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Efron, Ort

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Ephron

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

עפרון ʿæprôn. Εφρων

Belege AT

2Chr 13,19

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἐφρων (Eusebius, Onomastikon: Klostermann 86,1f; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 83, Nr. 418; Timm 106,4f, Nr. 418; Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 50f, Nr. 43)

Beschreibung

Name

Der Name ʿæprôn wird von ʿāpār „Staub“ oder von ʿopær („Hirschkalb“, „Gazellenjunges“; vgl. Hld 2,9; Hld 2,17; Hld 8,14) abgeleitet und auf diese Weise mit dem Toponym ʿåprāh (Ofra, benjaminitisch) in Zusammenhang gebracht, zumal die ersten drei Konsonanten der beiden Ortsnamen übereinstimmen (WiBiLex, Art. Efron, 1.). LXX unterscheidet jedoch zwischen Efron (Εφρων) und Ofra (Εφραθα, Αφρα, Γοφερα). Das qe zu Efron in 2Chr 13,19 schreibt ʿæprajin. Daher wird gern eine Verbindung zum Toponym Efraim (Efraim, Ort) erwogen. Eine solche kann sich auf Eusebius berufen, der angibt, das alttestamentliche Efron sei zu seiner Zeit „das große Dorf Ephraim“ (κώμη Ἐφραῒμ μεγίστη; Onomastikon 86,1f [Klostermann] = 106,4f [Timm]) 20 Meilen nördlich von Jerusalem. Die Mosaikkarte von Mādebā bezieht diese Interpretation des Eusebius auf den Ort Efraim aus Joh 11,54, wenn sie zu Ἐφρων hinzusetzt, dies sei Εφραια „wohin der Herr ging“. Die Namensform Εφραια erklärt sich aus der lateinischen Übersetzung des Onomastikon, die Ἐφρων mit Efraea angibt (Timm 106*,4). Darüber hinaus bringt Eusebius Ofra ebenfalls mit dem Toponym Efraim in Verbindung, wenn er erklärt, der Ort heiße zu seiner Zeit Αἰφραιμ und liege 5 Meilen östlich von Bet-El. Die genannten frühkirchlichen Identifizierungsvorschläge gaben und geben dazu Anlass, die alttestamentlichen Toponyme Ofra, Efron und Efraim in engen Zusammenhang zu bringen (vgl. Ofra, benjaminitisch).

Altes Testament

Im Alten Testament ist Efron nur 2Chr 13,19 als Ortsname belegt. Abija, der König von Juda, soll die Orte Bet-El, Jeschana und Efron von Jerobeam (I.), dem König von Israel, erobert haben. Unabhängig von der Frage der historischen Bewertung der Notiz ist die Annahme berechtigt, dass die drei Orte im Grenzgebiet der beiden Kleinkönigtümer Juda und Israel vorzustellen sind. Wo dieses Grenzgebiet in der erzählten Zeit (spätes 10. Jh. v.Chr.) lag, ist offen. Zur Zeit der Entstehung der Chronikbücher (4. bis 2. Jh. v.Chr.) lag die Grenze zwischen den beiden Nachfolgeherrschaften der Kleinkönigtümer, den Provinzen Juda und Samaria, sicher im Bereich von Bet-El (Galling, Kurt 1954a, 110), also dort, wo nach Jos 18,12-14 das nördliche Grenzgebiet des benjaminitischen Territoriums verlief, in dem Bet-El lag (Jos 18,13; Jericke, Detlef 2020a, 78–93). Da auch Ofra dort bzw. noch etwas weiter nordöstlich zu suchen ist (Ofra, benjaminitisch), könnte Efron in 2Chr 13,19 als Namensvariante zu Ofra verstanden werden, d.h. das Ofra von Jos 18,28 hieß in persischer oder frühhellenistischer Zeit Efron (vgl. Schunck, Klaus-Dietrich 1961a; WiBiLex, Art. Efron, 4.). Nicht völlig auszuschließen ist jedoch, dass Efron der gebräuchliche Name des Orts war und dass Ofra lediglich eine literarische Analogiebildung zum Heimatort Gideons im Gebiet von Manasse ist (Ofra, manassitisch). Josephus erwähnt in seiner breit ausgeführten Nacherzählung der 2Chr 13,19 überlieferten Notiz nur Bet-El und Jeschana, von Efron ist nicht die Rede (antiquitates 8,282–286). Das könnte darauf deuten, dass der Ort in römischer Zeit nicht mehr existierte oder vergleichsweise unbedeutend war. Möglicherweise hat Josephus auch den Namen Efron im genannten Erzählzusammenhang nicht genannt, weil er einen gleichnamigen Platz im Ostjordanland kannte (Εμφρων, antiquitates 12,346; Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 87), der mit dem Efron der Makkabäerbücher (1Makk 5,46; 2Makk 12,27) identisch ist (Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992a; Schmitt, Götz 1995a, 148f; WiBiLex, Art. Efron, 5.)
Sollte die Gleichsetzung des Efron von 2Chr 13,19 mit dem benjaminitischen Ofra zutreffen, so ist dieses Efron von dem gleichnamigen Toponym in Jos 15,9 zu unterscheiden. Letzteres bezeichnet einen Berg (Efron, Berg), wobei nicht auszuschließen ist, dass dieser nach einem nahegelegenen Ort benannt war, zumal in Jos 15,9 von den „Städten des Berges Efron” ʿārê har-ʿæprôn die Rede ist. Nach dem Textzusammenhang lag der Berg Efron auf der Nordgrenze Judas, die nach der Konstruktion der Landverteilungstexte im Buch Josua (Jos 13-19) weitgehend identisch war mit der Südgrenze Benjamins. Allerdings fehlt der entsprechende Name bei der Beschreibung des südlichen Grenzgebiets Benjamins (Jos 18,15-19). Ob auf diese Weise eine terminologische Überschneidung mit dem an der Nordgrenze Benjamins gedachten Ofra/Efron vermieden werden sollte, bleibt offen.

