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Aschkelon

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Askalon; Ashkelon; Ashqelon

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

Belege AT

Jos 13,3 (gent.); Ri 1,18; Ri 14,19; 1Sam 6,17; 2Sam 1,20; Jer 25,20Jer 47,5; Jer 47,7; Am 1,8; Zef 2,4; Zef 2,7; Sach 9,5
 

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

 *ʾaṯqalānu [ʾ-ś-q-3-r-nw] (ägyptisch [Ächtungstexte]: HTAT, 44)
jsqrn (ägyptisch [(„Israelstele“ des Pharao Merenptaḥ, Zeile 27]: Aḥituv, Shmuel 1984a, 69–71; Niccacci, Alviero 1997a, 63; Hannig, Rainer 2006a, 1119; HTAT, 170, Nr. 066 [ʾ-ś-q-3-r-n-ï]);
ašqalūna, ašqulūna (akkadisch: Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 41f)
isqalūna (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 177; Bagg, Ariel M. 2007a, 117f)
išqillūnu (neubabylonisch: Zadok, Ran 1985a, 183)
ʾšqlnj (gent.) (phönizisch: Filigheddu, Paolo 2006a, 160)
Ἀσκαλων (Herodot 1,105)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἀσκαλων (Pseudo-Skylax 104: Galling, Kurt 1938a; Jdt 2,28; 1Makk 10,86; 1Makk 11,60; 1Makk 12,33; Strabon 16,2,29; Josephus: Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 26; Klaudios Ptolemaios, geographikē 5,16,2: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006b, 572f; Eusebius, Onomastikon: Timm 25,1‒3 § 62; Klostermann 22,15–18: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 23 § 62)
Ascalon (Hieronymus: Timm 24*,11–25*,4)
Ascalo (Plinius, naturalis historia 5,14,68)
Ascalona (Itinerarium Antonini 151.200: Cuntz, Otto 1929a; Theodosius, cap. 3: Geyer, Paulus 1898a, 138; Donner, Herbert 2002a, 192; Antoninus Placentinus, cap. 33: Geyer, Paulus 1898a, 180; Donner, Herbert 2002a, 277)
Ἀσκαλων (Georgios Kyprios: Gelzer, Heinrich 1890a, 51)
Ἀσκαλω[ν] (Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 64f, Nr. 91)
ΑΣΚΑΛΩΝ[Α] (Inschrift Māʿīn: Piccirillo, Michele 1985a, 345); ΑΣΚΑΛΟΝ (Inschrift Nr. 12g Umm er-Reṣāṣ: Piccirillo, Michele / Alliata, Eugenio 1994a, 255)
ʾšqlwn (rabbinisch [„tannaitisches Grenzverzeichnis“]: Fritz, Volkmar 2000a, 28)
Ascalone (Tabula Peutingeriana: Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 263, Abb. 191; https://www.tabula-peutingeriana.de/list.html?segm=9)
 

Beschreibung

Name

Der hebräische Name ʾašqelôn ist möglicherweise von der Wurzel šql „schwer sein, wiegen“ abzuleiten, was auf die Bedeutung des Orts als Handelplatz hindeuten könnte (Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 49f; Gaß, Erasmus 2005a, 61).

Außerbiblische Belege

In ägyptischen Dokumenten des 2. Jt. v.Chr. ist Aschkelon mehrfach erwähnt, etwa in den Ächtungstexten aus dem 18. Jh. v.Chr. und in der „Israelstele“ des Pharao Merenptaḥ vom Ende des 13. Jh. v.Chr. Im letztgenannten Text reklamiert der Pharao die Einnahme des Orts. Die Belege zeigen, dass die Kontrolle der an der levantinischen Mittelmeerküste gelegenen Stadt für die Handelsinteressen Ägyptens von großem Interesse war. Die Texte der neuassyrischen Zeit belegen, dass Aschkelon sich zunächst gegen den Übergriff Assurs wehrte, im Jahr 701 v.Chr. jedoch von den Truppen des assyrischen Königs Sanherib eingenommen wurde (HTAT, 329–333, Nr. 181). Auch in spät- und nachalttestamentlicher Zeit wird Aschkelon häufig in Dokumenten der persischen, hellenistischen, römischen und byzantinischen Zeit genannt, was die gleichbleibende Bedeutung der Stadt zeigt (Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 55–60).

