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Janoach, efraimitisch

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Janoah

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

יָנֹוחָה  jānôḥāh.  Ιανω / Ιανωκα / Μαχω
 

Belege AT

Jos 16,6; Jos 16,7

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἰανω (Eusebius, Onomastikon: Klostermann 108,19-21; Timm 137,6-8 § 553; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 104 § 550); Iano (Hieronymus: Timm 137*,6-8)

Beschreibung

Altestamentliche Belege

Der Ortsname Janoach taucht lediglich in der Grenzbeschreibung Ephraims auf (Jos 16,6; Jos 16,7). Darüber hinaus wird in 2Kön 15,29 ein Ort gleichen Namens erwähnt, der jedoch in Obergaliläa zu verorten ist (Janoach, Naftali).

Etymologie

Bei Janoach handelt es sich wahrscheinlich um eine verbale Form. Diese lässt sich von der Wurzel nwh („sich niederlassen“) ableiten (vgl. Gesenius18, 469-470.791; EBR 13, 756). Somit wäre Janoach ein Ort, an dem man sich niedergelassen hat.

Jos 16,6

Problematisch in Jos 16,6 ist zum einen das Pronomen ’ôtô, zum anderen die Richtungsangabe mizrāḥāh. Das Pronomen ’ôtô ist dabei wahrscheinlich auf den Gebirgszug Michmetat zu beziehen, da sich das Pronomen in der Regel auf Landschaftsmarken bezieht, so auch in Jos 19,13-14 (vgl. Campbell, Edward Fay 1984a, 73; Na´aman, Nadav 1986a, 155-156; Gaß, Erasmus 2019a, 161). Die Richtungsangabe mizrāḥāh („im Osten, östlich von, nach Osten“ - vgl. Rösel, Hartmut N. 2011a, 273) taucht zweimal im Text auf: einmal vor Taanat-Schilo und einmal vor Janoach. Somit wären zwei Möglichkeiten der Interpretation denkbar: entweder muss Janoach östlich von Taanat-Schilo zu finden sein, wenn man das Pronomen auf Taanat-Schilo bezieht und somit beide Angaben in der Grenzliste als aufeinanderfolgende Punkte versteht; oder aber die Grenzliste gibt hier zwei Punkte auf der Grenze an, die von Michmetat als Ausgangspunkt ausgehen, wofür der wahrscheinliche Bezug des Pronomens auf Michmetat hindeuten würde (vgl. Gaß, Erasmus 2019a, 169-170).

Jos 16,7

In Jos 16,7 wendet sich die Grenze nach Süden durch verschiedene Wadis nach Atarot und Naara (vgl. Bächli, Otto 1973a, 6). Somit muss Janoach sich nördlich dieser Orte befinden.

LXX

Die LXX gibt den Namen, neben den beiden dem MT nahe kommenden Formen Ιανω und Ιανωκα, auch mit Μαχω wieder. Hier zeigt sich - wie so oft - die Unsicherheit der LXX mit Ortsnamen (vgl. Neef, Heinz-Dieter 1995a, 140). Ein Ort dieses Namens ist ansonsten nicht belegt.

Onomastikon

Eusebius identifiziert Janoach mit einem Ort namens Ιανω, der am 12. Meilenstein von Neapolis (Sichem) nach Osten liegt. Die Angabe ist dabei etwas zu hoch, um zu einem der Plätze zu führen, die für die Lokalisierung von Janoach vorgeschlagen werden (s.u.). Allenfalls würde sie auf Yānūn passen (vgl. Röwekamp, Georg 2017a, 230 Fn. 519; anders Campbell, Edward Fay 1984a, 73), da der Ort etwas weiter von Neapolis/Nāblus entfernt liegt als Ḫirbet Yānūn. Insgesamt ist es jedoch schwer zu entscheiden, welchen Ort Eusebius im Blick hatte, da beide Orte wohl auch in dieser Zeit den gleichen Namen trugen und beide Orte in römischer und byzantinischer Zeit besiedelt waren (vgl. Finkelstein, Israel u.a. 1997a, 828; Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 29 zu Ḫirbet Yānūn; vgl. Finkelstein, Israel u.a. 1997a, 821; Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 302 zu Yānūn). Zwar ist der Scherbenbefund für Ḫirbet Yānūn etwas größer, da Yānūn jedoch näher an der alten Römerstraße liegt (ca. 300 m östlich der Straße), die von Sichem in südöstlicher Richtung nach ʿAqraba führte (vgl. Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 301), ist eine Identifikation von Ιανω mit Yānūn wahrscheinlich, jedoch nicht sicher.

