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Dan

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lais; Lajisch; Laish

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

דן dān. Δαν.

Belege AT

Gen 14,14; Dtn 34,1; Jos 19,47; Ri 18,29; Ri 20,1; 1Sam 3,20; 2Sam 3,10; 2Sam 17,11; 2Sam 24,2; 2Sam 24,6; 2Sam 24,15; 1Kön 5,5; 1Kön 12,29‒30; 1Kön 15,20; 2Kön 10,29; Jer 4,15; Jer 8,16; Am 8,14; 1Chr 21,2; 2Chr 16,4; 2Chr 30,5

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

rws (ägyptisch [Liste Thutmoses III. Nr. 31]: Aharoni, Yohanan 1984a, 164; Aḥituv, Shmuel 1984a, 130; Hannig, Rainer 2006a, 1162)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

*Δαν (Inschrift Tell el Qāḍī: Biran, Avraham 1980a, 171.179f)
dn (1QGenAp 22,7f: Beyer, Klaus 1984a, 183; García Martínez, Florentino / Tigchelaar, Eibert J.C. 1997a, 46; Machiela, Daniel A. 2009a, 82)
Δαν (äthHen [1Hen] 13,7: JSHRZ 5/6, 535; Eusebius, Onomastikon 76,6−8: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 75, Nr. 369; Timm, Stefan 2017a, 93,4-6, Nr. 369; Prokopios von Gaza, In Genesin XIV: MignePG 87, 333; Metzler, Karin 2015a, 245)
Πανιον (Polybios 16,18,2; 28,1,3)
Δανος (Josephus, antiquitates 1,177; 5,178; 8,226.228)
Πανειον (Josephus, antiquitates 15,363; bellum 1,404; 3,509.513f: Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 115f)
Dan (Eucherius 14.16: Geyer, Paulus 1898a, 128f; Donner, Herbert 2002a, 172−174)
dn (rabbinisch: Reeg, Gottfried 1989a, 210f)

