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Rehobot-Ir

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Rehoboth-Ir

Lokalisierungsvorschläge

  • kein Lokalisierungsvorschlag (odb)   

Namensformen AT

רחבת עיר reḥobot ‘îr. Ροωβωθ πολις. „Plätze/Flächen der Stadt“

Belege AT

Gen 10,11

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

plṭjwt’ dqrt’/plṭj’t qrt’ (Targume: Díez Macho, Alejandro 1988a, 64f)
Ῥοωβωθ (Eusebius, Onomastikon 142,11f: Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 134, Nr. 761; Timm, Stefan 2017a, 185 Zeile 5f, Nr. 764)

Beschreibung

Rehobot-Ir soll eine der Städte des legendären Nimrod sein, wenn man mit den meisten Auslegenden die Syntax in Gen 10,11 so versteht, dass „Assur“ nicht Subjekt, sondern richtungsanzeigender Akkusativ ist („nach Assur“). Ob der Name Rehobot-Ir „Plätze/Flächen der Stadt“ jedoch einen eigenständigen Ort bezeichnet, ist umstritten. Rehobot wird im Buch Genesis noch als symbolhaltige Bezeichnung eines von Isaaks Leuten gegrabenen Brunnens gebraucht (Gen 26,22), den LXX an dieser Stelle zwar sinngemäß mit dem Ausdruck εὐριχωρία  („weiter Raum, Plätze“) übersetzt, der von Josephus (antiquitates 1,262) jedoch Ροωβωθ transkribiert wird. Außerdem ist in neuassyrischen Texten, insbesondere in den Annalen Sanheribs mehrfach die dem hebräischen Wort“ reḥobot „Plätze" entsprechende Wendung rēbīt in Verbindung mit Ninive (neuassyrisch ninua) belegt. rēbīt ninua könnten offene Plätze in der Stadt selbst oder Vorstädte Ninives gewesen sein. Seit Friedrich Delitzsch wird daher Rehobot-Ir in Gen 10,11 meist als Bezeichnung von Stadtteilen, offenen Plätzen oder Außenbezirken der zuvor genannten Stadt Ninive verstanden (Delitzsch, Friedrich 1881a, 260f). Eine Auflistung und eigene Benennung der zu Ninive gehörenden Stadtteile sei angesichts von Texten wie Jon 3,3 und Jon 4,1 verständlich, die von der „großen Stadt“ Ninive sprechen. Sollte diese Interpretation zutreffen, wären in Gen 10,11-12 nur drei assyrische Städte Nimrods genannt (Ninive, Kelach und Resen), ebenso wie drei babylonische in Gen 10,10 (Babel, Erech, Akkad), wenn in diesem Vers Kalne als Verschreibung aus kullānā „sie alle“ angesehen wird (Albright, William Foxwell 1944a). Allerdings ist von der Syntax her in Gen 10,11-12 eine enge Verbindung der Namen Ninive und Rehobot-Ir nicht auszumachen. Daher wird auch vorgeschlagen, Rehobot-Ir als Name für die Stadt Assur zu verstehen, die in keilschriftlichen Texten mitunter nur als „die Stadt“ oder „die innere Stadt“ bezeichnet wird (Van der Kooij, Arie 2006a, 13f). Schwierigkeiten bereitet hier allerdings die nicht eindeutige syntaktische Funktion des Namens Assur in Gen 10,11 und der Befund, dass Assur im Alten Testament immer nur Landschaftsname, aber nie Bezeichnung der Stadt ist. Die Überlieferungen reflektieren möglicherweise zeitgenössische Erfahrungen einer Epoche, zu der Assur keine urbane Funktion mehr hatte.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2020-11-17 11:28:52

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • TRE 4 (1979), 272 (Lambert, Wilfred George, Art. Assyrien und Isrel)
  • NBL 3 (2001), 306−307 (Zwickel, Wolfgang, Art. Rehobot)
  • ABD 5 (1992), 664 (Davila, James R., Art. Rehoboth-Ir)

 

Literatur

Delitzsch, Friedrich 1881a , 260f ;  Delitzsch, Franz 1887a , 215f ;  Gunkel, Hermann 1910a , 88 ;  Dossin, Georges 1934aSimons, Jan 1959a , 528 § 1703 ;  Cassuto, Umberto 1964a , 203 ;  Speiser, Ephraim Avigdor 1964a , 68 ;  Lipiński, Edward 1966aWestermann, Claus 1974a , 692 ;  Sasson, Jack M. 1983aKooij, Arie van der 2006a , 13f ;  Fenton, Terry 2010aJericke, Detlef 2013a , 50f ;  Gertz, Jan Christian 2018a , 296.314f ;