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Land der Hebräer

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Ḫabiru; Ḫapiru; Hapiru

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

ארץ העברים ’æræṣ hā‘ibrîm. ‘η γῆ Εβραίων

Belege AT

Gen 40,15

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Beschreibung

Josef bezeichnet in Gen 40,15 seine Heimat als „Land der Hebräer“. Die Wendung ist im Alten Testament singulär. Häufiger belegt ist der Ausdruck „Hebräer“. Zwei Mal wird Josef in Reden von ägyptischen Menschen als „Hebräer“ bezeichnet (Gen 39,14; Gen 41,12). Auch Abraham ist an einer Stelle so genannt (Gen 14,13). Verbreitet ist die Bezeichnung in der Exoduserzählung (Ex 1-15) und in den Überlieferungen von den Kämpfen gegen die Philister im ersten Samuelbuch (1Sam 4,6; 1Sam 13-14; 1Sam 29,3). „Hebräer“ steht dabei synonym für „Israeliten“. Am deutlichsten wird dies in der Bezeichnung von Jhwh als „Gott der Hebräer“ (Ex 3,18; Ex 5,3; Ex 7,16; Ex 9,1; Ex 9,13; Ex 10,3). Mehrheitlich wird der Terminus „Hebräer“ verwendet, wenn Israeliten aus der Perspektive von Nichtisraeliten (Ägyptern, Philistern) angesprochen werden. Häufig sind die als „Hebräer“ bezeichneten Israeliten in abhängiger oder unterdrückter Stellung. So schwingt neben der vorherrschenden ethnischen Bedeutung noch ein appellativisches Verständnis mit, das „Hebräer“ als Bezeichnung einer gesellschaftlich gering geachteten Gruppe kennt. In diesem Sinn ist der im Alten Testament verwendete Terminus als eine archaisierende Aufnahme des Begriffs ḫapiru/ḫabiru zu verstehen, der in Keilschrifttexten des 2. Jt. v.Chr., vornehmlich in den Amarnabriefen, als appellativische Bezeichnung von Gruppen verwendet wird, die als Rechtlose („outlaws“) außerhalb der zeitgenössischen Rechtsordnung standen. Im nachalttestamentlichen Schrifttum und im Neuen Testament ist dann „Hebräer“ verbreitet als Volksbezeichnung für „Israeliten“ gebraucht (Jdt 10,12; Jdt 12,11; Jdt 14,18; 2Makk 7,31; 2Makk 11,13; 2Makk 15,37; 2Kor 11,22; Phil 3,5). Gleichzeitig wird „hebräisch“ in dieser Zeit zur Bezeichnung der alttestamentlichen Sprachform (vgl. Joh 5,2; Joh 19,13; Joh 19,17; Joh 19,20; Joh 20,16; Apg 21,40; Apg 22,2; Apg 26,14; Apk 9,11; Apk 16,16). Daher ist zu vermuten, dass die alttestamentliche Adaption der ḫapiru/ḫabiru als „Hebräer“ ein Phänomen der Spätzeit des Alten Testaments ist. Die als ḫapiru/ḫabiru angesprochenen Menschen waren häufig landesfremde Migranten. Insofern ist nicht nur Josefs Herkunft und Familienzugehörigkeit, sondern auch seine soziale Stellung zutreffend mit dem Wort „Hebräer“ wiedergegeben. Die einmalige Wendung „Land der Hebräer“ meint das Land, in dem Josefs Familie, d.h. Jakob und seine Kinder, sich zur Zeit von Josefs Verschleppung nach Ägypten aufhielten. Dieses Land heißt in den Erzelterngeschichten und insbesondere auch in der Josefgeschichte sonst „Land Kanaan“ (Gen 42,5; Gen 42,7; Gen 42,13; Gen 42,29; Gen 42,32 u.ö.). Der Name „Land der Hebräer“ bringt jedoch innerhalb der Josefgeschichte zum Ausdruck, dass Teile des Landes Kanaan inzwischen durch Verträge und Landkäufe an die Abraham- bzw. Jakob/Israel-Familie übergegangen sind (Gen 21,27−33; Gen 21,23; Gen 26,28−31; Gen 31,44−54; Gen 33,18−20). Das „Land Kanaan“ ist ansatzweise vom Land einer urban geprägten, von Stadtkönigen kontrollierten Gesellschaft, die zumindest nominell den ägyptischen Pharaonen unterstand, zum Land der ehemals Rechtlosen und Landesfremden geworden.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2019-10-12 18:03:58

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RLA 4 (1975), 14−27 (Bottéro, Jean, Art. Ḫabiru)
  • NBL 2 (1995), 65–66 (Görg, Manfred, Art. Hebräer)
  • ABD 3 (1992), 6−10 (Lemche, Niels Peter, Art. Ḫabiru/Ḫapiru)
  • LThK3 4 (1995), 1226 (Angerstorfer, Andreas, Art. Hebräer)
  • RGG4 3 (2000), 1493–1494 (Koch, Klaus, Art. Hebräer)
  • WiBiLex 2012 (Jericke, Detlef, Art. Hebräer/Hapiru)

 

Literatur