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Weitere Namen
Aphek, Aphik
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
אפ(י)ק ʾapeq, ʾapîq . Αφεκ, Afec
Belege AT
Jos 13,4; Jos 19,30; Ri 1,31
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
jpqm, alternative Transkriptionen ʾpqm, 3pqm (ägyptisch [Ächtungstexte E09]: Posener, Georges 1940a, 69; Aḥituv, Shmuel 1984a, 62; Gaß, Erasmus 2005a, 140f; Hannig, Rainer 2006a, 1111; HTAT, 38)
jpq ?, alternative Transkriptionen ʾpq, 3pq (ägyptisch [Liste Ramses II., Nr. 80]: Simons, Jan 1937a, 168; Gaß, Erasmus 2005a, 141; Hannig, Rainer 2006a, 1111)
apqu ? (neuassyrisch: Borger, Riekele 1956a, 112; Parpola, Simo 1970a, 21; Bagg, Ariel M. 2007a, 18f)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
Ἀφεκ (Eusebius, Onomastikon: Timm 36,1 § 128; Klostermann 30,16f; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 33 § 128); Afec (Hieronymus: Timm 36*,1)
Beschreibung
Name
Der hebräische Name ʾapeq meint „Bachbett, Flussbett“ oder „Kanal“, also einen natürlichen oder von Menschen angelegten Wasserlauf. Deutlich wird dies in der nur Ri 1,31 belegten unkontrahierten Namensform ʾapîq (vgl. Jes 8,7 u.ö.; Borée, Wilhelm 1968a, 57; Gaß, Erasmus 2005a, 138). Daher könnte Afek an einem Wasserlauf gelegen haben.
Außerbiblische Dokumente
Mehrere ägyptische Ortsnamen werden mit dem alttestamentlichen Toponym in Verbindung gebracht. Dabei ist nicht immer zu klären, welcher der Afek genannten Orte des Alten Testaments gemeint ist. Mit einiger Sicherheit ist das in den Ächtungstexten (ca. 19. Jh. v.Chr.) genannte jpqm (alternative Transkriptionen ʾpqm, 3pqm) mit dem phönizischen, zu Ascher gerechneten Afek in Verbindung zu bringen (Hannig, Rainer 2006a, 1111). Allerdings wird auch eine Identifikation mit dem Afek in der Scharonebene (Afek, Scharonebene; Gaß, Erasmus 2005a, 140f) oder mit einem hypothetischen ostjordanischen Afek (Afek, ostjordanisch) nicht ausgeschlossen (HTAT, 38). Dagegen handelt es sich bei dem Toponym jpq(n) (alternativ ʾpqn, 3pqn), das in Dokumenten des 15. Jh. v.Chr. bezeugt ist (Nr. 66 der Liste Thutmoses III.: Aharoni, Yohanan 1984a, 165; Feldzugsbericht Amenophis II.: TGI3, 32), mit einiger Sicherheit um das Afek in der Scharonebene (Gaß, Erasmus 2005a, 139f; Hannig, Rainer 2006a, 1111). Schwierig zu beurteilen ist das Toponym jpq (alternativ ʾpq, 3pq), das in einer topographischen Liste Ramses III. belegt ist. Vermutlich wurde es aus einer Liste der Zeit Ramses II. kopiert (Aḥituv, Shmuel 1984a, 62; vgl. Noth, Martin 1941b, 64 = Noth, Martin 1971b, 112). Der Textzusammenhang weist auf ein „nördliches Afek“ (Gaß, Erasmus 2005a, 141). Ob jedoch der zu Ascher gerechnete Ort oder ein weiteres hypothetisches Afek auf dem Libanongebirge (Afek, Libanon) gemeint ist, bleibt unklar (Aḥituv, Shmuel 1984a, 62). Zumindest unterscheidet Hannig zwischen dem bei Ramses III. genannten Ort, den er mit Afqā im nördlichen Libanongebirge (Grotte und Wasserfall; etwa auf halbem Weg zwischen Baalbek im Osten und Gebal/Byblos im Westen) identifiziert und dem jpqm der Ächtungstexte, das er mit Tell Kerdāne bei Akko (s.u.) gleichsetzt (Hannig, Rainer 2006a, 1111).
