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Lud

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Luditer

Lokalisierungsvorschläge

  • Libyen (Fachliteratur)   
  • Tawūq (Fachliteratur)   

Namensformen AT

לודים ,לוד lûd, lûdîm. Λουδ; λωδι(ε)ιμ

Belege AT

Gen 10,13 (gent.); 1Chr 1,11 (gent.); Jes 66,19; Jer 46,9 (gent.); Ez 27,10; Ez 30,5; PN: Gen 10,13; 1Chr 1,11

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

luddi, luddu (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a; Bagg, Ariel M. 2007a, 158)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Λυδια  (Herodot, passim; Xenophon, anabasis, passim; 1Makk 8,8; Josephus, antiquitates 12,149)
Λυδοι  (Herodot, passim)
Λουδ (Jdt 2,23)
lwd  (1QM 2,10: Duhaime, Jean 1995a, 98f; Targume zu Gen 10,22: Sperber, Alexander 1959a, 15; Díez Macho, Alejandro 1968a, 56f; Díez Macho, Alejandro 1988a, 66f)
Λουδας (Josephus, antiquitates 1,144)
Lydia, Lydi(i) (Plinius, naturalis historia, passim)
lwd’j (Targum Onkelos zu Gen 10,13: Sperber, Alexander 1959a, 14)
lwdj’ (Targum Neofiti zu Gen 10,13: Díez Macho, Alejandro 1968a, 54f; Díez Macho, Alejandro 1988a, 64) 
njwwṭ’j (Targum Pseudo-Jonatan zu Gen 10,13: Díez Macho, Alejandro 1988a, 65)

Beschreibung

Die Genealogien des Alten Testaments nennen Lud als Personenname (Gen 10,22; 1Chr 1,17) und als Gentilizium („Luditer“ Gen 10,13; 1Chr 1,11). Die Luditer werden dabei als Abkömmlinge Mizrajims (Ägyptens) den Nachfahren Hams zugerechnet, Lud dagegen wird als vierter Sohn Sems genannt. In Profetenbüchern erscheint außer den Luditern (Jer 46,9) auch Lud als Toponym und wird hier zusammen mit Kusch (Nubien) und Put (Libyen?, Somalia?) genannt (Jes 66,19; Ez 27,10; Ez 30,5). Da auch die Genealogien die Luditer über Mizrajim (Ägypten) in enge Verbindung mit Kusch und Put bringen (Gen 10,6; 1Chr 1,8), erscheint es angemessen, das Gentilizium Luditer und den Personennamen Lud als Varianten eines Toponyms aufzufassen. LXX transkribiert den Namen in den genealogischen Listen und in Jes 66,19 (Λουδ bzw. λωδιιμ [Gen 10,13] oder λωδιειμ [1Chr 1,11 LXXA]). In den Belegen aus den Büchern Jeremia und Ezechiel wird hebräisch lûd bzw. lûdîm immer mit Λυδοι „Lydier“ wiedergegeben. Josephus folgt der letztgenannten Variante, wenn er Loudas (Λουδας) als Stammvater der Lydier beschreibt (antiquitates 1,144). Um der unsystematischen LXX-Praxis gerecht zu werden, fügt er hinzu, die Lydier hießen früher Ludier (Λουδοι). Die Lydier siedelten im äußersten Westen Kleinasiens um die Stadt Sardes. Sie sind ab dem 7. Jh. v.Chr. nachweisbar und kontrollierten im 7. und 6. Jh. zeitweise größere Teile Kleinasiens und der östliche Ägäis, bevor ihre Herrschaft 547 v.Chr. durch die Perser beendet wurde. Da Kleinasien in den alttestamentlichen Genealogien der Noach-Söhne jedoch vornehmlich durch die Nachfahren Jafets abgedeckt wird und da die LXX-Überlieferung nicht eindeutig ist, bezweifeln einige Auslegende die Gleichsetzung der Luditer bzw. Luds mit den Lydiern bzw. Lydien. Die ältere Fachliteratur (Gunkel, Hermann 1910a, 154; Westermann, Claus 1974a, 684f.693; ABD 4, 397) verweist auf einen in neuassyrischen Texten genannten Ort lubda/lubdu (Parpola, Simo 1970a, 227), der bei Tawūq im nördlichen Irak ca. 200 km südöstlich von Ninive östlich des Tigris lag (Kessler, Karheinz 1991a; Parpola, Simo / Porter, Michael 2001a, 10). Die Gleichsetzung ist jedoch philologisch kaum haltbar. Dazuhin träfe sie allenfalls auf den zu Sem gerechneten Namen Lud zu, der im Zusammenhang mit Assur und Aram genannt wird (Gen 10,22; 1Chr 1,17), nicht jedoch auf die Luditer, die in Verbindung mit nach Afrika weisenden Toponymen wie Ägypten, Kusch und Put aufgeführt sind. Für Lud wird wegen seiner genealogischen Verbindung zu Sem auch die levantinische Küste mit der westlich vorgelagerten Inselwelt vorgeschlagen (Hölscher, Gustav 1949a, 26f.51f), eine Vermutung, die erkennbar eine Verlegenheitsauskunft darstellt. Die hamitischen Luditer dagegen werden gern in größere räumliche Nähe zu Ägypten gerückt. Vereinzelt werden sie mit den antiken Bewonern Libyens gleichgesetzt (Zwickel, Wolfgang 2000a, 31; Zwickel, Wolfgang u.a. 2013a, 97), die allerdings unter der Bezeichnung Put in der Genealogie der Noach-Söhne geführt werden. Zudem erscheint die dabei stillschweigend vorausgesetzte Textänderung von lûdîm in lûbîm nicht gerechtfertigt (Lipiński, Edward 1992a, 150f). Vergleichsweise abwegig ist auch der Vorschlag, die Luditer im östlichen Nildelta zu suchen. Er basiert auf der Annahme, die Namen lûd bzw. lûdîm  seien hebraisierte Formen des ägyptischen Ausdrucks rwḏ/rwd „Seite“, der in Verbindungen wie p3 rwd j3bt „die Seite des Ostens“ zur Umschreibung der Ostseite des Nildeltas verwendet ist (Görg, Manfred 2000a, 31f). Mehrheitlich hat sich die Annahme durchgestzt, die alttestamentlichen Namen Luditer und Lud spielten auf das antike Lydien an (Lipiński, Edward 1992a, 150f; Gmirkin, Russell E. 2006a, 143‒147; Bagg, Ariel M. 2007a, 158). Die Doppelnennung ist bedingt durch die literarische Konstruktion der Genealogien in Gen 10 und 1Chr 1, die auf diese Weise Verflechtungen zwischen den drei Söhnen Noachs zum Ausdruck bringen. Historisch begründet sein könnte die zweifache Erwähnung in der zeitweisen Dominanz Lydiens in Kleinasien.

