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Jafia

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Japhia, Yaphia

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

יפיע jāpîʿa. Ιαφαγαι (LXX-A), Φαγγαι (LXX-B), ἰάφεθ (V = Codex vaticanus graecus), Ιαφειε (LXX-O Ms G 426; LXX-Ms 15), Ιαφφιε (LXX-Ms 108), Ιαφαγαι (LXX-Mss A, N u.a.)

Belege AT

Jos 19,12

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

*yapu (akkadisch [ugaritisch] uruia-puk[i] [EA 365:26]: Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 342) ?

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἰαφειε (Eusebius, Onomastikon: Timm 138,4–6 § 559; Klostermann 108,29–31 [Ἰαφεθ]; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 105 § 556); Iafie (Hieronymus: Timm 138*,4–6)

Beschreibung

Etymologie

Die Etymologie Jafias ist nicht sicher. Die auch im Ugaritischen (s. Loretz, Oswald 1980a, 284f) belegte Wurzel YPʿ („hochwachsen“, „heranwachsen“) verweist auf einen „hochgelegenen Ort“ (vgl. aramäisch jafaʾa „Hügel, Hochland“). Ein Rückbezug auf das keilschriftliche ia-pu (EA 365:26) ist jedoch fraglich (Alt, Albrecht 1923a, 38; Borée, Wilhelm 1968a, 101).

Altes Testament

Im Alten Testament ist Jafia mehrfach Personenname. Jos 10,3 erwähnt Jafia als König von Lachisch. Die Aufzählungen 2Sam 5,14b-16 sowie 1Chr 3,7 und 1Chr 14,6 nennen Jafia neben Schima, Schobab, Natan und Salomo als in Jerusalem geborenen Sohn Davids (vgl. 2Sam 5,14b). Als Ortsname ist Jafia ausschließlich in der Grenzliste Sebulons in Jos 19,12 belegt. Der Beschreibung zufolge verläuft die Grenze von Sarid (Tell Šādūd) ausgehend ostwärts Richtung Kislot-Tabor (Iksāl) und Daberat (Dabūriye ?) und steigt auf nach Jafia (weʿālāh jāpîʿa; Jos 19,12bβ), von wo die Grenze weiter nach Gat-Hefer, Et-Kazin und Rimmon (Rimmon, Sebulon) und schließlich nach Nea verläuft (Jos 19,13).