Das in einem Text aus der Zeit Asarhaddons (7. Jh. v.Chr.) erwähnte keilschriftliche (neuassyrische) Toponym apqu wird meist mit dem Afek in der Scharonebene (Afek, Scharonebene) gleichgesetzt (Borger, Riekele 1956a, 112; North, Robert 1960a, 55f; Kessler, Karlheinz 1991a; Gaß, Erasmus 2005a, 140). Der Ort soll an der Grenze zum Land *samena liegen. Dieser Landschaftsname wird als Verschreibung des Namens samerina (Samaria, Landschaft) aufgefasst. Unter dieser Prämisse ist die Gleichsetzung von apqu mit dem Afek in der Scharonebene gerechtfertigt. Die Entfernungsangabe im neuassyrischen Textzeugnis (30 Doppelstunden, d.h. ca. 330 km von rapiḫu / Rafaḥ [südwestlich von Gaza] weist allerdings weiter nach Norden in die Region des Libanongebirges. Daher wird apqu vereinzelt mit einem der nördlich gelegenen Orte namens Afek (Afek im Gebiet von Ascher oder Afek, Libanon) gleichgesetzt (Bagg, Ariel M. 2007a, 19).
Eusebius paraphrasiert im Onomastikon zu Ἀφεκ lediglich Jos 19,30 und Ri 1,31. Daher ist es unwahrscheinlich, dass der Ort zu seiner Zeit existierte.
Altes Testament
Das Toponym Afek ist neunmal im Alten Testament belegt. Zwei der Belege meinen eindeutig einen zum Stamm Ascher gerechneten und damit im weiteren Einflussbereich der phönizischen Städte gelegenen Ort. Jos 19,30 zählt Afek zu Ascher, Ri 1,31 nennt den Ort als einen von diesem Stamm noch nicht eingenommenen Platz. An beiden Belegstellen wird Afek zusammen mit Achsib (Achsib, phönizisch) und Rehob (Rehob, Ascher) genannt. Da Achsib an der Mittelmeerküste nördlich von Akko zu lokalisieren ist, sollte man Afek auch dort suchen.
Schwierig ist die Zuordnung des in Jos 13,4 genannten Afek (Gaß, Erasmus 2005a, 139). Der Ort zählt hier zu den noch nicht eroberten Gebieten im „Land der Kanaaniter“. Mitunter wird dieses Afek bei der Grotte von Afqā im nördlichen Libanongebirge ca. 24 km östlich von Gebal/Byblos lokalisiert (Albright, William Foxwell 1922c; Dussaud, René 1927a, 12–14; Boling, Robert G. / Wright, G. Ernest 1984a, 338; Rösel, Hartmut N. 2011a, 211; s. auch o.), weil ein geographischer Zusammenhang mit Sidon und Gebal/Byblos („Land der Gibliter“ Jos 13,5) erschlossen wird. Sidon ist in Jos 13,4 jedoch Näherbestimmung zu Meara und steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit Afek. Auch die Formulierung vom „Land der Gibliter“ ist syntaktisch von der Erwähnung Afeks abgesetzt. Daher dürfte das Afek von Jos 13,4 mit demjenigen im Stammesgebiet von Ascher identisch sein, zumal auch in Ri 1,31 vorausgesetzt ist, dass der Ort zu den noch nicht eingenommenen Gebieten zählt.
Lokalisierung
Meist wird erwogen, Afek mit Tell Kerdāne ca. 10 km südwestlich von Akko und Rehob (Rehob, Ascher) mit dem etwas weiter nordwestlich gelegenen Tell Bīr el-Ġarbī gleichzusetzen (Alt, Albrecht, 1928a, 58–60; Abel, Félix-Marie 1938a, 246f; Simons, Jan 1959a, 193.284 §§ 332.530; Aḥituv, Shmuel 1984a, 62; Kallai, Zecharia 1986a, 428–433; Fritz, Volkmar 1994a, 195; vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 144f; EBR 2, 303f). Die Lokalisierung von Afek auf Tell Kerdāne kommt in Betracht, wenn das in Jos 19,30 vor Afek und Rehob (Rehob, Ascher) genannte Toponym Umma (MT) mit LXXB als Akko gelesen wird und demzufolge Afek und Rehob bei Akko liegen sollten. Allerdings scheint die Namensform von LXXB bereits eine Interpretation des unverständlichen Namens Umma im Licht von Ri 1,31 zu sein, wo Akko als von Ascher nicht eroberte Stadt an erster Stelle genannt ist. Die Ansetzung von Afek bei Akko könnte sich allenfalls noch darauf stützen, dass in der Liste Thutmoses III. ein Toponym ʿyn (Nr. 46) unmittelbar vor Akko (Nr. 47) genannt ist (Aharoni, Yohanan 1984a, 165). Eine philologische Verbindung zwischen ägyptisch ʿyn „Kalkstein“ und Afek lässt sich jedoch nicht herstellen. Daher ist die Gleichsetzung von ʿyn mit Afek unwahrscheinlich. Vielleicht ist ʿyn identisch mit dem alttestamentlichen Ijon (HTAT, 38 Anm. 58). Bei Tell Kerdāne entspringt ein Wasserlauf, der Nahr en-Naʿamīn. Darauf könnte sich der alttestamentliche Ortsname ʾapeq („Bachbett, Flussbett“) beziehen. Der relativ große Siedlungshügel wurde bisher nicht ergraben. Oberflächenuntersuchungen deuten auf eine nahezu durchgehende Besiedlung von der Frühbronzezeit (3. Jt. v.Chr.) bis in byzantinische Zeit (4.–6. Jh. n.Chr.) (Lehmann, Gunnar 2001a, 103; Gaß, Erasmus 2005a, 118).