Altes Testament

Das Alte Testament kennt Aschkelon als Stadt der Philister (Jos 13,3; 1Sam 6,17; 2Sam 1,20; Jer 25,20; Am 1,8). Dies dürfte den Verhältnissen vom 12. bis zum 7./6. Jh. v.Chr. entsprechen. Uneindeutig ist Ri 1,18. Während der MT davon ausgeht, dass Aschkelon von Juda erobert wurde, passt LXX die Formulierung an gleichartige Wendungen in Ri 1 an und schreibt, der Ort sei nicht eingenommen worden. Letzteres dürfte die historischen Verhältnisse wiedergeben, da neuassyrische Texte Aschkelon als ein eigenes Herrschaftsgebilde ausweisen und noch Zef 2,7 davon ausgeht, dass der Ort erst „am Tag des Zorns Jhwhs“ zu Juda kommen soll. Der zuletzt genannte Text erwähnt darüber hinaus die Lage Aschkelons am Meer, ähnlich wie Jer 47,7.

Lokalisierung

Lediglich vereinzelt wurde in der älteren Fachliteratur die Gleichsetzung von Aschkelon mit el-Meǧdel erwogen (vgl. Thomsen, Peter 1907a, 28), einem Siedlungsplatz, der jetzt im Osten der modernen Stadt Ašqelôn liegt und bei dem neben Resten einer Moschee auch Spolien aus der Spätantike gefunden wurden (vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 63). Heute ist die Gleichsetzung mit dem großen Siedlungsplatz bei ʿAsqalān unmittelbar an der Mittelmeerküste im Südwesten der Stadt Ašqelôn aufgrund der Namenskontinuität, der Lage und des archäologischen Befunds unbestritten (Gaß, Erasmus 2005a, 61–65). Der Platz war nahezu durchgängig vom Chalkolithikum (5./4. Jt. v.Chr.) bis in die Kreuzfahrerzeit (11./12. Jh. n.Chr.) besiedelt. Aus dem Chalkolithikum und aus der Frühbronzezeit (3. Jt. v.Chr.) sind lediglich Siedlungsspuren bekannt. In der Mittelbronzezeit IIA (19./18. Jh. v.Chr.) wurde eine stark befestigte Stadt mit Erdwällen und vier Stadttoren angelegt (Stager, Lawrence E. u.a. 2018a). Sie hatte eine Ausdehnung von ca. 60 ha. Innerhalb der Stadtumwallung sind nochmals zwei Siedlungshügel zu unterscheiden, einer im Norden, der andere im Süden. In der Spätbronzezeit (14. bis 12. Jh. v.Chr.) konzentrierte sich die Besiedlung auf den südlichen Hügel, an dem auch der Übergang zur Eisenzeit I (12. bis 10. Jh. v.Chr.) dokumentiert ist. Die Eisenzeit I ist geprägt von der philistäischen, in der Ägäis wurzelnden materiellen Kultur (Stager, Lawrence E. u.a. 2020a). Die Befestigungsanlagen dieser Zeit folgten der Linie der mittelbronzezeitlichen Wallanlagen. Die Eisenzeit II (spätes 10. bis 6. Jh. v.Chr.) dagegen ist weniger gut dokumentiert. Keramikfunde und einzelne Gebäudereste bezeugen eine durchgehende Besiedlung. Im 7. Jh. v.Chr. scheint ein Siedlungshöhepunkt gelegen zu haben (Master, Daniel M. 2003a; Stager, Lawrence E. u.a. 2011a). Meist wird angenommen, die eisenzeitliche Stadt sei am Ende des 7. Jh. v.Chr. von neubabylonischen Truppen zerstört worden (Stager, Lawrence E. 1996a; Master, Daniel M. 2018a). Die genauen Umstände und auch der genaue Zeitpunkt sind jedoch umstritten (Fantalkin, Alexander 2011a; Barstad, Hans M. 2012a). Aus persischer Zeit (spätes 6. bis 4. Jh. v.Chr.) ist v.a. ein großer Hundefriedhof bekannt, dessen Deutung nicht ganz geklärt ist (Stager, Lawrence E. 1991b; Wapnish, Paula / Hesse, Brian 1993a; Halpern, Baruch 2000a). In hellenistischer (spätes 4. bis 1. Jh. v.Chr.) und römischer Zeit (1. Jh. v.Chr. bis 4. Jh n.Chr.) wurden die Befestigungsanlagen teilweise wieder benutzt (Johnson, Barbara L. 2008a; Dell’Acqua, Antonio 2021a; Birney, Kathleen J. 2022a). Der Befund ist jedoch durch Überbauung aus byzantinischer Zeit (4. Jh. bis 7. Jh. n.Chr.) gestört, aus der u.a. ein Badkomplex mit Mosaiken und die Überreste einer Basilika stammen. In byzantinischer Zeit erstreckte sich die Besiedlung erkennbar über den alten Siedlungsplatz hinaus. Darauf deuten Reste von Kirchenbauten im heutigen Stadtgebiet (Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 59–62). Die Stadtanlage der islamischen Periode und der Kreuzfahrerzeit folgte, soweit es den Siedlungsplatz bei ʿAsqalān betrifft, im Wesentlichen derjenigen der byzantinischen Epoche. Einige der alten Befestigungsanlagen wurden erneuert und die Kirche wurde zeitweilig in eine Moschee umgebaut (Hoffman, Tracy 2019a).

