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Afek, ostjordanisch

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Aphek; Apheq

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

אפק ʾapeq. Αφεκ(α). Afec

Belege AT

1Kön 20,26 ?; 1Kön 20,30 ?; 2Kön 13,17 ?

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἀφεκα (Eusebius, Onomastikon: Timm 25,4–6 § 63; Klostermann 22,19‒21: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 23f § 63)
 

Beschreibung

Im Zusammenhang mit den Kämpfen Israels gegen Aram-Damaskus wird Afek als Stützpunkt der Aramäer genannt (1Kön 20,30; vgl. 1Kön 20,26; 2Kön 13,17). Daher wird der Ort meist im nördlichen Ostjordanland nahe am Kerngebiet von Aram-Damaskus gesucht. Diese These scheint dadurch gestützt zu werden, dass Eusebius ein Apheka kannte, das zum Territorium von Hippos (Qalʿat el-Ḥiṣn 2121.2427; 32.7781377 N, 35.6596150 E), einer zur Dekapolis gerechneten Stadt östlich des Sees Gennesaret (Kinneret, See), gehörte. Allerdings bezieht sich Eusebius dabei auf Jos 13,4. Das Toponym Afek in diesem Vers meint jedoch einen westjordanischen Ort im Gebiet von Ascher (Afek, Ascher), vielleicht auch einen gleichnamigen Platz im Libanongebirge (Afek, Libanon). Die von Eusebius gewählte Namensform Ἀφεκα folgt LXXA und Vulgata (Afeca) zu Jos 13,4. In 1Kön 20,26 und 1Kön 20,30 (LXX 1Kön 21,26; 1Kön 21,30) hat LXX zwar auch Αφεκα, dabei handelt es sich jedoch um die unscharfe Wiedergabe des hebräischen Locativs ʿapeqāh „nach Afek“ (LXX εἰς Αφεκα). Möglicherweise kannte Eusebius einen zeitgenössischen Ort Ἀφεκα östlich des Sees Gennesaret (Kinneret, See). Seine Bezugnahme auf ein alttestamentliches Toponym Afek ist jedoch historisch-topographisch nicht belastbar.
Der Ortsname Afek bzw. Apheka hat sich in el-Fīq ca. 5 km östlich von Qalʿat el-Ḥiṣn erhalten. Allerdings war der Platz in alttestamentlicher Zeit nicht besiedelt. In el-Fīq sind umfangreiche architektonische Reste der spätrömischen, byzantinischen und frühislamischen Zeit (Hartal, Moshe / Ben Efraim, Yigal 2012a, Site No. 95; Zwickel, Wolfgang 2017a, 124) sowie Reste einer Synagoge nachgewiesen (Hüttenmeister, Frowald / Reeg, Gottfried 1977a, 2–4). Aus der Mittelbronzezeit II, aus hellenistischer Zeit und aus frührömischer Zeit ist Streukeramik dokumentiert. Vermutlich ist hier der von Eusebius erwähnte Ort zu lokalisieren (Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a; Schmitt, Götz 1995a, 58). Der in den Königebüchern genannte aramäische Stützpunkt Afek dagegen wird auf einem der benachbarten Siedlungshügel vermutet, die in alttestamentlicher Zeit besiedelt waren, entweder auf Tel Soreg oder auf Ḫirbet el-ʿĀšeq. Der kleine Tel Soreg liegt knapp 2 km westlich von el-Fīq in einem Tal oberhalb eines Bachlaufs. Die Lage könnte mit dem hebräischen Namen ʾapeq („Bachbett, Flussbett“) in Zusammenhang gebracht werden. Auf Tel Soreg wurden Siedlungsspuren aus der Mittelbronzezeit I (Wohnhöhle), der Mittelbronzezeit II, der Spätbronzezeit und der Eisenzeit I (Gräber) gefunden. In der Eisenzeit II (9./8. Jh. v.Chr.) existierte eine ca. 20 x 20 m große befestigte Anlage neben einer kleinen Siedlung. Der Platz wurde noch in persischer und hellenistischer Zeit genutzt (Gaß, Erasmus 2005a, 150; Hartal, Moshe / Ben Efraim, Yigal 2012a, Site No. 89; Zwickel, Wolfgang 2017a, 124f). Gegen eine Gleichsetzung von Tel Soreg mit dem Afek von 1Kön 20 wird meist eingewandt, dass der Platz zu klein ist, um als militärischer Stützpunkt der Aramäer gedient zu haben. Ḫirbet el-ʿĀšeq liegt im Bereich des heutigen Kibbuz ʿEn Gev am Ostufer des Sees Gennesaret (Kinneret, See). Grabungen konnten hier eine ca. 250 x 120 m große Stadtanlage mit eigens befestigter Zitadelle aus der Eisenzeit II (9./8. Jh. v.Chr.) freilegen. Darüber hinaus sind Besiedlungsspuren aus persischer und hellenistischer Zeit dokumentiert (NEAEHL 2, 409–412; Gaß, Erasmus 2005a, 149f; NEAEHL 5 (2009). 1724–1726; Zwickel, Wolfgang 2017a, 123f;  Sugimoto, David T. 2022a). Trotz des günstigen archäologischen Befunds entspricht Ḫirbet el-ʿĀšeq nicht den aus 1 Kön 20 zu entnehmenden Voraussetzungen für einen aramäischen Stützpunkt während der Kämpfe gegen Israel (Zwickel, Wolfgang 2010a).
Der Erzählzusammenhang in 1Kön 20 setzt voraus, dass Afek in einer weitläufigen Ebene lag, in der sich die Aramäer einen optimalen Einsatz ihrer Kriegswagen erhofften (1Kön 20,22-26; 1Kön 20,30). Daher wird für diesen Platz eine Lokalisierung entweder in der Jesreelebene (Ebene Jesreel) oder in der nördlichen Scharonebene erwogen (vgl. Afek, Jesreelebene). 2Kön 12,18 erzählt allerdings, dass König Hasaël von Aram-Damaskus bis nach Gat vordringt. Da Hasaël anschließend nach Jerusalem zieht (2Kön 12,19), ist vermutlich das philistäische Gat, nicht der gleichnamige Ort (Gat-Hefer) am Karmel (Karmel, Gebirge) gemeint. Auch in späteren Zeiten zogen assyrische und babylonische Kontingente von Norden kommend zunächst in philistäisches Territorium (Philisterland) und von dort aus über die Schefela (Schefela, Juda; Lachisch) nach Jerusalem. Eine zeitweise Kontrolle der philistäischen Küstenebene „von Afek bis ans Meer“ durch Hasaël setzt darüber hinaus der Textüberhang von LXXL in 2Kön 13,22 voraus (Richelle, Matthieu 2010a). Die Verfasser der Königebücher gingen also davon aus, dass die Könige von Aram-Damaskus zur Zeit ihrer größten Machtenfaltung bis in philistäisches Gebiet vordringen konnten. Daher ist die Annahme begründet, dass auch der 1Kön 20 erwähnte aramäische Stützpunkt Afek mit dem bereits in ägyptischen Quellen und im Zusammenhang mit den Philisterkämpfen genannten Ort Afek identisch und auf Rās el-ʿAin in der südlichen Scharonebene unweit des philistäischen Kerngebietes zu lokalisieren ist (Afek, Scharonebene).
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2023; letzte Änderung: 2023-07-26 12:16:48

