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Salem

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

  • Sālim (Fachliteratur)   

Namensformen AT

שלם šālem. Σαλημ. „Die friedliche (Stadt)“

Belege AT

Gen 14,18; Ps 76,3

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Σαλημ (Jdt 4,4; Hebr 7,1-2; Eusebius, Onomastikon 152,4f: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 142, Nr. 813; Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 37, Nr. 2)
šlm (1QGenAp 22,13: Beyer, Klaus 1984a, 183; García Martínez, Florentino / Tigchelaar, Eibert J.C. 1997a, 46; Ziemer, Benjamin 2005a, 53; Machiela, Daniel A. 2009a, 82)
Σολυμα (Josephus, antiquitates 1,180; 7, 67; Josephus, bellum 6,438; Josephus, contra Apionem 1,173f: vgl. Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 103)
Σαλειμ (Eusebius, Onomastikon 40,1−4: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 42, Nr. 190)
Salem (Hieronymus, epistulae 73,7; 108,9: MignePL 22, 680.883f; Hieronymus, quaestiones in Gen 33,18: MignePL 23, 1040f)
Sedima/Salem (Etheria 13−15: Geyer, Paulus 1898a, 55−58; Röwekamp, Georg / Thönnes, Dietmar 1995a, 176−184; Donner, Herbert 2002a, 110−114)
jrwšlm (Targum Neofiti I; Targum Pseudo-Jonatan: Díez Macho, Alejandro 1988a, 86f)