Identifikationen

Die Vorschläge zur Identifikation konzentrieren sich v. a. auf einen kleinen Bereich in der unmittelbaren Umgebung des Ǧebel eṭ-Tuwānik (Teil des Gebirgszuges, der wahrscheinlich dem in Jos 16,6 erwähnten Toponym Michmetat entspricht), sowie in der Nähe von Taanat-Schilo. Darüber hinaus finden sich einige weiter von Michmetat und Taanat-Schilo entfernt liegende Vorschläge für Janoach. Diese wurden jedoch nur vereinzelt in der Forschungsgeschichte vorgebracht und zumeist abgelehnt.

a) Entlang des Wādī Fār‘a
Bisweilen wird angenommen, dass sich das Pronomen ’ôtô in Jos 16,6 auf Taanat-Schilo und nicht auf Michmetat  bezieht. Demnach müsste Janoach östlich von Taanat-Schilo zu finden sein (vgl. Na’aman, Nadav 1986a, 157). Darum werden verschiedene Orte im Wādī Fār‘a in den Blick genommen: Bāb en-NaqbḪirbet Māra el-ʿInab (vgl. Kochavi, Moshe 1972a, 227 Nr.174) und Tell Misk (vgl. Kochavi, Moshe 1972a, 164 Nr.3). Jedoch ist in Bāb en-Naqb eine Besiedlung erst in römisch-byzantinischer Zeit nachzuweisen (vgl. Kochavi, Moshe 1972a, 225-226 Nr.159). Darüber hinaus liegen die Orte allesamt nördlicher als Michmetat, welches den nördlichsten Punkt der Grenze in Jos 16 darstellt. Zudem basiert die Argumentation darauf, dass die Orte auf einer Linie liegen oder sich östlich von Taanat-Schilo befinden. Dazu wird Taanat-Schilo mit Ḫirbet Tāna el-Fōqa (1851.1759) gleichgesetzt (vgl. Na’aman, Nadav 1986a, 157). Jedoch kann das männliche Pronomen ’ôtô sich nicht auf eine Ortschaft beziehen, sondern nur auf eine Landschaftmarke, wie in Jos 19,13-14 (vgl. Gaß, Erasmus 2019a, 161). Folglich könnte Taanat-Schilo in Jos 16,6 nicht mit Ḫirbet Tāna el-Fōqa identisch sein, sondern müsste einen heiligen Baum kennzeichen, dessen Lokalisierung jedoch äußerst schwierig wäre. Somit sind diese Vorschläge allesamt abzulehnen.

b) el-Yāmūn
Bisweilen wurde aufgrund der möglichen lautlichen Herkunft von Janoach der Ort el-Yāmūn zur Identifikation vorgeschlagen (vgl. Press, Isaiah 1945a, 368). Jedoch lässt sich diese lautliche Wandlung von n zu m nur schwerlich erklären (vgl. Moster, David 2017a, 234); darüber hinaus ist der Ort erst in römischer Zeit besiedelt (vgl. Bar, Shay / Zertal, Adam 2015a, 188-190) und liegt zudem deutlich weiter nördlich als Michmetat und andere Grenzorte aus Jos 16.

