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Ortsangaben der Bibel (odb)
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Baala

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Baalah

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

בעלה baʿalāh. Βααλ

Belege AT

Jos 15,9; Jos 15,10; 2Sam 6,2(?); 1Chr 13,6

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

bʿlh (4QSama 36A,1: a restored and compared to the Septuagint and 4QSamc>Fincke, Andrew 2001a, 148.301. Pl. XIX)
Βααλ (Eusebius, Onomastikon 48,22–24: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 50, Nr. 223; Timm, Stefan 2017a, 59 Zeile 3–5, Nr. 223)
Βααλα / Βαλαα (Eusebius, Onomastikon 48,25: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, , 50, Nr. 224; Timm, Stefan 2017a, 59 Zeile 6, Nr. 224)

Beschreibung

Der Ortsname wird bei der Beschreibung der Nordgrenze Judas verwendet (Jos 15,9-10) und hier mit Kirjat-Jearim gleichgesetzt. In der Beschreibung der West- bzw. Südgrenze Benjamins, die nach der Konstruktion der Landverteilungstexte im Josuabuch über weite Strecken parallel zur Nordgrenze Judas verlaufen soll, steht an der entsprechenden Stelle das Toponym Kirjat-Baal, das ebenfalls mit Kirjat-Jearim identifiziert wird (Jos 18,14; vgl. Jos 15,60). Baala ist demzufolge lediglich ein Kurzname für Kirjat-Baal. Ein weiteres Mal ist der Name Baala in der Wendung Berg Baala (Jos 15,11) genannt. Syntaktisch lassen MT (har-habbaʿalāh) und LXX (ὄρος τῆς Βαλα) offen, ob es sich um ein eigenständiges Toponym oder um einen namenlosen Berg bei Baala handelt. Vom Textzusammenhang her kann der Berg Baala aber kaum mit dem in den beiden vorhergehende Versen genannten Baala in Verbindung gebracht werden, da zwischen Baala und dem Berg Baala noch weitere Ortsnamen aufgeführt und beide Angaben somit zumindest literarisch voneinander abgesetzt werden.
Den Textbelegen des Josuabuchs folgend, setzt Eusebius sowohl Καριαθβααλ als auch Βααλ mit Kirjat-Jearim gleich. Der Eintrag zu Βααλ (Onomastikon 48,22–24) bezieht sich auf den in Jos 15,9-10 genannten Ort. Davon unterscheidet Eusebius ein Βααλα, das er dem Jos 15,11 genannten Berg Baala zuordnet (Onomastikon 48,25). Insofern unterscheidet auch der Kirchenvater Ort und Berg Baala. Allerdings hält er Βααλα ebenso wie Βααλ für einen Ort in Juda. Die Wendung ὄρος τῆς Βαλα der LXX in Jos 15,11 versteht er demnach so, dass der Berg seinen Namen von einem benachbarten Ort, der nicht mit dem in Jos 15,9-10 genannten identisch ist, erhalten hat.
Von dem judäisch-benjaminitischen Grenzort ebenfalls zu unterscheiden ist ein zum Stammesgebiet Simeons gerechnetes Baala im Negeb (Baala, Negeb; Jos 15,29; Jos 19,3).
In 2Sam 6,2 und 1Chr 13,6 geht es darum, dass David die Lade, die in Kirjat-Jearim steht (1Sam 6,21; 1Sam 7,2-3), nach Jerusalem holen lässt. Der MT von 2Sam 6,2 nennt keinen Ortsnamen. Die Wendung miššām „von dort“ in der zweiten Vershälfte könnte jedoch dafür sprechen, dass in der ersten Vershälfte eine Orts­angabe stand. Daher wird die Wendung mibbaʿalê-jehûdāh „von den Herren Judas“ gern nach dem Text von 4QSama 36A,1 geändert und baʿalāh bzw. mibbaʿalat-jehûdāh vorausgesetzt (Stoebe, Hans Joachim 1994a, 188; Vos, Jacobus Cornelis de 2003a, 322; Gaß, Erasmus, 2005b, 54; Finkelstein, Israel u.a. 2018a, 34; McKinny, Chris u.a. 2018a, 31). Auf diese Weise wird der Ortsname Baala in 2Sam 6,2 rekonstruiert und damit eine Anknüpfung an die Lokalangabe Kirjat-Jearim in 1Sam 7,2-3 erreicht, unter der Voraussetzung, dass beide Toponym (Baala und Kirjat-Jearim) den gleichen Ort meinen. Allerdings werden auch Zweifel an der ge­nann­ten Emendation geäußert (Noth, Martin 1953a, 90; Levin, Yigal 2017a, 214f). Alternativ werden die baʿalê-jehûdāh in 2Sam 6,2 als „the baals of Judah“ gedeutet, die zu den „various Judean religious icons“ gehörten, die in Kirjat-Baal/Baala angeblich verehrt wurden (Leuchter, Mark 2008a, 534.541).
Als flankierendes Argument für die vorgeschlagene Textänderung in 2Sam 6,2 kann auf die Chronikparallele in 1Chr 13,6 verwiesen werden. Nach diesem Vers zieht David „mit ganz Israel nach Baala, nach Kirjat-Jearim, das in Juda liegt“. Die syn­taktische Fügung baʿalātāh ʾæl-qirjat-jeʿārîm bleibt dabei etwas unklar. Meist wird vorausgesetzt, dass der Hinweis auf Kirjat-Jearim den Lokativ „nach Baala“ erklärend ergänzt, zumal das Josuabuch die Identität beider Toponyme voraussetzt. Gleichzeitig wird angenommen, dass 2Sam 6,2 zwar die „Vorlage“ für 1Chr 13,6 bildete, letztgenannter Vers jedoch den besseren Text erhalten hat (Galling, Kurt 1954a, 45f; Japhet, Sara 2002a, 270.276f). Die LXX-Variante zu der syntaktisch schwierigen Passage in 1Chr 13,6 hilft nicht weiter, da sie εἰς πόλιν Δαυιδ „in die Stadt Davids“ für baʿalātāh ʾæl-qirjat-jeʿārîm schreibt. Zusammenfassend betrachtet erscheint eine Textänderung in 2Sam 6,2 nicht zwingend, da der über­lieferte masoretische Text dieses Verses nicht völlig sinnlos ist und die Versionen von 1Chr 13,6 und 4QSama 36A,1 als auslegende Varianten verstanden werden können, die bereits die topographische Inszenierung der Ladeerzählungen in den Samuelbüchern berücksichtigen.

Lokalisierung und weitere Literatur s. Kirjat-Baal

 

Autor: Detlef Jericke, 2020; letzte Änderung: 2021-05-08 11:37:25

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • NBL 1 (1991), 223f (Görg, Manfred, Art. Baala)
  • ABD 1 (1992), 555 (Ehrlich, Carl S., Art. Baalah)
  • EBR 3 (2011), 210f (Shipp, R. Mark, Art. Baalah); 3 (2011), 220 (Hutzli, Jürg, Art. Baal-Judah); 3 (2011), 374 (Shipp, R. Mark, Art. Balah)

 

Literatur

Jericke, Detlef 2020a , 120–130.134f.137–139.205.237.250 ;