Beschreibung

Salem ist der Residenzort des Königs Melchisedek, der Abraham Brot und Wein entgegenbringt (Gen 14,18). Ps 76,3 (MT) stellt Salem parallel zu Zion. Auch Ps 110 weist mit der Verbindung eines Königtums auf Zion und dem Priestertum Melchisedeks auf eine Verbindung zu Jerusalem. Ein Teil der jüdischen Rezeption führt diese Hinweise weiter aus, so etwa 1QGenAp 22,13 (šlm hj’ jrwšlm „Schalem, das ist Jerusalem“) und verschiedene Targume, die den Namen Salem in Gen 14,18 mit Jerusalem wiedergeben (ABD 5, 905). Auch Josephus deutet mit der Namensform Σολυμα in der Nacherzählung der Episode von Gen 14,18-20 eine Identifikation mit Jerusalem an (antiquitates 1,180). Die Deutung von Salem in Gen 14,18 als Kurz- oder Deckname für das im Pentateuch sonst nicht genannte Jerusalem würde dem gedachten Weg Abrahams von der Gegend um Damaskus (Gen 14,15) nach Mamre (Gen 18,1) entsprechen. Die griechische Tradition dagegen verbindet Salem meist mit Sichem, so etwa LXX in Gen 33,18. In Jer 41,5 (LXX Jer 48,5) wird das hebräische Toponym Schilo mit Salem (Σαλημ) wiedergegeben, möglicherweise beeinflusst vom Wechsel zwischen hebräisch Sichem und griechisch Schilo (Σηλω) in Jos 24,1. In Ps 76,3 (LXX Ps 75,3) wird der hebräische Ortsname Salem nominal als „Friede“ (ἐιρήνη) übersetzt. Auch die Verbindung von Salem mit Sichem war traditionsbildend. Jub 30,1 kennt in der Nacherzählung von Gen 33 Salem östlich von Sichem, wobei jedoch kein Bezug auf Gen 14 zu erkennen ist. Gemeint ist möglicherweise der Ort Sālim (1814.1795) ca. 4 km östlich des alttestamentlichen Sichem (Tell Balaṭā 1769.1798). Auf dem Garizim scheint ebenfalls eine Salem/Melchisedek-Tradition gepflegt worden zu sein (Hertzberg, Hans-Wilhelm 1928a). In frühkirchlicher Zeit wurde die nach Sichem weisende Ortstradition zwar weiter verfolgt, allmählich jedoch durch eine Verbindung des Salem von Gen 14 mit der in Joh 3,23 genannten Taufstelle am Jordan verdrängt („Ainon bei Salem“ Ἀινων ἐγγὺς τοῦ Σαλειμ). Eusebius kommentiert die Taufstelle (Onomastikon 40,1−4: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 42, Nr. 190) und das Salem aus Gen 33,18 (LXX) (Onomastikon 152,4f: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 142, Nr. 813) noch ohne Bezugnahme auf die Überlieferung von Gen 14. Hieronymus fügt jedoch in seiner Übersetzung zu Onomastikon 152,4f an, es gäbe noch eine anderen Ort namens Salem, der acht Meilen von Skythopolis (Bet-Schean/Tell el-Ḥuṣn 1975.2123) entfernt liege und auch Solyma genannt werde. Dort sei die Stadt des Melchisedek zu suchen. Solyma wird meist mit dem auf Mosaikkarte von Mādebā verzeichneten Ort Σαλουμιας in Verbindung gebracht und auf Tell er-Radġa (1998.2006) ca. 12 km südöstlich von Skythopolis/Bet-Schean im mittleren Jordantal lokalisiert (vgl. Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a; Schmitt, Götz 1995a, 306−308). Hieronymus setzt sich an dieser Stelle ausdrücklich von der Gleichsetzung Salems mit Jerusalem ab. In anderem Zusammenhang verbindet er den Hinweis auf die Lage von Salem bei Skythopolis mit dem Hinweis auf Gen 33,17-18 und damit auf die Ortstradition bei Sichem (epistulae 73,7: MignePL 22, 680). Hieronymus Interpretation wird nochmals dadurch verunklart, dass er Salem auch als alten Namen von Jerusalem angibt (epistulae 108,9: MignePL 22, 883f), ohne sich darüber zu äußern, ob dieses Salem von dem bei Sichem bzw. Skythopolis zu unterscheiden ist. Bei der etwa zeitgleich zu Hieronymus schreibenden Pilgerin Etheria ist der Zusammenhang der Melchisedek-Tradition von Gen 14 mit der Taufstelle im Jordantal eindeutig. Sie nennt den Ort Sedima, was nach ihrer Erklärung eine aus dem älteren Namen Salem verderbte Namensform darstellt, und beruft sich für die Verbindung zu Gen 14 auf die Erläuterungen eines am Ort lebenden Priesters. Auch die Mosaikkarte von Mādebā verzeichnet die Joh 3,23 genannte Taufstelle im mittleren Jordantal am westlichen Ufer und davon westlich abgesetzt einen Ort Σαλουμιας, ohne dass in der kartographischen Darstellung ein Zusammenhang mit dem Salem aus Gen 14 zu erkennen ist (Donner, Herbert 1992a, 37f, Nr. 3).

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2019-10-22 17:11:40

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 3 (1966), 1647–1648 (Elliger, Karl, Art. Salem)
  • ABD 5 (1992), 905 (Astour, Michael C., Art. Salem)
  • LThK3 8 (1999), 1482 (Müller, Paul-Gerhard, Art. Salem)
  • WiBiLex 2014 (Kalimi, Isaac, Art. Salem)

 

Literatur

Hertzberg, Hans-Wilhelm 1928aAbel, Félix-Marie 1938a , 441f ;  Simons, Jan 1959a , 216f § 365 ;  Hertzberg, Hans-Wilhelm 1962a , 36−44 ;  Schatz, Werner 1972a , 187−189 ;  Waldmann, Helmut / Rademacher, Rochus 1987aSchmitt, Götz 1988aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aSchmitt, Götz 1995a , 306−308 ;  Gaß, Erasmus 2005b , 65 ;  Jericke, Detlef 2013a , 142f ;  Nihan, Christophe 2018aJericke, Detlef 2020a , 9 ;