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Gat-Hefer

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

גַּת הַחֵפֶר gat hahefær. Γεθθα (LXX-A), Γεβερε (LXX-B), Γεθθα Εφερ (LXX-O Mss G 376, 42, Syh) LXX-Mss 19, 108, γεθθεφά (V)

Belege AT

Jos 19,13; 2Kön 14,25

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Hieronymus Jona Kommentar als Geburtsplatz Jona ben Amitais. Eusebius listet den Eintrag Γεθθα Εφέρ`, zu Sebulon gehörend (Timm, Stefan 2017a, 84, Z. 5 [333]).

Beschreibung

Biblischer Befund:
Gat-Hefer wird zweifach im Alten Testament erwähnt. Zum einen erfolgt eine Erwähnung innerhalb der Beschreibung der Stammesgrenye Sebulons, die von Sarid (Tell Šādûd) ausgehend in Jos 19,13 in südöstlicher Richtung beschrieben wird (s.u. "Lokalisierung"). 2Kön 14,25 nennt Gat-Hefer als Geburtsort Jonas Ben-Amitais. Im Kontext der Nennung geht es um die erfolgreiche Rückeroberung verlorenen Territoriums durch Jerobeam II., welches Israel zuvor in der Auseinandersetzung mit dem Aramäerkönig Hasaël verloren hatte. Die territoriale Rückeroberung ist jedoch in ihrem im Text beschriebenen Ausmaße „von Lebo-Hamat bis zum Meer der Araba“ (2Kön 14,25a), d.h. vom Toten Meer bis Syrien, anzufragen (Frevel, Christian 2018b, 257). Die Gebietserweiterung nach 2Kön 14,25 wird – entgegen der überwiegenden Beschreibung Jerobeams II. – positiv beurteilt und als Ausführung der Worte YHWHs, die dieser durch Jona, den Sohn Amittais aus Gat-Hefer (כִּדְבַר יְהוָה אֱלֹהֵי יִשְׂרָאֵל אֲשֶׁר דִּבֶּר בְּיַד־עַבְדּוֹ יוֹנָה בֶן־אֲמִתַּי הַנָּבִיא אֲשֶׁר מִגַּת הַחֵפֶר, 2Kön 14,25a), erhalten hatte, verstanden. Die Erwähnung des Ortsnamens erfolgt dabei zur Näherbestimmung Jonas und hat hier keine konzeptionelle Funktion für die Erzählung.
 
Lokalisierung:
Die Lokalisierung Gat-Hefers ist ob der biblischen Formulierung  קֵדְמָה מִזְרָחָה („ostwärts zum Sonnenaufgang hin“, Jos 19,13a) gemäß der biblischen Beschreibung zunächst abhängig von der Lokalisierung Daberats und Jafias (Jos 19,12). Daberat (Jos 19,12; 21,28; 1 Chr 6,57) ist favorisiert mit Dabūrye (alternativ: Ḫirbet Dabūra, vgl. Art. Daberat) zu identifizieren; Jafia konnte nicht eindeutig identifiziert werden und zielt ggf. auf eine Bergformation oberhalb Dabūryes anstelle einer Siedlung, was sich zum einen topographisch und zum anderen ob der Formulierung der einzigen biblischen Bezeugung mit ‘LH Qal „aufsteigen“ nahelegt (vgl. Art. Jafia). Der Beschreibung in Jos 19,13a folgend (וּמִשָּׁם עָבַר קֵדְמָה מִזְרָחָה), verläuft die weitere Grenze Sebulons (zunächst) Richtung Osten (קֵדְמָה מִזְרָחָה, jeweils mit h-locale), wobei die Formulierung mit der Wurzel ‘BR Qal in V. 13a auf die Überquerung, ggf. eines Fluss- oder Bachtales zu zielen vermag, aber auch allgemeiner im Sinne eines nicht geradlinigen Grenzverlaufs verstanden werden kann (Gass, Erasmus 2019a, 29; Gass, Erasmus 2021a [im Druck]). Z. Kallai und N. Na’aman schlagen ein Verständnis der Formulierung קֵדְמָה מִזְרָחָה nicht als Verlauf ostwärts, sondern entlang des Ostens im Sinne einer Ostgrenze vor: „The phrase ‚toward the east‘ should here be interpreted to mean not the direction taken by the boundary line but rather the direction which the border faces.”, Kallai, Zechariah 1986a, 186); N. Na’aman verweist als Referenzen auf Parallelen der Formulierung קֵדְמָה מִזְרָחָה in Ex 27,13; Ex 38,13; Num 2,3; Num 34,15 (vgl. Na’aman, Nadav 1986a). Das Verständnis im Sinne einer Ostgrenze legt sich allerdings nur nach den Exodusbelegen nahe, welche entgegen Jos 19,13 (und Num 2,3; Num 34,15) לִפְאַת קֵדְמָה מִזְרָחָה bezeugen. Das Verständnis im Sinne einer Osten entlang verlaufenden Grenze findet sich wie in Num 2,3; 34,15 in Jos 19,13 nicht vom Text begründet.
Verfolgt man gleichsam den Verlauf der Grenzbeschreibung Sebulons nach Jos 19,11-12 fällt auf, dass bereits die Beschreibung ausgehend von dem mit Tell Šādûd identifizierten Sarid Richtung Westen von Tell Šādûd aufsteigend entlang des Bergrückens verläuft. Ebenso kann der Grenzverlauf Richtung Osten nachgezeichnet werden. Verfolgt man aber von Dabūrye oder Ḫirbet Dabūra den Verlauf des Bergrückens weiter, stellt man fest, dass das Bergmassiv zunächst tatsächlich ein wenig weiter in östlicher Richtung verläuft, bevor seine Abhänge zum Osten hin verlaufen. Jos 19,13a muss also nicht als Formulierung zum Ausdruck der Ostgrenze gelesen werden; vielmehr verläuft der Bergrücken von Dabūrye oder Ḫirbet Dabūra ausgehend vor seinem weiteren Verlauf nach Norden zunächst noch Richtung Osten, was die Formulierung קֵדְמָה מִזְרָחָה nahezulegen vermag.
 
