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Kislot-Tabor

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Chisloth-Tabor

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

כִּסְלֹת תָּבֹר kislot tābor. Χασαλωθ Θαβωρ (LXX-A u.a.), Χασελωθαιθ (LXX-B), Χασελαθ Θαβωρ (Mss-O [MSS G 376, 426]). Cheseleththabor (Jos 19,13 Vulgata)

Belege AT

Jos 19,12; Jos 19,18 (?)

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἐξαλώθ (Josephus, bellum 3,39)
Χσαλους (Eusebius, Onomastikon: Timm 24,1 § 59 [zu Ακσαφ] und 33,8 § 114 [zu Αχασελωθ]; Klostermann 22,4 und 28,23; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 22 [in § 59] und 32 [in § 114]); Chsalus (Hieronymus: Timm 23*,11; 33*,7f)
Θαβωρ (Eusebius, Onomastikon: Timm 125,1–3 § 502; Klostermann 98,23–25; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 95 § 500); Thabor (Hieronymus: Timm 125*,1–4)
Χασελαθ Θαβωρ (Eusebius, Onomastikon: Timm 235,1 § 959; Klostermann 174,2 [Χεσελαθ Θαβωρ]; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 163 § 957); Chaselath Thabor (Hieronymus: Timm 235*,1)
Χασελαθ του Θαβωρ (Eusebius, Onomastikon: Timm 236,1f § 965; Klostermann 174,11f; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 163 § 963); Chaselath iuxta Thabor (Hieronymus: Timm 236*,1f)
אכסלו בקעת ʾkslw bqʿt (Midrasch Bereschit Rabba 98 [99]:12 (1263,7), MS Vat30, MS London u.a.)
Παρθένιος ὲπσκοπος Εξάλους ( Mansi 8,1173-4: Elitzur, Yoel 2004a, 161)

Beschreibung

Altes Testament

Kislot-Tabor wird in Jos 19,12 als Ortsbezeichnung im Kontext der Beschreibung der Südgrenze Sebulons östlich von Sarid erwähnt. Jos 19,11 beschreibt von Sarid ausgehend die Südgrenze des Stammes gen Westen, Jos 19,12 folgt, ebenfalls von Sarid Ausgang nehmend, die Beschreibung der Südgrenze in östlicher Richtung. Nach Jos 19,12a wendet (ŠB, qal) sich diese ostwärts ʿal gebûl kislot tābor „zum Gebiet Kislot-Tabor“. Das Nomen gebûl ist hier im Sinne von „Gebiet“ (nicht: „Grenze“) zu verstehen (Gesenius18, 192; zur Verwendung der Präposition ʿal im Zusammenhang mit geographischen Einheiten Gesenius18, 964–965).
Bei Kislot-Tabor handelt es sich um eine zusammengesetzte Wortverbindung. Das zweite Namenselement ist eine geographische Näherbestimmung, die hier dem Ortsnamen zugehört (siehe unten zur Etymologie).
Das erste Element kislot wird mit kesûlot (Kesullot; Jos 19,18) identifiziert (Elitzur, Yoel 2004a, 160–163), einem Toponym, das innerhalb der Beschreibung des Stammesgebiets Issachars neben Schunem genannt wird. Im Griechischen weist LXX-A zu Jos 19,12 mit Χασαλωθ die identische Form auf wie LXX zu Jos 19,18 (Abel, Félix-Marie 1938a, 63). Mit einiger Wahrscheinlichkeit dürfte es sich daher bei den Toponymen Kislot-Tabor und Kesullot (Jos 19,18) um den gleichen Ort handeln. 

Etymologie

Analog zum Namen Asnot-Tabor (Jos 19,34) ist davon auszugehen, dass der Namensbestandteil „Tabor“ auf die Lokalisierung des Orts Kislot-Tabor nahe dem Berg oder der Stadt Tabor hinweist, vermutlich um den Namen „Kislot“ zu spezifizieren (so auch Borèe, Wilhelm 1968a, 89; Kallai, Zecharia  1986a, 183 Anm. 173; Müller, Monika 2008a; implizit: Alt, Albrecht 1926a, 60; Noth, Martin 1953a, 115; Aharoni, Yohanan 1984a, 271; Elitzur, Yoel 2004a, 161; u.a.).
Zu den linguistischen Unterschieden der Bezeugungen kislots siehe oben (Altes Testament). Für sprachgeschichtliche Erklärungen ist auf die eingehende Analyse bei Elitzur zu verweisen (Elitzur, Yoel 2004a, 161–163). Eine Herleitung des Ortsnamens von der hebräischen und aramäischen Wurzel KSL (vgl. akkadisch saklu) („faul, träge, töricht“) ist nicht belegbar. Borée leitet von kæsæl („Lende“) ab (vgl. Borée, Wilhelm 1968a, 89).
Der Namensbestandteil Tabor ist vielleicht von der Wurzel TBR (etymologische Herleitung unklar, ggf. mit arabisch NBR [„emporheben“] zusammenhängend) oder  von aramäisch ŠBR/TBR („brechen“) bzw. hebräisch ŠBR/TBR („bekümmern“) abzuleiten Dabei könnte ŠBR/TBR auf DBR („reden“) mit präfigiertem ta- und Ausfall des ersten Wurzelkonsonanten zurückgeführt und der Ortsname vermutungsweise als „Orakelstätte“ interpretiert werden (Gaß, Erasmus 2005a, 251).