c) Qaṣr Fār‘a
Qaṣr Fār‘a liegt 800 Meter nordöstlich von Ḫirbet Yānūn auf dem Ǧebel eṭ-Tuwānik. Hier finden sich die Überreste eines Turmes, mit dem die Umgebung hervorragend beobachtet werden konnte. Der Platz wurde sowohl in der Eisenzeit II als auch in römischer Zeit benutzt (vgl. Bar, Shay / Zertal, Adam 2015a, 283-284; anders Otto, Eckart 1978a, 115-116 und Finkelstein, Israel u.a. 1997a, 831-832, die beide nur eine Besiedlung in der Eisenzeit I nachweisen). Bisweilen wurde er auch für eine Identifikation mit Janoach vorgeschlagen (vgl. Otto, Eckart 1978a, 118). Der Platz ist jedoch im Vergleich zu Yānūn und Ḫirbet Yānūn zu klein. Außerdem hat sich bei den beiden letztgenannten Orten der Name am Ort selbst erhalten. Somit kommt Qaṣr Fār‘a für eine Gleichsetzung mit Janoach nicht in Frage.

d) en-Nebī Nūn
Auch der 500 Meter östlich von Yānūn gelegene Ort en-Nebī Nūn wird bisweilen für Janoach vorgeschlagen (vgl. Bar, Shay / Zertal, Adam 2018a, 399). An diesem Ort wurden verschiedene Surveys durchgeführt (vgl. Kochavi, Moshe 1972a, 133; Finkelstein, Israel u.a. 1997a, 827; Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 305-310). Der Ort ist in jedem Fall groß genug, um für Janoach in Frage zu kommen; jedoch hat sich der Name an diesem Ort im Gegensatz zu Yānūn und Ḫirbet Yānūn nicht erhalten.
Möglicherweise bildete en-Nebī Nūn zusammen mit Yānūn und Ḫirbet Yānūn einen Komplex von zusammenhängenden Ortschaften und Plätzen, in dem en-Nebī Nūn den Platz für den Kult darstellte, den en-Nebī Nūn in späterer Zeit einnahm (vgl. Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 306). Zu diesem Komplex könnte ebenfalls Qaṣr Fār‘a gehört haben, das dann dem Schutz der Siedlungen gedient hätte.

e) Yānūn
In Yānūn hat sich der Name Janoach erhalten. Die lautliche Veränderung des Namens lässt sich gut erklären (vgl. dazu Elitzur, Yoel 2004a, 294; Moster, David 2017a, 235). Aufgrund dieses Umstandes wurde der Ort bereits früh zur Identifikation mit Janoach vorgeschlagen.
In Yānūn wurden zahlreiche Surveys durchgeführt, die allesamt eine Besiedlung in der Eisenzeit II, römischer und byzantinischer Zeit feststellten (vgl. Wallis, Gerhard 1961a, 44; Otto, Eckart 1978a, 110 [Koordinaten von Yānūn und Ḫirbet Yānūn vertauscht]Finkelstein, Israel u.a. 1997a, 821-823 [fehlerhafte Angabe der Belegstelle im Onomastikon; die rabbinischen Quellen beziehen sich auf den gleichnamigen Ort in Galiläa aus 2Kön 15,29; vgl. Janoach, Naftali]Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 301-304). In Yānūn  fanden sich etwa 20 Zisternen, die die Wasserversorgung des Ortes sicherstellten, da die nächstgelegene Quelle ʿAin Yānūn in 1,5km Entfernung in Ḫirbet Yānūn liegt. 