Lokalisierung

Jafia wird zumeist mit der Ortschaft Yāfā ca. 1,5 km südwestlich von Nazareth identifiziert (u.a. Abel, Félix-Marie 1938a, 63; Aharoni, Yohanan 1984a, 271; Borée, Wilhelm 1968a, 101; Elitzur, Yoel 2004a, 311). Funde im Südwesten des heutigen Orts Yāfā dokumentieren eine antike Synagoge und Gräber (Raban, Avner / Shemesh, Noy 2016a, Site 85), außerdem eine als „Vorstadt“ gedeutete Siedlung (Raban, Avner / Shemesh, Noy 2016a, Site 86). Nach den Keramikfunden wurde diese in der Mittelbronzezeit II, der Eisenzeit I-III sowie in der persischen und hellenistischen Zeit genutzt. In der Nähe lassen eine Weinpresse und wenige Keramikfunde auf eine landwirtschaftliche Einrichtung der Eisen II-Zeit schließen (Raban, Avner / Shemesh, Noy 2016a, Site 84).
Während der archäologische Befund für einen alttestamentlichen Ort passend ist, erscheint eine Identifizierung Jafias mit Yāfā aus philologischen Gründen problematisch, da der Ausfall des ʿAjin als des letzten Konsonanten Jafias nicht erklärt werden kann (Noth, Martin 1957a, 256, Anm. 4; Van Dyke Parunak, Henry 1977a, 53f).
Eine Identifikation mit Yāfā ist auch aus topographischen Gründen schwierig. Die Grenzbeschreibung Sebulons Jos 19,12 setzt mit der Richtungsangabe qedmāh mizeraḥ haššæmæš („[von Sarid] nach Osten dem Sonnenaufgang zu“) ein, also mit der Beschreibung der Südostgrenze. Nach Jos 19,12bα erreicht diese in östlicher Richtung zunächst Daberat (Ḫirbet Dabūra oder eher Dabūriye). Sowohl Ḫirbet Dabūra als auch Dabūriye liegen jedoch westlich von Yāfā, sodass die Grenzbeschreibung hier rückwärtsgewandt verlaufen würde. Ein Aufstieg nach Yāfā gemäß Jos 19,12bβ (weʿālāh jāpîʿa „und geht hinauf nach Jafia“) wäre nur ohne Jos 19,12bα („und geht weiter nach Daberat“) logisch nachvollziehbar. Allerdings liegt kein Indiz für eine literarkritische oder redaktionsgeschichtliche Unterscheidung beider Versteile vor.
Daher ergeben sich drei Optionen zur Rekonstruktion des Grenzverlaufes der Südost-Grenze Sebulons:
(1) Festhalten an der Reihenfolge der Grenzbeschreibung und der Identifikation Jafias mit Yāfā: Der Grenzverlauf würde dann von Sarid entlang des Berghangs Richtung Osten verlaufen (wie er gemäß Jos 19,11 Richtung Westen verläuft) und von Ḫirbet Dabūra zurück nach Yāfā aufsteigen. Diese Option entbehrt aber topographisch jeglicher Plausibilität, da hier lediglich ein schmaler Landstreifen „on the slopes of the Nazareth Mountains“ umgrenzt wäre (Kallai, Zecharia 1986a, 186).
(2) Ignorieren der Reihenfolge der Grenzbeschreibung: Eine Plausibilität der Grenzbeschreibung Jos 19,12 ist nur gegeben, wenn der Aufstieg nach oder Richtung des mit Yāfā identifizierten Jafias vor der weiteren Beschreibung des Grenzverlaufs gegen Kislot-Tabor und Daberat erfolgt. Demnach liefe die Grenze weiter entlang des südlichen Berghügels, jedoch oberhalb Sarids. Diese Option wäre allerdings mit einer Umstellung des Verses Jos 19,12 verbunden, die nicht in der Textüberlieferung des MT oder der LXX belegt ist. Zum anderen könnte auch nicht begründet werden, weshalb nach dem Aufstieg nach Yāfā die Grenzlinie wieder in das niedriger gelegene Daberat erfolgen würde.
(3) Festhalten an der vorliegenden Grenzbeschreibung bei Aufgabe der Identifikation Jafias mit Yāfā: Topographisch würde sich eine Lokalisierung Jafias an einem Platz oberhalb von Ḫirbet Dabūra oder Dabūriye anstelle der Identifikation mit Yāfā nahelegen. Die Grenzbeschreibung erfolgte dann von Sarid ausgehend entlang des Hangs nach Westen bis Ḫirbet Dabūra oder Dabūriye und von dort den Hang aufsteigend. Oberhalb von Ḫirbet Dabūra wurden landwirtschaftliche Anlagen entdeckt, die auch in der Eisenzeit und in hellenistischer Zeit genutzt wurden wie u.a. ʿEnot Sho'im und Nahal Baraq (Gal, Zvi 1992a, Site 41 und Site 43). Inwieweit hier ein Zusammenhang mit dem alttestamentlichen Jafia hergestellt werden kann, ist allerdings unsicher.
Möglicherweise handelt es sich bei dem Toponym Jafia lediglich um den Namen einer Landschaftsformation, die nach einem Aufstieg erreicht wurde.

 

Autor: Johannes Bremer; letzte Änderung: 2023-05-03 12:09:53

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • IDB 2 (1962), 802 (Johnson, R. F.)
  • BHH 2 (1964), 803 (Reicke, Bo, Art. Japhia)
  • EAEHL 2 (1976), 541-543 (Barag, Dan, Art. Japhia)
  • ABD 3 (1992), 642-643 (Howard, David M. Jr., Art. Japhia [Place])
  • NEAEHL 2 (1993), 659-660 (Barag, Dan, Art. Japhia)
  • EBR 13 (2016), 773f (Gaß, Erasmus, Art. Japhia [Place])

 

Literatur

Conder, Claude R. / Kitchener, Herbert H. 1882aThomsen, Peter 1907a , 70 ;  Alt, Albrecht 1923a , 38 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 355 ;  Noth, Martin 1953a , 146 ;  Simons, Jan 1959a , 180f § 329 ;  Borée, Wilhelm 1968a , 101 ;  Har-El, Menashe 1972aBar-Kochva, Bezalel 1974aHüttenmeister, Frowald / Reeg, Gottfried 1977a , Band 1, 479–482.528 ;  Zori, Nehemjāh 1977aVan Dyke Parunak, Henry 1977a , 53f ;  Loretz, Oswald 1980a , 284f ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 271 ;  Boling, Robert G. / Wright, G. Ernest 1984a , 445 ;  Kallai, Zecharia 1986a , 186 ;  Kellermann, Diether u.a. 1992aGal, Zvi 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aFritz, Volkmar 1994a , 190 ;  Tsafrir, Yoram u.a. 1994a , 150f ;  Nelson, Richard D. 1997aGrootkerk, Salomon E. 2000a , 286f, Nr. 19 ;  Elitzur, Yoel 2004a , 176f.297.300.311 ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 306 ;