Beschreibung

Der Ortsname Dan soll durch Umbenennung nach der Einnahme der Stadt Lajisch / Leschem durch den Stamm Dan entstanden sein (Jos 19,47; Ri 18). Zumindest die Namensform Lajisch ist in Dokumenten des 2. Jt. v.Chr. bezeugt. Nach einem akkadisch abgfassten Dokument aus dem 18. Jh. v.Chr. liefert Zimri-Līm aus Mari Zinn u.a. an den Ort layišum. Die ältere Forschung nahm an, dass es sich bei dem Toponym layišum, das in einem akkadisch abgfassten Dokument aus dem 18. Jh. v.Chr. aus Mari bezeugt ist (HTAT, 73, Nr. 016), um das alttestamentliche Lajisch/Dan handelt (Malamat 1970a; Malamat 1971a). Vermutlich ist mit layišum jedoch ein Ort in Nordsyrien gemeint (HTAT, 73). Dagegen dürte das in der Liste Thutmoses III. neben Hazor genannte Toponym rws den nordpalästinischen Ort Lajisch/Dan meinen. Die alttestamentlichen Texte erwähnen Dan meist zur Kennzeichnung der nördlichen Grenze des von Israel beanspruchten Gebiets, häufig in der Formel „von Dan bis Beerscheba“ (Ri 20,1; 1Sam 3,20; 2Sam 3,10; 2Sam 24,2; 1Kön 5,5; 2Chr 30,5). Auch die Erzählung von Abraham, der die vier Könige Mesopotamiens bis Dan verfolgt, um seinen Neffen Lot zu retten (Gen 14,14), setzt die nördliche Grenzlage des Ortes voraus. Ebenso steht Dan in Moses Bergschau für die Ausdehnung des Landes nach Norden (Dtn 34,1). Gleiches gilt für die Überlieferung, dass Jerobeam I. in Dan ein Stierbild wie in Bet-El aufgestellt haben soll (1Kön 12,29‒30; 2Kön 10,29), wenn man davon ausgeht, dass es sich um Heiligtümer an den Grenzen des Königtums Israel handelte. Zumindest zeitweise soll Dan von Aram-Damaskus beherrscht worden sein. 1Kön 15,20 und 2Chr 16,4 erzählen, dass der aramäische König Ben-Hadad die Stadt zusammen mit anderen Orten im Norden Israels eroberte. Die zwischen Israel und Aram-Damaskus wechselnden Herrschaftsverhältnisse werden auch in der aramäischen Inschrift dokumentiert, die in drei Fragmenten auf dem Tell el- Qāḍī gefunden wurde. Über das Schicksal Dans am Ende der israelitischen Königszeit ist wenig bekannt. Möglicherweise wurde der Ort vom neuassyrischen König Tiglat-Pileser III. im Zuge seiner Expansion nach Südwesten in den Jahren 734–732 v.Chr. eingenommen, obwohl Dan in den Inschriften Tiglat-Pilesers nicht erwähnt ist. Die häufige Bezeugung des Ortes in Dokumenten der griechisch-römischen Zeit, darunter eine griechisch-aramäische Bilingue aus dem 3./2. Jh. v.Chr., die dem „Gott in Dan“ geweiht ist, bezeugen die bleibende Bedeutung auch in nachalttestamentlicher Zeit. Die Identifikation mit Tell el-Qāḍī ist unbestritten. Die Lage des Platzes am Nordende des Jordangrabens bei einer der Jordanquellen am Fuß des Hermonmassivs entspricht den Voraussetzungen der alttestamentlichen Textbelege. Das äthiopische Henochbuch (äthHen [=1Hen] 13,7) spricht von den „Wassern von Dan“ und Eusebius beschreibt die Lage des Ortes an der Jordanquelle, vier römische Meilen von Paneas/Bānyās (2150.2946) entfernt. Der arabische Name Tell el-Qāḍī „Hügel des Richters“ entspricht dem alttestamentlichen dān „Richter“. Die Besiedlungsgeschichte von Tell el-Qāḍī beginnt im keramischen Neolithikum (5. Jt. v.Chr.). Erstmals war der Platz in der Frühbronzezeit (3. Jt. v.Chr.) flächendeckend bewohnt. In der Mittelbronzezeit II (18–16. Jh. v.Chr.) wurde die Siedlung mit einem Erdwall und einem Stadttor befestigt. Das Stadttor wurde bei den Ausgrabungen mitsamt dem aus Lehmziegeln bestehenden Torhaus freigelegt. In der Spätbronzezeit (15.–12. Jh. v.Chr.) wurde die städtische Tradition fortgesetzt, das Stadttor allerdings weiter nach Süden versetzt. Nach einer Phase der dörflichen Kultur, für die zunächst nur Gruben, dann eine unbefestigte Siedlung bezeugt sind (12.–10. Jh. v.Chr.), erfolgte im 9. Jh. v.Chr. der Wiederaufbau der Stadt. Am Südrand der Stadt wurde eine komplexe Toranlage errichtet, die im Laufe des 8. Jh. v.Chr. ausgebaut wurde. Verschiedene Steinsetzungen lassen auf einen Kultbetrieb im Torbereich schließen. Im Norden des Siedlungshügels, im Bereich der höchsten Erhebung, nahe bei der Quelle, wurde eine eigens befestigte Akropolis von ca. 60 x 45 m ergraben. Im Zentrum steht ein ca. 18 x 18 m großes Podium, das aus sorgfältig zugehauenen Steinquadern in Läufer-Binder-Technik errichtet wurde. Die Ausgräber deuten die Anlage als heiligen Bezirk mit einem zentralen offenen Kultplatz, einer bāmāh. Nach Analogien aus Samaria (Samaria, Ort), Megiddo und Lachisch handelt es sich jedoch vermutlich um eine Palastresidenz. Bei der Einnahme durch die Assyrer im ausgehenden 8. Jh. v.Chr. wurden nur die Befestigungsanlagen zerstört, die Gebäude im Stadtinneren bestanden bis in das 7. Jh. v.Chr. weiter. Die Assyrer waren vermutlich am Weiterbestehen des Handelsplatzes an der Straßenverbindung vom palästinischen Kernland nach Phönizien bzw. Damaskus interessiert. Die Besiedlung in der hellenistischen und der römischen Zeit scheint sich auf den Bereich dieser Akropolis konzentriert zu haben, da die benachbarte Quelle den steigenden Bedarf an Wasser für die Badekultur der Zeit sicherte.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2021-05-21 18:13:01

