 1994a, 253)
Εσβουν (Inschrift Māʿīn: Piccirillo, Michele 1985a, 345)
ḥšbwn (rabbinisch: Reeg, Gottfried 1989a, 266f)
Beschreibung
Mit 38 Belegen gehört Heschbon zu den am häufigsten genannten Orten im Alten Testament. Der Name der Stadt ist jedoch nahezu ausschließlich in den stereotypen Wendungen von Sihon, dem König von Heschbon, zu finden, den die Israeliten beim Durchzug durch das Ostjordanland besiegt haben sollen. Daneben wird Heschbon als ein zum Stammesgebiet Rubens gehörender Ort genannt (Num 32,3; Num 32,37; Jos 13,17; Jos 13,21 u.ö.).
Für die Lagebestimmung ist die Beobachtung wichtig, dass die Stadt sowohl in Prophetenworten gegen Moab (Jes 15,4; Jes 16,8-9; Jer 48,2; Jer 48,34; Jer 48,45) als auch in einem Wort gegen Ammon (Jer 49,3) erwähnt ist. Heschbon lag demzufolge im Grenzgebiet von Ammon und Moab, also auf dem ostjordanischen Hochland etwa auf der Höhe des Nordendes des Toten Meers (Salzmeer). Eusebius lokalisiert den Ort zwanzig römische Meilen (ca. 30 km) vom Jordan entfernt, gegenüber Jericho. Dabei ist der Landweg gemeint. Daher kann die Identifizierung mit Ḥisbān ca. 20 km Luftlinie östlich der Jordaneinmündung in das Tote Meer (Salzmeer) als sicher gelten.
Zweifel an der genannten Identifikation gründen im unklaren spätbronzeze- und früheisenzeitlichen Befund auf dem Tell von Ḥisbān. Aus der Spätbronzezeit ist lediglich Keramik dokumentiert, der keine architektonischen Reste zugeordnet werden können. Die wenigen ergrabenen Überreste aus der Eisenzeit I (12. bis 10. Jh. v.Chr.) werden so gedeutet, dass zunächst eine offene Siedlung existierte, die anschließend vielleicht für einige Zeit mit Mauer und Graben befestigt war. In der Eisenzeit II ist erst ab dem 8./7. Jh. v.Chr. eine befestigte Stadt nachweisbar, die bis in das 6. oder 5. Jh. v.Chr., also bis in die persische Zeit hinein bestand (Ray, Paul J. 2001a; Gaß, Erasmus 2009a, 214f).
Der Befund zur Spätbronze- und Eisenzeit scheint nicht mit der biblischen Überlieferung eines Königtums in Heschbon vor der Landnahme der Israeliten in Einklang zu stehen. Daher wird versuchsweise Tell Ǧalūl als eine der wenigen Ortslagen im zentralen Ostjordanland mit spätbronzezeitlichen Resten (vgl. Youker, Randall u.a. 2009a) für eine Gleichsetzung mit Heschbon in die Diskussion eingebracht (Geraty, Lawrence T. 1983a; Boling, Robert G. 1988a, 47; vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 487 Anm. 335). Tell Ǧalūl liegt jedoch zu weit südlich, um noch mit Ammon in Verbindung gebracht zu werden. Insofern ist eine exegetische Lösung zu bevorzugen. Weder die Textabschnitte zu Sihon, dem König von Heschbon, noch das sogenannte Heschbonlied Num 21,27-30 setzen ein spätbronzezeitliches Königtum in Heschbon voraus (Van Seters, John 1972a; Schmitt, Hans-Christoph 1988a). Dabei ist es für die Identifizierungsfrage unerheblich, ob die Texte eine geschichtliche Situation im 10. Jh. v.Chr. wiedergeben (Lemaire, André 1992a) oder ob Sihon eine fiktive Gestalt ist und die entsprechenden Notizen erst um die Mitte des 1. Jt. v.Chr. Zeit entstanden (Wüst, Manfried 1975a, 10–57.241–243; Timm, Stefan 1989a, 62–96; Knauf, Ernst Axel 1990a).
