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Gomer

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

גמר gomær. Γομερ/Γαμερ

Belege AT

Ez 38,6; Personenname: Gen 10,2-3; 1Chr 1,5-6

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

gimir (neuassyrisch: Parpola, Simo / Porter, Michael 2001a, Gazetteer 9)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Κιμμερια (Herodot 4,12)
Γομαρος (Josephus, antiquitates 1,123)

Beschreibung

Die Genealogien in Gen 10 und 1Chr 1 zählen Gomer zu den Nachkommen Jafets, deren Namen in die Ägäis und nach Kleinasien weisen. In Ez 38,6 scheint Gomer Bezeichnung eines Territoriums oder eines Herrschaftsgebildes zu sein, gegen das Jhwh in einen apokalyptischen Kampf zieht. In erster Linie ist der Fürst Gog im Land Magog sein Widersacher. Er soll auch die Landschaften Meschech und Tubal beherrschen (Ez 38,2). Da Magog, Meschech und Tubal in Gen 10,2-5 neben Gomer als Nachkommen Jafets genannt sind, dürfte sich der Name Gomer in Gen 10 und Ez 38 auf dieselbe Größe beziehen. Im Allgemeinen wird Gomer als alttestamentliche Bezeichnung für die Kimmerer (griechisch Κιμμέροι) verstanden. Ursprünglich siedelten sie in Regionen nördlich des Schwarzen Meers. Im späten 8. Jh. v.Chr. drangen sie nach Urartu (Armenien, vgl. Ararat) vor. Nach Auseinandersetzungen mit den Assyrern zogen sie bis zur Westküste Kleinasiens weiter, ließen sich letzten Endes aber in Zentralanatolien (Kappadokien) nieder, wo sich ihre Spuren um die Mitte des 1. Jt. v.Chr. verlieren. nach dem Jubiläenbuch erstreckt sich das Gebiet Gomers vom Ostrand des Mittelmeers bis zum Fluss Tina, womit möglicherweise der Don gemeint ist (Jub 9,8). Hier werden demnach in etwas alle Regionen zusammengefasst, in denen sich die Kimmerer zwischen dem 8. und 6. Jh. v.Chr. bewegten. Josephus identifiziert Gomer mit den Galatern, die in westlicher Nachbarschaft zu Kappadokien zu Hause waren. Diese Gleichsetzung scheint der Versuch zu sein, seinen Lesern die unbekannte Größe Gomer/Kimmerer mit dem Hinweis auf eine zeitgenössisch geläufige Landschaft zu erklären. Wo sich die Verfassenden der biblischen Texte Gomer dachten, ist nicht definitiv zu entscheiden. Im Gesamtgefüge von Gen 10 scheint jedoch eine Lokalisierung in Kleinasien naheliegend.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2019-10-03 17:28:15

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • ABD 2 (1992), 1074 (Baker, David W., Art. Gomer)
  • WiBiLex 2010 (Bergmann, Claudia, Art. Gomer)
  • EBR 5 (2012), 323f (Ivantchik, Askold, Art. Cimmerians)

 

Literatur

Gunkel, Hermann 1910a , 152 ;  Skinner, John 1951a , 196 ;  Simons, Jan 1959a , 38f § 96 ;  Speiser, Ephraim Avigdor 1964a , 66 ;  Westermann, Claus 1974a , 674 ;  Franxman, Thomas W. 1979a , 104 ;  Wenham, Gordon J. 1987a , 216 ;  Sarna, Nahum M. 1989a , 70 ;  Lipiński, Edward 1990a , 40f ;  Maier, Johann 1991a , 173.183.187.189f ;  Soggin, Jan Alberto 1997a , 168 ;  Maier, Johann 2004a , 155.165.169.170f ;  Gmirkin, Russell E. 2006a , 147 ;  Steadman, Sharon R. / McMahon, Gregory 2011aGertz, Jan Christian 2018a , 306 ;