Lokalisierung

Trifft die Gleichsetzung Efrons mit Ofra zu, so ist der Ort mit großer Sicherheit im heutigen eṭ-Ṭayyibe (zum Namen s. Ofra, benjaminitisch) am Ostrand des mittelpalästinischen Berglands ca. 7 km nordöstlich von Bētīn, dem alttestamentlichen Bet-El, zu lokalisieren. Die Lage entspricht den wenigen indirekten Hinweisen, die aus 2Chr 13,19 zu entnehmen sind. Schwierigkeiten ergeben sich jedoch hinsichtlich der Entfernungsangaben des Eusebius. Während eṭ-Ṭayyibe die Vorgaben zu Ofra/Αἰφραιμ (5 Meilen östlich von Bet-El; Onomastikon 28,4f [Klostermann] = 31,7f, Nr. 100 [Timm]) erfüllt, weist die Distanzangabe zu Efron/Efraim (20 Meilen nördlich von Jerusalem; Onomastikon 86,1f [Klostermann] = 106,4f, Nr. 418  [Timm]) auf einen ca. drei Meilen weiter nördlich gelegenen Platz, da Eusebius die Entfernung zwischen Jerusalem und Bet-El mit 12 Meilen angibt (Onomastikon 40,20f [Klostermann] = 50,10f [Timm]). Letzteres trifft auf Bētīn zu. Folglich liegt eṭ-Ṭayyibe/Ofra nur ca. 17 Meilen (12 Meilen von Jerusalem nach Bet-El plus 5 Meilen von Bet-El nach Ofra) von Jerusalem entfernt. Sowohl die Annahme, die 20 Meilen seien eine runde Zahl (Schmitt, Götz 1995a, 57), als auch die Vermutung, die längere Distanz von ca. 8 Meilen zwischen Bet-El und Efron/Efraim beziehe sich auf den Hauptweg, die 5 Meilen zwischen Bet-El und Ofra/Αἰφραιμ dagegen wiesen auf einen Fussweg bzw. Saumpfad (Abel, Félix-Marie 1938a, 402; WiBiLex, Art Ofra, 2.), scheinen Verlegenheitslösungen zu sein. Ein von eṭ-Ṭayyibe/Ofra abweichender Lokalisierungsvorschlag für das alttestamentliche Efron wird jedoch nicht ernsthaft erwogen, zumal die Existenz zweier nahe beeinander liegender Orte mit weitgehend identischen Namen als unwahrscheinlich angesehen wird. Auch der archäologische Befund zu eṭ-Ṭayyibe stützt die Gleichsetzung mit Efron. Oberflächenbefunde weisen eine Besiedlung von der Eisenzeit I und II bis in spätrömische und byzantinine Zeit aus, wobei Hinweise auf die persische und die hellenistische Zeit eher spärlich sind (Finkelstein, Israel 1988a, 160; Finkelstein, Israel u.a. 1997a, 587–590; Hofeditz, Ulrich 2020a, 93). Im Ort sind noch Reste von Kirchenbauten aus byzantinischer Zeit erkennbar. Auf der Hügelkuppe im Zentrum von eṭ-Ṭayyibe liegt die Ruine einer Kreuzfahrerburg (WiBiLex, Art. Ofra, 2.). Der Siedlungsrückgang in hellenistischer und frührömischer Zeit könnte erklären, weshalb Josephus den Ortsnamen in seiner Nacherzählung von 2Chr 13,19 nicht erwähnt (s.o.). Insofern entspricht der archäologische Befund der Beschreibung des Orts im Alten Testament sowie in Dokumenten der römischen und frühkirchlichen Zeit.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2021; letzte Änderung: 2021-06-29 17:32:01

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • NBL 3 (2001), 26f (Vieweger, Dieter, Art. Ofra)
  • ABD 2 (1992), 558 (Moyer, James C., Art. Ephron); 5 (1992), 27f (Hamilton, Jeffries M., Art. Ophra)
  • WiBiLex 2018 (Koenen, Klaus, Art. Efron)
  • EBR 7 (2013), 1036 (Guillaume, Philippe, Art. Ephron [Place])

 

Literatur

Abel, Félix-Marie 1938a , 402f ;  Galling, Kurt 1954a , 110 ;  Simons, Jan 1959a , 30f.370 §§ 77.986 ;  Schunck, Klaus-Dietrich 1961aHeller, Jan 1962aMöller, Christa / Schmitt, Götz 1976a , 90 ;  McCarter, P. Kyle Jr. 1980a , 238 ;  Kallai, Zecharia 1986a , 401 ;  Finkelstein, Israel 1988a , 160 ;  Bieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aFinkelstein, Israel u.a. 1997a , 587–590 ;  McKinny, Charles Christopher 2016a , 328 ;  Hofeditz, Ulrich 2020a , 93 ;