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Nil

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Nile; Fluss Ägyptens; Strom von Ägypten

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

היאר haje’or. ‘ο ποταμος. „Der Fluss“

Belege AT

Gen 41,1-3; Gen 41,17-18; Gen 42,17-18; Ex 1,22; Ex 2,3; Ex 2,5; Ex 4,9; Ex 7,15; Ex 7,17-21; Ex 7,24; Ex 7,28; Ex 8,5; Ex 8,7; Ex 17,5; Jes 7,18 ?; Jes 19,6-8; Jes 23,3; Jes 23,10 ?; Jer 46,7-8; Ez 29,3-5 ?; Ez 29,9-10; Ez 30,12 ?; Am 8,8; Am 9,5

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

jtrw‘3 (ägyptisch: LÄ 4, 480; ABD 4, 1108–1116; DNP 8, 942−944; Hannig, Rainer 2006a, 125)
jaru’u (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 185; Onasch, Hans-Ulrich 1994a, 104f)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

hj’r (4QGenc frg.1ii,9; 4QGene frgs. 4i−5,8; 4QGenj frg.1,3: Ulrich, Eugene 2010a, 16−18)
jw’[r] (4Q422 Frg. 9,3: Feldman, Ariel / Goldman, Liora 2014a, 101–111)
ὁ ποταμος (Sir 39,22 [Luther Sir 39,27]; Sir 47,14 [Luther Sir 47,16])
Νειλος (Hesiod, theogonia 338; Herodot 2,10f u.ö.; 3,42; 4,45.50.53; Strabon passim: Radt, Stefan 2011a, 204; Josephus, antiquitates 1,39; 2,249; 3,86; vgl. auch DNP 8, 942−944)
Nilus (Plinius, naturalis historia 2,184 u.ö.; Etheria 7,8; 9,4: Geyer, Paulus 1898a, 48.50; Röwekamp, Georg / Thönnes, Dietmar 1995a, 152.158; Donner, Herbert 2002a, 98.100)

Beschreibung

Der Nil wird mehrfach in alttestamentlichen Erzählungen genannt, die in Ägypten spielen, so in der Josefgeschichte (Gen 41) und in der Exoduserzählung (Ex 2; Ex 7–8). Insbesondere die Darstellung der ersten und der zweiten Plage – der Verwandlung des Nilwassers in Blut und der Froschplage (Ex 7,14–8,11) – verdeutlicht die Kenntnis der Judäer davon, dass der Nil die Lebensader Ägyptens war bzw. ist und dass eine Störung des Nilwassers katastrophale Folgen für die Bevölkerung mit sich bringt. In ähnlicher Weise gehen auch Texte der Prophetenbücher davon aus, dass der Wasserstand des Nils die ökologischen und wirtschaftlichen Verhältnisse entweder zum Nachteil (Jes 19) oder zum Vorteil beeinflusst (Jes 23). Entsprechend der zentralen Bedeutung des Nils für das Leben in Ägypten verwendet das Alte Testament, in Anlehnung an den ägyptischen Sprachgebrauch, die Gattungsbezeichnung haje’or „der Fluss“, wobei aus dem Textzusammenhang jeweils hervorgeht, dass der Nil gemeint ist. Lediglich im Amosbuch (Am 8,8; Am 9,5) ist erklärend vom „Fluss Ägyptens“ je’ôr miṣrajim die Rede. Die griechische Bezeichnung Νειλος, aus der die bis heute gebräuchliche Bezeichnung des Flusses abgeleitet ist, findet sich erstmals im 7. Jh. v.Chr. bei Hesiod. Insgesamt hat der Nil mit seinen Quellflüssen eine Länge von ca. 6700 km. Davon sind ca. 1100 km von Syene/Aswān an der Südgrenze Ägyptens bis zum Mittelmeer schiffbar. Südlich von Aswān behindern sechs Stromschnellen (Katarakte) den Schiffsverkehr. Der Nil hat zwei Quellflüsse, deren Verlauf jedoch im Altertum unbekannt war (vgl. Herodot 2,28‒34). Der „Blaue Nil“ entspringt im Bergland Äthiopiens beim Tana-See. Der weiter westlich verlaufende „Weiße Nil“ kommt aus Uganda in Äquatorialafrika und fließt zunächst durch den Viktoria-See. Beide Quellflüsse vereinigen sich bei Khartum (al-Ḫarṭūm 15º35'N.32º31'E), der Hauptstadt des heutigen Sudan. Von hier bis Kairo gibt es nur einen Flusslauf. Nördlich von Kairo bis zum Mittelmeer verzweigt sich der Nil wieder in mehrere Arme und bildet ein ausgreifendes Mündungsdelta. Ägypten zeigt sich aus dieser Perspektive als Niloase im kontinentalen Wüstengürtel. Bis zum Bau des Nasser-Stausees in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hing das wirtschaftliche Überleben von der jährlichen Nilflut im Spätsommer (Ende Juli bis Oktober) ab. Entsprechend wurde im Altertum der Gott Hapi als Gottheit der Nilflut verehrt. Bereits seit dem 3. Jt. v.Chr. wurden Messungen des Nilstands vorgenommen. Außerdem wurden seit dieser Zeit Bewässerungsanlagen in Form von Dämmen und eigedeichten Bassins installiert.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2023-07-05 10:20:30

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RGG3 4 (1960), 1493f (Morenz, Siegfried, Art. Nil)
  • BHH 2 (1964), 1313–1314 (Morenz, Siegfried, Art. Nil)
  • 4 (1982), 480-483 (Butzer, Karl W., Art. Nil)
  • ABD 4 (1992), 1108–1116 (Huddlestun, John R./Williams, Bruce B., Art. Nile)
  • LThK3 7 (1998), 872 (Frevel, Christian, Art. Nil)
  • DNP 8 (2000), 942−944 (Seidlmayer, Stephan Johannes, Art. Nil)
  • RGG4 6 (2003), 337 (Schenkel, Wolfgang, Art. Nil)
  • WiBiLex 2009 (Hoffmann, Friedhelm, Art. Nil)

 

Literatur

Simons, Jan 1959a , 68f § 181 ;  Waldmann, Helmut 1983aWagner, Jörg 1983aPirker, Siegfried / Timm, Stefan 1984aWaldmann, Helmut 1985aSeibert, Jakob 1985aHögemann, Peter / Buschmann, Kai 1986aHögemann, Peter u.a. 1987aWagner, Jörg / Rademacher, Rochus 1988aPill-Rademacher, Irene u.a. 1988aWeippert, Helga 1988a , Register ;  Kessler, Karlheinz 1991aOrth, Wolfgang 1992aHoutman, Cornelis 1993a , 108 ;  Schweizer, Günther / Mittmann, Siegfried 2001aGallet, Laetitia u.a. 2004aJericke, Detlef 2013a , 236f ;  Edelman, Diana 2014aSchneider, Thomas / Johnston, Christine 2020aBunbury, Judith / Rowe, Reim 2021a