 

Autor: Detlef Jericke, 2017; letzte Änderung: 2019-10-12 18:17:20

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RLA 7 (1987‒1990), 184‒186 (Neumann, Günter, Art. Lydien)
  • BHH 2 (1964), 1108 (Herrmann, Siegfried, Art. Lud, Luditer)
  • NBL 2 (1995), 677f (Högemann, Peter, Art. Lydien)
  • ABD 4 (1992), 397 (Baker, David W., Art. Lud [Person]); 4 (1992), 423‒425 (McLauchlin, Barbara Kelley, Art. Lydia [Place])
  • DNP 7 (1999), 538‒547 (Kaletsch, Hans, Art. Lydia [Λυδία])
  • WiBiLex 2017 (Spans, Andrea, Art. Lud / Luditer)
  • EBR 16 (2018), 494-497 (McKinny, Chris, Art. Libya, Ancient); 17 (2019), 127f (Müller, Katrin, Art. Lud); 17 (2019), 269-271 (Goldfus, Haim, Art. Lydia [Place])

 

Literatur

Gunkel, Hermann 1910a , 154 ;  Hölscher, Gustav 1949a , 26f.51f ;  Skinner, John 1951a , 206 ;  Simons, Jan 1959a , 56f § 150-1 ;  Speiser, Ephraim Avigdor 1964a , 68 ;  Westermann, Claus 1974a , 684f.693 ;  Franxman, Thomas W. 1979a , 115 ;  Maier, Johann 1991a , 177f.185f.193 ;  Lipiński, Edward 1992a , 150f ;  Görg, Manfred 2000a , 31f ;  Maier, Johann 2004a , 160.167f.175 ;  Gmirkin, Russell E. 2006a , 143‒147 ;  Zwickel, Wolfgang u.a. 2013a , 97 ;  Lipiński, Edward 2018a , 29f ;  Räthel, Maximilian 2018aGertz, Jan Christian 2018a , 319 ;