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Weitere Namen
Land der Chaldäer; Chaldea; Kaldu
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
ארץ) כשדים) (’æræṣ) kaśdîm. (γή) Χαλδαιων/Χαλδαια
Belege AT
Gen 11,28; Gen 11,31; Gen 15,7; Jes 13,19; Jes 23,13; Jes 47,1.5; Jes 48,14; Jes 48,20; Jer 24,5; Jer 25,12; Jer 35,11; Jer 50,1; Jer 50,8; Jer 50,10; Jer 50,25; Jer 50,45; Jer 51,1 ? Jer 51,4–5; Jer 51,24; Jer 51,35; Jer 51,54; Ez 1,3; Ez 11,24; Ez 12,13; Ez 23,15–16; Dan 5,30; Dan 9,1; Neh 9,7
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
kaldu (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 188−190)
ks2dm (altsüdarabisch: Robin, Christian / Maigret, Alessandro de 2009a, 82−84)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
γή Χαλδαίων (Jdt 5,7; Apg 7,4)
Χαλδαιοι (Herodot 1,181.183; Diodorus Siculus 2,29−31; Strabon 1,2.15; 15,1.6; 16,1.6, 2.39, 3.3; Josephus, antiquitates 1,159; 10,40.183.187; 11,91)
Χαλδαια (Josephus, antiquitates 1,152.154)
Beschreibung
Der hebräische Ausdruck kaśdîm „Chaldäer“ ist formal gesehen ein Gentilizium. Entsprechend hat die LXX zumeist Χαλδαιοι, lediglich einmal verwendet sie den auch bei Josephus gebrauchten Namen Χαλδαια „Chaldäa“ (Jer 50,10 [LXX Jer 27,10]). Viele alttestamentliche Belege zu kaśdîm meinen folglich die Ethnie „Chaldäer“, insbesondere in den Erzählungen zur Einnahme Jerusalems durch babylonische Truppen (2Kön 25; Jer 37–38; Jer 52). Daneben ist kaśdîm jedoch auch als Ortsangabe verwendet. Am deutlichsten wird dies in der Wendung kaśdîmāh „nach Chaldäa“ (Ez 11,24; Ez 23,16). Auch in der Verbindung jôšbê kaśdîm „Bewohner Chaldäas“ ist kaśdîm Ortsangabe (Jer 51,24). Mitunter ist nicht genau zu entscheiden, ob die Ethnie oder die Landschaft gemeint ist, so im Namen des Heimatortes Abrahams ’ûr kaśdîm „Ur der Chaldäer“/„Ur in Chaldäa“ (Gen 11,28; Gen 11,31; Gen 15,7; Neh 9,7) oder in dem häufig verwendeten Ausdruck ’æræṣ kaśdîm „Land der Chaldäer“/„Land Chaldäa“ (Jes 23,13; Jer 24,5; Jer 25,12; Jer 50,1; Jer 50,8; Jer 50,25; Jer 50,45; Jer 51,4; Jer 51,54; Ez 1,3; Ez 12,13; vgl. Jdt 5,7; Apg 7,4). Die Chaldäer sind erstmals in neuassyrischen Dokumenten der Zeit Assurnasirpals II. (883−859 v.Chr.) und Adadniraris III. (810−782 v.Chr.) erwähnt (HTAT, 274f, Nr. 121). Daraus ist zu erschließen, dass es sich um einen Verband von Stämmen handelte, der im Verlauf des 9. Jh. v.Chr. entweder aus den nordwestlich an das Zweistromland angrenzenden Bergländern oder aus dem arabischen Raum in das südliche Mesopotamien kam und sich dort niederließ. Seit dem ausgehenden 8. Jh. v.Chr. kontrollierten die Chaldäer große Teile Babyloniens. Mehrheitlich kamen die Könige Babylons dieser Zeit aus chaldäischen Stämmen. Der bekannteste ist marduk-apla-iddin, der unter dem Namen Merodach-Baladan als „König von Babel“ im Alten Testament erwähnt wird (2Kön 20,12; Jes 39,1). Vermutlich stammten auch die Herrscher des neubabylonischen Imperiums im 7./6. Jh. v.Chr. aus chaldäischen Gruppen. Daher ist der Ausdruck „Chaldäer“ bzw. „Chaldäa“ in alttestamentlichen Texten und in Schriften der persischen und hellenistisch-römischen Zeit synonym zu Babylonier/Babylon verwendet. Ausdrücklich nennt etwa Herodot (1,181) die Bewohner Babylons Χαλδαιοι „Chaldäer“. Nach dem Ende des selbständigen babylonisch-chaldäischen Königtums und der Eingliederung Babyloniens in das persische Imperium bzw. in die Nachfolgestaaten des Alexanderreichs wird der Name Chaldäer in Texten der griechischen Antike auch für die im Altertum bekannten babylonischen Astrologen und Magier gebraucht.
Autor: Detlef Jericke, 2015; letzte Änderung: 2022-01-24 18:38:58
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Lexikonartikel
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RLA
5 (1976−1980), 291−297 (Edzard, Dietz Otto, Art. Kaldu [Chaldäer])
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LThK3
2 (1994), 998f (Hübner, Ulrich, Art. Chaldäa. Chaldäer)
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DNP
2 (1996), 1086f (Maul, Stefan, Art. Chaldaioi [Chaldäer])
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RGG4
2 (1999), 95 (Steymans, Hans Ulrich, Art. Chaldäa, Chaldäer)
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EBR
4 (2012), 1141−1148 (Dietrich, Manfried / Mayfield, Tayler / Brummitt, Mark, Art. Chaldeans); 15 (2017 ), 1206-1208 (Sweeney, Marvin A., Art. Leb-qamai [Place])
Literatur
Lipiński, Edward 2000a , 416−422 ;
Bryce, Trevor 2009a , 158f ;
Dietrich, Manfried 2012a ;
Jericke, Detlef 2013a , 84f ;
Levavi, Yuval 2023a ;
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