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 1 (1962), 105 (Bückmann, Otto, Art. Aphek)
  • NBL 1 (1991), 59f (Görg, Manfred, Art. Afek)
  • ABD 1 (1992), 276 (Frankel, Rafael, Art. Aphek [Place], 2. Aphek of Aram)
  • NEAEHL 2 (1993), 409–412 (Bar-Yosef, Ofer / Mazar, Benjamin / Kochavi, Moshe, Art. ʿEn Gev); 5 (2009), 1724–1726 (Kochavi, Moshe / Tsukimoto, Akio, Art. ʿEn Gev)
  • WiBiLex 2019 (Gaß, Erasmus, Art. Afek)
  • EBR 2 (2009), 304 (Levin, Yigal, Art. Aphek 2. Of Aram); 7 (2013), 884-885 (Hasegawa, Shuichi / Paz, Yitzhak, Art. En-Gev)

 

Literatur

Thomsen, Peter 1907a , 30 ;  Guthe, Hermann 1911aAbel, Félix-Marie 1938a , 246f ;  North, Robert 1960aHüttenmeister, Frowald / Reeg, Gottfried 1977a , 2-4 ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 346.355 ;  Zwickel, Wolfgang 1990a , 333 ;  Tsafrir, Yoram u.a. 1994a , 64 ;  Schmitt, Götz 1995a , 58 ;  Dion, Paul-Eugène 1997a , 199-208 ;  Lipiński, Edward 2000a , 397f ;  Gaß, Erasmus 2005a , 148-150 ;  Zwickel, Wolfgang 2010aJericke, Detlef 2010a , 76-78 ;  Richelle, Matthieu 2010aHasegawa, Shuichi 2012aDozeman, Thomas B. 2015a , 490 ;  Sugimoto, David T. 2015aZwickel, Wolfgang 2017a , 123-125.281 ;  Sugimoto, David T. 2022a