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 1 (1962), 317 (Baltzer, Klaus, Art. Dan); 2 (1964), 1044 (Elliger, Karl, Art. Lais)
  • TRE 8 (1981), 323−325 (Wanke, Gunther, Art. Dan)
  • BRL2 (1977), 55–56 (Weippert, Helga, Art. Dan)
  • NBL 1 (1991), 382–383 (Niemann, Hermann Michael, Art. Dan); 2 (1995), 579–580 (Niemann, Hermann Michael, Art. Lajisch)
  • ABD 2 (1992), 12-17 (Biran, Avraham, Art. Dan); 4 (1992), 130-131 (Manor, Dale W., Art. Laish)
  • NEAEHL 1 (1993), 323–332 (Biran, Avraham, Art. Dan); 5 (2008), 1686−1689 (Biran, Avraham, Art. Dan)
  • LThK3 3 (1995), 7 (Fritz, Volkmar, Art. Dan)
  • RGG4 2 (1999), 547–548 (Niemann, Hermann Michael, Art. Dan)
  • WiBiLex 2014 (Zwickel, Wolfgang, Art. Dan)
  • EBR 6 (2013), 61-63 (Ilan, David / Greer, Jonathan, Art. Dan [Place])

 

Literatur

Thomsen, Peter 1907a , 54f ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 302 ;  Simons, Jan 1959a , 215 § 361 ;  Biran, Avraham 1981bBiran, Avraham 1981aBiran, Avraham 1984aKellermann, Mechthild u.a. 1985aNa’aman, Nadav 1986a , 75–117 ;  Waldmann, Helmut / Rademacher, Rochus 1987aWeippert, Helga 1988a , Register ;  Bunnens, Guy u.a. 1990aKellermann, Diether 1991aBieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991aKellermann, Diether u.a. 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aBiran, Avraham / Naveh, Joseph 1993aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aBiran, Avraham 1994bBiran, Avraham 1994aTsafrir, Yoram u.a. 1994a , 108 ;  Biran, Avraham / Naveh, Joseph 1995aBen-Dov, Rachel 1996aBiran, Avraham 1996aHerzog, Ze’ev 1997a , 221–224 ;  Kottsieper, Ingo 1998aBiran, Avraham 1998aBiran, Avraham 1999aNa’aman, Nadav 2000aBiran, Avraham 2001aNiemann, Hermann Michael 2003a , 447f ;  Athas, George 2003aElitzur, Yoel 2004a , 201–209 ;  Gaß, Erasmus 2005a , 389−397 ;  Hagelia, Hallvard 2006aEran, Arie 2008aBryce, Trevor 2009a , 184f ;  Hagelia, Hallvard 2009aJericke, Detlef 2010a , 67−73.75f.121−126.145−148 ;  Lübbe, John 2010aBen-Dov, Rachel 2011bBen-Dov, Rachel 2011aIlan, David 2011aNiehr, Herbert 2011aJericke, Detlef 2013a , 133-135 ;  Davis, Andrew R. 2013aGreer, Jonathan S. 2013aKnapp, Andrew 2014aThareani, Yifat 2016aGreer, Jonathan S. 2017aIlan, David 2018aThareani, Yifat 2018aBen-Dov, Rachel 2018aLipiński, Edward 2018b , 35-37.61f.137 ;  Mendell, Alice / Smoak, Jeremy D. 2018aThareani, Yifat 2019aIlan, David 2019aJericke, Detlef 2020a , 67 ;  Finkelstein, Israel 2020a , 259 ;  Gaß, Erasmus 2021a , 133f.142.151 ;