 

Autor: Detlef Jericke, 2023; letzte Änderung: 2023-04-24 10:51:52

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BRL (1937), 38–40 (Art. Askalon)
  • BHH 1 (1962), 139 (Elliger, Karl, Art. Askalon)
  • EAEHL 1 (1975), 121–130 (Avi-Yonah, Michael / Ephʿal, Y., Art. Ashkelon)
  • BRL2 (1977), 15f (Galling, Kurt, Art. Askalon)
  • NBL 1 (1991), 186f (Görg, Manfred, Art. Aschkelon)
  • ABD 1 (1992), 487–490 (Esse, Douglas L., Art. Ashkelon)
  • NEAEHL 1 (1993), 103–112 (Stager, Lawrence E., Art. Ashkelon)
  • LThK3 1 (1993), 1059 (Wenning, Robert, Art. Aschkelon)
  • RGG4 1 (1998), 829f (Uehlinger, Christoph, Art. Askalon)
  • EBR 2 (2009), 987-992 (Master, Daniel, Art. Ashkelon)

 

Literatur

Thomsen, Peter 1907a , 28 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 252f ;  Noth, Martin 1953a , 75 ;  Simons, Jan 1959a , 326 § 735 ;  Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a , 49–75 ;  Redford, Donald B. 1986aBergoffen, Celia J. 1988aSinger, Itamar 1988aStager, Lawrence E. 1991aStager, Lawrence E. 1991bWapnish, Paula / Hesse, Brian 1993aTsafrir, Yoram u.a. 1994a , 68-70 ;  Lass, Egon H. E. 1994aStager, Lawrence E. 1996aNa’aman, Nadav 1998aHalpern, Baruch 2000aBallard, Robert D. u.a. 2002aMaster, Daniel M. 2003aGaß, Erasmus 2005a , 61–65 ;  Naʾaman, Nadav 2006a , 68‒75 ;  Stager, Lawrence E. 2006aCross, Frank Moore / Stager, Lawrence E. 2006aStager, Lawrence E. u.a. 2008aWimmer, Stefan Jakob 2008aJohnson, Barbara L. 2008aStager, Lawrence E. 2009aMaster, Daniel 2009aRösel, Hartmut N. 2011a , 210 ;  Fantalkin, Alexander 2011aMaster, Daniel M. / Aja, Adam J. 2011aStager, Lawrence E. u.a. 2011aPress, Michael D. 2012aBarstad, Hans M. 2012aHuster, Yaakov 2015aMaster, Daniel M. u.a. 2015aLass, Egon H. E. 2016aStager, Lawrence E. u.a. 2018aMaster, Daniel M. 2018aFantalkin, Alexander 2018aMaster, Daniel 2018bHuehnergard, John 2018aEisenberg-Degen, Davida u.a. 2019aHoffman, Tracy 2019aHofeditz, Ulrich 2020a , 306.390 ;  Stager, Lawrence E. u.a. 2020aMaster, Daniel M. 2021a Dell’Acqua, Antonio 2021aAsscher, Yotam u.a. 2021aBirney, Kathleen J. 2022aErickson-Gini, Tali / Savariego, Alegre 2023a