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Beerscheba

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Beerseba; Beersheba; Beer-Sheba

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

באר שבע be’er šæba‘. το φρεαρ του ὁρκου, Βερσαβεε. „Schwurbrunnen“?, „Siebenbrunnen“?

Belege AT

Gen 21,14; Gen 21,31-33; Gen 22,19; Gen 26,23; Gen 26,33; Gen 28,10; Gen 46,1; Gen 46,5; Jos 15,28; Jos 19,2; Ri 20,1; 1Sam 3,20; 1Sam 8,2; 2Sam 3,10; 2Sam 17,11; 2Sam 24,2; 2Sam 24,7; 2Sam 24,15; 1Kön 5,5; 1Kön 19,3; 2Kön 12,2; 2Kön 23,8; Am 5,5; Am 8,14; Neh 11,27; Neh 11,30; 1Chr 4,28; 1Chr 21,2; 2Chr 19,4; 2Chr 24,1; 2Chr 30,5

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

b’ršb‘ (Arad-Ostrakon Nr. 3: Renz, Johannes / Röllig, Wolfgang 1995a, 360–363)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

[b’r] šb‘ (4Q464Frgm. 7,2: García Martínez, Florentino / Tigchelaar, Eibert J.C. 1998a, 942)
b’rš[b‘] (4QpaleoGenm,3: Ulrich, Eugene 2010a, 10)
Βηρσουβαι (Josephus, antiquitates 1,212; 6,32; 8,348; 9,157)
Βερσαβεε (Eusebius, Onomastikon 50,1-13: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 50f, Nr. 227; Timm, Stefan 2017a, 59 Zeile 9 bis 60 Zeile 9, Nr. 227)
Βηροσοβα (Eusebius, Onomastikon 166,21: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 156, Nr. 916; Timm, Stefan 2017a, 224 Zeile 2, Nr. 918)
Bersabe(e) (Hieronymus, quaestiones in Gen 21,30: MignePL 23, 1018f.; Eucherius 14.16: Geyer, Paulus 1898a, 128f; Donner, Herbert 2002a, 172−174)
Βερσαβεε/Βηροσσαβα (Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 70, Nr. 99)
Βιρασαβων (Georgios Kyprios 1052: Gelzer, Heinrich 1890a, 53)
b’r šb‘ (rabbinisch: Reeg, Gottfried 1989a, 74)

