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Argob

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

ארגב ’argob. Αργοβ

Belege AT

Dtn 3,4; Dtn 3,13-14; 1Kön 4,13

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἀργοβ (Eusebius, Onomastikon: Timm, 18,6–9, Nr. 42; Klostermann 16,18–21; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 17, Nr. 42)
ṭrkwn’ [Variante trkwn’] (Targum Onkelos zu Dtn 3,4; Dtn 3,14-15: Sperber, Alexander 1959a, 294f)

Beschreibung

Als Argob bezeichnen die alttestamentlichen Texte eine Landschaft im nördlichen Ostjordanland. Allerdings waren die Vorstellungen zur Lage vergleichsweise ungenau. Argob wird mit mit der nördlich und südlich des Yarmūk-Tals liegenden Region Baschan gleichgesetzt (Dtn 3,4) oder als Teil des Baschan angesehen (1Kön 4,13). Für eine Lokalisierung südlich des Flusstals könnte Dtn 3,13-14 sprechen, wo Argob sowohl mit Baschan als auch mit dem nördlichen Teil Gileads und mit den „Zeltdörfern Jaïrs“ (Hawot-Jaïr) gleichgesetzt wird. Die „Zeltdörfer Jaïrs“ sollen nach anderer Überlieferung in Gilead liegen (Ri 10,4), gleichzeitig sollen sie jedoch sechzig Städte im Baschan umfassen (Jos 13,30), was auch von Argob gesagt wird (1Kön 4,13). Die direkte (Dtn 3,14) und indirekte (Jos 13,30) Identifizierung der zum ostjordanischen Teil Manasses/Machirs gerechneten „Zeltdörfer Jaïrs“ mit Argob bezweckt offensichtlich, die territorialen Ansprüche Manasses/Machirs noch über das Yarmūk-Tal nach Norden hinaus auszuweiten. Zudem rückte im Laufe des 1. Jahrtausends v.Chr. die Landschaftsbezeichnung Gilead immer weiter nach Norden vor, so dass die in Dokumenten der hellenistisch-römischen Zeit bezeugte Galaaditis Orte umfasst haben soll, die nach der alttestamentlichen Überlieferung zu Baschan zu rechnen sind. Die Gleichsetzung des nördlichen Teils von Gilead mit Baschan und Argob (Dtn 3,13-14) könnte sich also bereits dieser Tendenz der Verschiebung des Landschaftsnamens Gilead verdanken. Für eine historisch-topographische Festlegung von Argob ist 1Kön 4,13 aussagekräftiger. Der Vers zählt die „Zeltdörfer Jaïrs“ zu Gilead, Argob dagegen zu Baschan. Danach sollte Argob eher nördlich des Yarmūk-Tals gesucht werden, während Gilead südlich desselben lag. Die alttestamentlichen Belegstellen bezeichnen Argob als ḥæbæl, was am ehesten im Sinne von „abgemessener Bereich“ oder „fest umrissener Bezirk“ zu deuten ist. Wenn man gleichzeitig den Hinweis ernst nimmt, dass Argob an das „Gebiet der Geschuriter und der Maachatiter“ (Geschur; Maacha) angrenzt (Dtn 3,14) und man dieses Gebiet östlich des Sees Kinneret/Gennesaret (Kinneret, See) sucht, so könnte mit dem Toponym Argob der nördlich des Yarmūk-Tals gelegene westliche Teil des Baschan gemeint sein. Als Westgrenze von Argob wird u.a. das Wādī er-Rūqqad vorgeschlagen, das von Norden her den westlichsten Zufluss in den Yarmūk bildet. Alternativ dazu wird das einige Kilometer weiter östlich verlaufende Nahr el-‘Allān genannt (vgl. Mazar, Benjamin 1961a, 24). Targume haben für Argob die Bezeichnung ṭrkwn’ (Variante trkwn’), die als tarkona transkribiert und möglicherweise von dem griechischen Wort trachōn abgeleitet werden kann. Daher wurde v.a. in der älteren Literatur an eine Lokalisierung im Bereich der noch östlich des Baschan gelegenen Landschaft el-Leǧā gedacht, die in hellenistisch-römischer Zeit als Trachōnitis (vgl. Schmitt, Götz 1988a) und in der Spätantike als Trachōn bezeugt ist (vgl. Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a). Von der Lage her wäre dann allerdings ein Zusammenhang mit dem „Gebiet der Geschuriter und Maachatiter“ ausgeschlossen. Dazuhin war nach dem derzeitigen Kenntnisstand die Trachōnitis/el-Leǧā in alttestamentlicher Zeit nur spärlich besiedelt, so dass auch die im Zusammenhang mit Argob zu findende Rede von den sechzig Städten in Baschan (Dtn 3,4) kaum sinnvoll zu erklären wäre.

 

Autor: Detlef Jericke, 2017; letzte Änderung: 2022-02-02 12:35:57

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 1 (1962), 126 (Bückmann, Otto, Art. Argob)
  • NBL 1 (1991), 167 (Görg, Manfred, Art. Argob)
  • ABD 1 (1992), 376 (Thompson, Henry O., Art. Argob [Place])
  • LThK3 1 (1993), 962 (Knauf-Belleri, Ernst Axel, Art. Argob)
  • WiBiLex 2014 (Bremer, Johannes, Art. Argob)
  • EBR 2 (2009), 704 (Lemaire, André, Art. Argob [Place])

 

Literatur

Abel, Félix-Marie 1933a , 275 ;  Bergman, Abraham 1936a , 239 ;  Noth, Martin 1941a , 78f.96f ;  Noth, Martin 1951a , 9–13 ;  Simons, Jan 1959a , 8f § 21 ;  Mazar, Benjamin 1961a , 24 ;  Ottosson, Magnus 1969a , 111f ;  Noth, Martin 1971a , 370f.386.441–444 ;  Vaux, Roland de 1973a , 97 ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 38.323 ;  Kellermann, Diether u.a. 1992aPerlitt, Lothar 1994a , 234 ;  MacDonald, Burton 2000a , 126‒128 ;  Zwickel, Wolfgang 2019b