f) Ḫirbet Yānūn
Auch in Ḫirbet Yānūn hat sich, wie in Yānūn, der Name Janoach erhalten. Die lautliche Veränderung des Namens lässt sich gut erklären (vgl. dazu Elitzur, Yoel 2004a, 294; Moster, David 2017a, 235).
Verschiedene Surveys dokumentieren eine kontinuiertliche Besiedlung von der Eisenzeit I bis ins Mittelalter, mit Siedlungsschwerpunkten in der gesamten Eisenzeit, sowie in byzantinischer Zeit (vgl. Wallis, Gerhard 1961a, 44-45; Otto, Eckart 1978a, 110; Finkelstein, Israel u.a. 1997a, 828; Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 295-298). Am Ort selbst befinden sich zwei Quellen, die beide den Namen ʿAin Yānūn tragen. Sie liegen am westlichen Abhang des Ortes. Hier wurden vor allem Scherben aus der Mittleren Bronzezeit gefunden (vgl. Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 295). 
Auf dem östlichen Siedlungshügel finden sich verschiedene alte Mauern und ein Gebäude aus hellenistischer Zeit sowie Scherben aus der Eisenzeit I und II und aus römischer Zeit (vgl. Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 295), sodass hier nach der Bronzezeit der Siedlungsschwerpunkt (außer in persischer Zeit) gelegen hat. 
Ḫirbet Yānūn liegt unmittelbar an dem Gebirgszug, mit dem Michmetat identifiziert wird, sodass die Grenze in Jos 16,6 tatsächlich östlich an Janoach entlang verlaufen wäre (vgl. Kuschke, Arnold 1965a, 105-106). Dies gilt jedoch auch für die anderen in der Umgebung von Ḫirbet Yānūn gelegenen Orte.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, weshalb in Jos 16 nicht zwischen mehreren Orten namens Janoach unterschieden wird, da zumindest heute sich zwei Orte dieses Namens finden lassen. Wahrscheinlich trugen die beiden Orte ursprünglich unterschiedliche Namen. Irgendwann wurde dann der Name von Janoach von Ḫirbet Yānūn auf Yānūn übertragen. Ein möglicher Zeitpunkt wäre in der Perserzeit zu finden, in dieser Zeit wird Yānūn nach einem Siedlungsabbruch wieder besiedelt (vgl. Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 302), während  Ḫirbet Yānūn durchgängig besiedelt war. Der Name könnte dann entweder von der benachbarten Siedlung übernommen oder von ehemaligen Bewohnern von Ḫirbet Yānūn mitgenommen worden sein. Dies lässt sich jedoch letztlich nicht mehr entscheiden.
Ḫirbet Yānūn ist allerdings in seiner Ausdehung größer als Yānūn und aufgrund des größeren Scherbenbefunds aus der Eisenzeit und späteren Zeiten auch bedeutender als Yānūn gewesen (vgl. Moster, David 2017a, 236; Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a, 295). Somit ist davon auszugehen, dass das in Ephraim gelegene Janoach mit Ḫirbet Yānūn zu identifizieren ist (vgl. dazu u.a. Elliger, Karl 1930a, 270; Kallai, Zecharia 1986a, 159).

 

Autor: Jakob M. C. Luz y Graf, 2022; letzte Änderung: 2023-04-27 10:57:01

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • ABD 13 (1992), 640-641 (Frankel, Rafael, Art. Janoah)
  • EBR 13 (2016), 757-758 (Hawkins, Ralph K., Art. Janoah)

 

Literatur

Guerin, Victor 1874a , 6-7 ;  Conder, Claude R. / Kitchener, Herbert H. 1881a , 51.96 ;  Conder, Claude R. / Kitchener, Herbert H. 1882a , 387 ;  Alt, Albrecht 1927a , 33-34 ;  Alt, Albrecht 1929c , 56 ;  Elliger, Karl 1930a , 270 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 354 ;  Press, Isaiah 1945a , 368 ;  Simons, Jan 1959a , 166-167 §324 ;  Wallis, Gerhard 1961a , 43-46 ;  Kuschke, Arnulf 1965a , 105-106 ;  Avi-Yonah, Michael 1976a , 68 ;  Van Dyke Parunak, Henry 1977a , 86 ;  Otto, Eckart 1978aOtto, Eckart 1979a , 238-242 ;  Seebass, Horst 1984a , 75 ;  Campbell, Edward Fay 1984a , 73 ;  Boling, Robert G. / Wright, G. Ernest 1984a , 403-404 ;  Na’aman, Nadav 1986a , 157 ;  Kallai, Zecharia 1986a , 159 ;  Fritz, Volkmar 1994a , 172 ;  Tsafrir, Yoram u.a. 1994a , 150 ;  Neef, Heinz-Dieter 1995a , 137 ;  Finkelstein, Israel u.a. 1997a , 828 ;  Miller, Daniel 1999a , 195 ;  Moster, David 2017a , 234-236 ;  Gaß, Erasmus 2019a , 161 ;  Bar, Shay / Zertal, Adam 2021a , 295-298 ;