Beschreibung

Die in und um Beerscheba spielenden Brunnenstreitigkeiten in den Abraham- und Isaakgeschichten der Genesis weisen auf eine trockene Region am Rand eines Wüstengebiets, wo Grundwasserbrunnen für Menschen und Tiere zum Überleben notwendig sind. 2Sam 24,7 lokalisiert Beerscheba im „Negeb von Juda“. Eusebius gibt an, dass der Ort zwanzig römische Meilen südlich von Hebron (el-Ḫalīl, 1605.1035) liegt. Die Mosaikkarte von Mādebā verzeichnet Βερσαβεε/Βηροσσαβα im Negeb in der Nachbarschaft von Arad (Tell ‘Arād 1620.0767), Mampsis (Kurnub 157.048) und Elousa (el-Ḫalaṣa 1170.0563). Im nördlichen Negeb hat sich die antike Namensform in Bīr es-Seba‘ (1304.0720) erhalten, einem ehemaligen Brunnen- und Lagerplatz, wo im frühen 20. Jahrhundert der Kern der heutigen Stadt Be’er Ševa‘ entstand. Dort ist der in den Quellen der römisch-byzantinischen Zeit genannte Ort zu lokalisieren. Die Palästina-Reisenden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts beschreiben ausgedehnte Ruinenfelder, darunter die archäologischen Reste von zwei Kirchen und griechische Inschriften. Neuere Ausgrabungen brachten einige Mauerzüge aus der späten Eisenzeit I (11./10. Jh. v.Chr.) und der späten Eisenzeit II (8./7. Jh. v.Chr.) sowie Reste eines Militärlagers aus römischer und Gebäudereste aus byzantinischer Zeit zu Tage. Bei Bīr es-Seba‘ liegen zudem mehrere Siedlungsplätze aus dem Chalkolithikum (4. Jt. v.Chr.). Das alttestamentliche Beerscheba ist auf dem ca. 4 km weiter östlich gelegenen Tell es-Seba‘ zu finden. Dort wurden Reste unbefestigter Siedlungen aus dem 10./9. Jh. v.Chr und eine ca. 120 x 110 m große befestigte Anlage aus der mittleren und späten Eisenzeit II (9.–7. Jh. v.Chr.) ergraben. Mit einem Vierkammer-Stadttor, öffentlichen Gebäuden um einen freien Platz beim Tor, einer schachtartig ausgebauten Wasserversorgungsanlage und großen Pfeilerhäusern, die als Vorratshäuser gedeutet werden, zeigt die kleine Stadtanlage von Tell es-Seba‘ einen geplanten und differenzierten Aufbau. Die Besiedlung auf dem Tell setzt sich mit befestigten Anlagen über die persische (4. Jh. v.Chr.) in die hellenistische (3./2. Jh. v.Chr.) und frührömische (herodianische) Zeit (1. Jh. v.Chr.–1. Jh. n.Chr.) fort. Die in der englischsprachigen Forschung weitgehend akzeptierte Gleichsetzung des alttestamentlichen Beerscheba mit Tell es-Seba‘ wird in der deutschsprachigen Palästinawissenschaft mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen wird der alttestamentliche Ort wie die Siedlung der römisch-byzantinischen Zeit in Bīr es-Seba‘ gesucht. Dabei wird auf die Erzelterngeschichten der Genesis verwiesen, wo Beerscheba ein unbefestigter Lager- und Kultplatz sein soll. Gen 26,33 nennt den Ort jedoch eine „Stadt“ (hā‘îr). Jos 15,28 erwähnt „Tochterstädte“ von Beerscheba und setzt demzufolge voraus, dass der Ort ein regionales Zentrum war. In Bīr es-Seba‘ lässt sich für die Eisenzeit keine städtische Anlage nachweisen. Die Ausgräber postulieren zwar für das 8./7. Jh. v.Chr. eine großflächige unbefestigte Siedlung von ca. 10 ha. Die wenigen ergrabenen Mauerreste erlauben jedoch eine solche Deutung nicht. Außerdem setzt die formelhafte Wendung „von Dan bis Beerscheba“ (Ri 20,1; 2Sam 3,10; 2Sam 17,11; 2Sam 24,2; 2Sam 24,15; 1Kön 5,5; 2Chr 30,5) voraus, dass Beerscheba ein mit Dan vergleichbarer Ort war. Der Aufbau der befestigten Anlage des 9.–7. Jh. v.Chr. auf Tell es-Seba‘ entspricht dem Befund von Dan/Tell el-Qāḍī. Auch hier wurde eine ringförmige befestigte städtische Siedlung aus dem 9.–7. Jh. v.Chr. ergraben. Zudem lässt sich die Gleichsetzung mit dem Tell es-Seba‘, der über die Eisenzeit hinaus noch in persischer und hellenistischer Zeit besiedelt war, mit neueren exegetischen Erkenntnissen korrelieren, welche die Abrahamgeschichte der Genesis, in der die Ortsangabe Beerscheba eine wichtige Rolle spielt (Gen 21,14; Gen 21,31−33), als ein möglicherweise erst in persischer Zeit entstandenes literarisches Gebilde verstehen. Letztlich kann auch die Lokalisierung der Ortschaft der römisch-byzantinischen Zeit in Bīr-es-Seba‘ nicht als Einwand gegen eine Gleichsetzung des alttestamentlichen Beerscheba mit Tell es-Seba‘ vorgebracht werden. Bei der in Palästina häufig zu beobachtenden Verlagerung eines Ortes von einem erhöht gelegenen Siedlungshügel an einen wasserreichen Siedlungsplatz in der Ebene haftet der alte Name zumeist an dem Platz, der erst in nachalttestamentlicher Zeit gegründet wurde. Dies gilt auch im Fall von Beerscheba. Der alte Name ist in Bīr es-Seba‘, dem Platz der Siedlung in spätrömischer und byzantinischer Zeit, vollständig erhalten, während der Tell nur den zweiten Namensteil bewahrt hat.

 

Autor: Detlef Jericke, 2015; letzte Änderung: 2023-04-26 15:53:12

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RGG3 1 (1957), 956f (Kutsch, Ernst, Art. Beerseba)
  • BHH 1 (1962), 211 (Rost, Leonhard, Art. Beerseba)
  • TRE 5 (1980), 402ff (Zimmerli, Walther, Art. Beerseba)
  • BRL2 (1977), 36 (Wüst, Manfried, Art. Beerseba)
  • NBL 1 (1991), 256f (Görg, Manfred, Art. Beerscheba)
  • ABD 1 (1992), 641–645 (Manor, Dale W., Art. Beer-Sheba)
  • NEAEHL 1 (1993), 167–173 (Herzog, Ze’ev, Art. Beersheba. Tel Beersheba); 1 (1993), 161-163 (Perrot, Jean, Art. Beersheba. The Chalcolitic Settlements); 5 (2008), 1594−1598 (Herzog, Ze’ev, Art. Beersheba)
  • LThK3 2 (1994), 124 (Stiglmair, Arnold, Art. Beerscheba)
  • RGG4 1 (1998), 1203f (Fritz, Volkmar, Art. Beerscheba); 8 (2005), 129f (Herzog, Ze’ev, Art. Tell es-Seba‘)
  • WiBiLex 2010 (Jericke, Detlef, Art. Beerscheba)
  • EBR 3 (2011), 757−765 (Suriano, Matthew / Herzog, Ze’ev / Thomas, David, Art. Beer-Sheba)

 

Literatur

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