Ob die Hld 7,5 erwähnten „Teiche in Heschbon“ mit einem quadratischen (17,5 x 17,5 m) Wasserreservoir identisch sind, das bei den Grabungen auf Tell Ḥisbān freigelegt wurde, muss offen bleiben, da die stratigrafische Zuordnung dieses Bauwerks unklar ist. Die Vorschläge reichen vom 10. Jh. v.Chr. bis in die persische Zeit. Da in Hld 7,5 von mehreren Teichen die Rede ist, käme die späte Eisenzeit II oder die persische Zeit in Betracht, als neben dem genannten Reservoir noch ein weiteres Wasserbecken und eine große Zisterne angelegt waren. Vermutlich entstand das Hohelied jedoch erst in hellenistischer Zeit. In dieser Zeit gab es auf Tell Ḥisbān zwar eine Festung, ob diese jedoch Teiche und eine Toranlage, wie sie Hld 7,5 ebenfalls erwähnt, besaß, ist nicht bekannt. Möglicherweise ist der genannte Vers so zu verstehen, dass hier nicht zeitgenössische Bauwerke in Heschbon gemeint sind, sondern dass der Ort als ostjordanisches Gegenstück zu Jerusalem dargestellt wird (Jericke, Detlef 2005a, 48f).
Ab der späthellenistischen Zeit bis in die römische und byzantinische Zeit wurde Ḥisbān zu einer Stadt ausgebaut, was den literarischen Befunden (Josephus, Eusebius, Münzen, Inschriften) entspricht. Seit dem 4. Jh. n.Chr. war Heschbon Bischofsstiz. Darauf weisen u.a. die mit Inschriften versehenen Mosaiken von Māʿīn und Umm er-Reṣāṣ.
Autor: Detlef Jericke; letzte Änderung: 2021-11-15 09:43:48
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Lexikonartikel
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BHH
2 (1964), 709 (Elliger, Karl, Art. Hesbon)
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NBL
2 (1995), 141f (Timm, Stefan, Art. Heschbon)
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NEAEHL
2 (1993), 626–630 (Geraty, Lawrence T., Art. Heshbon)
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RGG4
3 (2000), 1702 (Knauf, Ernst Axel, Art. Hesbon)
-
EBR
3 (2011), 597-598 (Pioske, Daniel D., Art. Bath-Rabbim); 11 (2015), 983-984 (Ray, Paul J.; Art. Heshbon)
Literatur
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Abel, Félix-Marie 1938a , 348f ;
Rudolph, Wilhelm 1962a , 169–173 ;
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Wüst, Manfried 1975a , 10–57.241–243 ;
Boraas, Roger S. / Horn, Siegfried H. 1975a ;
Boraas, Roger S. / Geraty, Lawrence T. 1976a ;
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Boling, Robert G. 1988a , 47 ;
Hübner, Ulrich 1988b ;
Timm, Stefan 1989a , 62–96 ;
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Knauf, Ernst Axel 1990a ;
Zwickel, Wolfgang 1990a , 165f ;
Kellermann, Diether 1991a ;
Bieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991a ;
Lemaire, André 1992a ;
Knauf, Ernst Axel 1992b ;
Kellermann, Diether u.a. 1992a ;
Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992a ;
Keel, Othmar 1992a , 216–218 ;
Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a ;
Cross, Frank Moore / Geraty, Lawrence T. 1994a ;
Merling, David 1994a ;
Sauer, James A. 1994a ;
Mitchel, Larry A. 1994a ;
Schmitt, Götz 1995a , 149f ;
MacDonald, Burton 2000a , 91–93 ;
Ray, Paul J. 2001a ;
Gaß, Erasmus 2005a , 484–487 ;
Jericke, Detlef 2005a , 48f ;
Gaß, Erasmus 2009a , 187.214f ;
Sauer, James A. / Herr, Larry G. 2012a ;
London, Gloria / Shuster, Robert D. 2014a ;
Gaß, Erasmus 2021a , 80.114 ;
LaBianca, Øystein S. / Hudon, Jeffrey 2021a ;
Stordalen, Terje 2021a ;
Jacobsen, Frode F. 2021a ;
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