Wenn man Afek und Rehob (Rehob, Ascher) jedoch weiter nördlich, d.h. auf einer Höhe mit Achsib (Achsib, phönizisch) sucht, erscheint es sinnvoll, Afek auf et-Tell / en-Nahr (Tell Kābrī) bei der heutigen Siedlung el-Kabrī (dem ehemaligen palästinensischen Ort el-Kābrī) ca. 4 km östlich der Küstenstadt Nahariyya bzw. 5 km südöstlich von Achsib zu lokalisieren (Gaß, Erasmus 2005a, 145f). Rehob (Rehob, Ascher) könnte dann mit Tell er-Rāhib ca. 20 km östlich von Achsib gleichgesetzt werden. Der arabische Ortsname en-Nahr („Fluss“) könnte ein Hinweis auf den alttestamentlichen Namen ʾapeq („Bachbett, Flussbett“) sein. Außerdem befinden sich in der Nähe vier Quellen, die so ergiebig sind, dass in römischer Zeit von hier ein Aquädukt nach dem fast 15 km entfernten Ptolemaïs/Akko angelegt wurde. Die Ausgrabungen auf dem Siedlungshügel, der in der neueren Fachliteratur meist Tell Kābrī o.ä. genannt wird, erbrachten bedeutende Reste, die vom Neolithikum bis in hellenistische Zeit reichen (NEAEHL 3, 839–841; Gaß, Erasmus 2005a, 145f; Yasur-Landau, Assaf / Cline, Eric H. 2020a). In der Mittelbronzezeit II (18.–16. Jh. v.Chr.) stand hier eine der größten bisher ergrabenen Stadtanlagen Palästinas (ca. 650 x 600 m). Sie wurde durch massive Befestigungsanlagen geschützt. Bemerkenswert ist ein repräsentatives Gebäude, das als Palast gedeutet wird (WiBiLex, Art. Afek, Abb. 4). Die Siedlung der Spätbronzezeit (13./12. Jh. v.Chr.) und die befestigten Anlagen der späten Eisenzeit II und der persischen Zeit (7.–5. Jh. v.Chr.) beschränkten sich auf die Hügelkuppe im Süden der Ortslage (ca. 150 x 100 m). Die Ausgrabenden sprechen sich für die Gleichsetzung des Fundplatzes mit Rehob (Rehob, Ascher) aus (NEAEHL 3, 839; Kempinski, Aharon u.a. 2002a, 452). Dieser Vorschlag hat sich nicht durchgesetzt.
Etwa 1,5 km nordöstlich des alten Siedlungshügels liegt der heutige Ort el-Kabrī. Die dort gefundenen archäologischen Reste reichen lediglich bis in die römische Zeit zurück.
Von den natürlichen Gegebenheiten und vom archäologischen Befund her sind sowohl die südliche Ansetzung von Afek auf Tell Kerdāne als auch die nördliche auf et-Tell / en-Nahr (Tell Kābrī) zu begründen. Die vermeintliche Nähe von Afek zu Akko, die für Tell Kerdāne spricht, stützt sich allerdings lediglich auf textkritische Varianten. Die Präferenz für et-Tell / en-Nahr ergibt sich aus dem alttestamentliche Befund, der eine Lage des Ortes in Nachbarschaft zu Achsib (Achsib, phönizisch) erkennen lässt.
Autor: Detlef Jericke, 2023; letzte Änderung: 2023-07-17 16:50:26
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