Wider die Identifikation mit Ḫirbet es-Zerrā‘ 
W.F. Albright stellte 1929 die These auf, dass es sich bei einer Anhebung westlich der heutigen Siedlung Meshad nördlich von Nazareth um Ḫirbet es-Zerrā‘ und das biblische Gat-Hefer handelt, woher nach 1Kön 14,25 der Prophet Jona Ben-Amitai stammte (Albright, William Foxwell 1929a, 8; vgl. dazu Alt Albrecht, 1931b, 40 Anm. 1; Abel, Félix-Marie 1938a, 326-327). Er basiert seine These auf die Ausführungen des Jona-Kommentars des Hieronymus, wonach Gat-Hefer ca. 3 km südlich von Zipori auf dem Weg nach Tiberias gelegen ist, wo sich Hieronymus zufolge das Grab Jonas befindet. Ḫirbet es-Zerrā‘ hat samt Terrassen zur West- und Südseite eine Ausdehnung von ca. 50 Dunam. Gefundene Keramik weist auf die frühen Bronze- bis zur Römisch-Byzantinischen Zeit (Gal, Zvi 1992a, 18 [Site 1.23]).
Die Identifikation Gat-Hefers mit Ḫirbet es-Zerrā‘ wurde seit W.F. Albright in der Forschung meist übernommen, wobei durchgängig auf die Verortung des Jona-Grabes durch Hieronymus verwiesen wird. Verfolgt man aber den Verlauf der Grenzbeschreibung, erscheint diese traditionelle Identifikation eher unwahrscheinlich. Chirbet ez-Zerrā‘ liegt deutlich nord-westlicher als Dabūrye und Ḫirbet Dabūra (s. Karte links) und ist daher aus topographischen Gründen nur schwerlich mit der biblischen Beschreibung Jos 19,12-13 in Einklang zu bringen. E. Gaß hat vor diesem Hintergrund zuletzt eine Identifikation Gat-Hefers mit Ḫirbet Um-Ǧebel (Tel Gobel) vorgeschlagen. Bei Ḫirbet Um-Ǧebel handelt es sich um eine ca. 10 Dunam große Anlage, die von E. Zori als Befestigungsanlage gedeutet wurde (Zori, N. 1977a, 105, vgl. auch www.antiquities.org.il/survey/new/default_en.aspx). Ca. 50 m westlich befand sich eine Quelle, die zur Wasserversorgung dienen konnte (vgl. auch Gal, Zvi 1992a, 17, [Site 1:18]). Sowohl von Dabūrye als auch von Ḫirbet Dabūra ist Ḫirbet Um-Ǧebel nur über einen Aufstieg über das Gebirgsmassivs und Überqueren des Nahal Hadevora erreichbar, was sprachlich durch die Formulierung mit der Verbwurzel (‘BR Qal) ausgedrückt wird. Damit wird die süd-östliche Grenze Sebulons wie bereits die süd-westliche Grenze durch den Verlauf des Bergmassivs bestimmt und das Gebiet des Stammes Sebulon auf das Bergmassiv eingegrenzt.

 

Autor: Johannes Bremer; letzte Änderung: 2023-12-01 10:31:30

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • IDB 2 (1962), 356 (van Beek, Gus W.)
  • ABD 2 (1992), 909-910 (Greenberg, Raphael)
  • EBR 9 (2014), 1023 (Lee, Won W., Art. Gath-Hepher)

 

Literatur

Conder, Claude R. / Kitchener, Herbert H. 1882aKlostermann, Erich 1904aAlt, Albrecht 1923aAlbright, William Foxwell 1929aAlt, Albrecht 1931bAbel, Félix-Marie 1938aNoth, Martin 1953aBorée, Wilhelm 1968aZori, Nehemjāh 1977aVan Dyke Parunak, Henry 1977aAharoni, Yohanan 1984aNa’aman, Nadav 1986aKallai, Zecharia 1986aGal, Zvi 1992aGrootkerk, Salomon E. 2000aElitzur, Yoel 2004a , 345f ;  Gal, Zvi 2006aTimm, Stefan 2017aFrevel, Christian 2018a