Nachalttestamentliche Belege
 
Eusebius weist in seinem Onomastikon die Einträge Χασελαθ Θαβωρ und Χασελαθ του Θαβωρ auf, die er beide in Sebulon verortet. Im zweitgenannten Eintrag verweist er weiter auf die Bezeichnung Χεσσαλους, von der in den Einträgen zu Ακσαφ und Αχασελωθ (jeweils unter der Namensform Χσαλους) als einem Dorf oder Gehöft (κώμη) in der Ebene nahe dem Berg Tabor die Rede ist (vgl. auch Elitzur, Yoel 2004a, 160–163). Außerdem scheint sich das Lemma Θαβωρ (zu Tabor Jos 19,22) auch auf die Jos 19,12 und Jos 19,34 genannten Kompositnamen Kislot-Tabor bzw. Asnot-Tabor an den Grenzen Sebulons und Naftalis zu beziehen. Allerdings schreibt Eusebius hier, dass der Ort zehn Meilen von Diokaisareia entfernt ist, während die Distanzangabe bei Χσαλους jeweils acht Meilen lautet.
 
Lokalisierung

Wie die Beschreibung der Grenze Sebulons im Nordosten erfolgt die Grenzbeschreibung für den Südosten in Jos 19,12 teilweise durch Orte, die der biblischen Bezeugung nach nicht zu Sebulon, sondern zu Issachar gehören wie Daberat (vgl. Jos 21,28). Das legt die Schlussfolgerung nahe, dass Sebulon im Südosten keine nennenswerten Ortschaften umfasste, was die Vermutung der Begrenzung des Stammesterritoriums auf den Bergrücken um die heutige Stadt Nazareth nahelegt (siehe Daberat). Der Vorschlag, Kislot-Tabor und Kesullot (Jos 19,18) zu unterscheiden und erstgenannten Ort in Sebulon, zweitgenannten in Issachar zu verorten (Alt, Albrecht 1926a, 60 Anm. 4), kann im Hinblick auf den griechischen Text nicht begründet werden. Die Lokalisierung sollte unabhängig von der Frage der Zugehörigkeit zu einem Stammesgebiet erfolgen.
Aufgrund des Namensanklangs wird für Kislot-Tabor bzw. Kesullot meist eine Identifizierung mit Iksāl angenommen (u.a. Guerin, Victor 1874a, 108.123; Conder, Claude R. / Kitchener, Herbert H., 363.365.385–388; Borée, Wilhelm 1968a, 47; Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 88; Zori, N. 1977a, 108; Aharoni, Yohanan 1984a, 257; Kallai, Zecharia 1986a, 183–184; Kellermann, Diether u.a. 1992a). Der Platz liegt unmittelbar südlich von Nazareth auf einem flachen, länglichen Plateau am Nordrand der Ebene Biqʿat Kesullot. Allerdings stammt die bei Iksāl im süd-östlichen Teil eines sich gen Süd-Osten ertsreckenden länglichen Sporns gefundene Keramik aus spät-römischer und byzantinischer Zeit; westlich wurden Wein- und Ölpressen gefunden (Raban, Avner / Shemesh, Noy 2016a, Site No. 96). Alternativ wird vorgeschlagen, Kislot-Tabor mit Ḫirbet eṭ-Ṭira ca. 1,5 km nördlich von Iksāl zu identifizieren (Alt, Albrecht 1926a, 60; vgl. Abel, Félix-Marie 1938a, 299; Simons, Jan 1959a, 181). Funde in Ḫirbet eṭ-Ṭira datieren frühestens in die achämenidische (persische) Zeit (Zori, N. 1977a, 104; Gal, Zvi  1992a, 15). Nicht ganz von der Hand zu weisen ist daher die Überlegung, dass sich in Iksāl zwar der alte Name erhalten hat, die Siedlung der alttestamentlichen Zeit jedoch auf Ḫirbet eṭ-Ṭira lag (Noth, Martin 1953a, 115; anders Fritz, Volkmar 1994a, 190).
 

 

Autor: Johannes Bremer; letzte Änderung: 2023-04-01 12:02:22

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • IDB 1 (1962), 562 (van Beek, Gus W.)
  • ABD 1 (1992), 910-911 (Frankel, Rafael, Art. Chisloth-Tabor)
  • WiBiLex (2008) (Müller, Monika, Art. Tabor)
  • EBR 5 (2012), 134-135 (Knauf, Ernst Axel, Art. Chisloth-Tabor)

 

Literatur

Guerin, Victor 1874a , 108.123 ;  Conder, Claude R. / Kitchener, Herbert H. 1881a ., 363.365.385–388 ;  Alt, Albrecht 1926a , 60 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 299 ;  Noth, Martin 1953a , 115 ;  Simons, Jan 1959a , 181 § 329 ;  Borée, Wilhelm 1968a , 47 ;  Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a , 88 ;  Zori, Nehemjāh 1977a , 104 ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 257 ;  Kallai, Zecharia 1986a , 183–184 ;  Kellermann, Diether u.a. 1992aGal, Zvi 1992a , 15 ;  Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aFritz, Volkmar 1994a , 190 ;  Schmitt, Götz 1995a , 152 ;  Grootkerk, Salomon E. 2000a , 296f Nr. 23 ;  Elitzur, Yoel 2004a , 160–163 ;  Gaß, Erasmus 2005a , 251-254 ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 205 ;