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Weitere Namen
Ar
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
ער מואב ʿār môʾāb. Ηρ, Μοαβιτις, Σηιρ, Αροερ
Belege AT
Num 21,15; Num 21,28; Dtn 2,9; Dtn 2,18; Dtn 2,29; Jes 15,1
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
(5) Ἀρ (Eusebius, Onomastikon: Timm 11,10, Nr. 19; Klostermann 10,25f; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 11, Nr. 19)
Beschreibung
Altes Testament
Die alttestamentlichen Belege geben kein eindeutiges Bild, was mit Ar bzw Ar-Moab (so nur Num 21,28; Jes 15,1) gemeint ist. Num 21 bringt Ar(-Moab) in Zusammenhang mit dem Arnon (Arnontal). Dtn 2 meint ein Gebiet, möglicherweise ist Ar hier als Synonym für Moab insgesamt zu verstehen. So läßt sich zumindest Dtn 2,29 interpretieren, wo Ar als Wohngebiet der Moabiter parallel zu Seïr als demjenigen der Nachkommen Esaus gestellt ist. Jes 15,1 könnte sogar an eine Stadt gedacht sein, da Ar-Moab in Parallele zu Kir-Moab („Burg Moabs“) steht. Daher entsteht der Eindruck, dass die Verfasser der alttestamentlichen Texte nicht mehr genau wußten, wie der Ausdruck Ar(-Moab) zu verstehen ist. Auch die LXX deutet durch ihre unterschiedlichen Übersetzungen an, dass Art und Lage von Ar(-Moab) nicht mehr bekannt waren.
Lokalisierung
Die ältere Forschung identifizierte Ar(-Moab) mit der in Quellen der spätrömischen und byzantinischen Zeit genannten Stadt Rhabbath-Mōab/Areopolis (Eusebius, Onomastikon: Timm 160,1-3, Nr. 654; Klostermann 124,15-17; zu weiteren Belegen Thomsen, Peter 1907a, 25; Schmitt, Götz 1995a, 287; inschriftlich ΑΡΕΩΠΟΛΗΣ: Piccirillo, Michele 1985a, 345 [Māʿīn]; Piccirillo, Michele / Alliata, Eugenio 1994a, 253 [Umm er-Reṣāṣ Nr. 9f]) und lokalisierte Ar(-Moab) in er-Rabba etwa 20 km südlich des Arnontals. Der Hauptzeuge dafür ist der Jesajakommentar des Hieronymus zu Jes 15,1 (MignePL 24, 171). Andere Quellen der Zeit (u.a. Eusebius, Onomastikon: Timm 11,1-10, Nr. 18f; Klostermann 10,15-26) unterscheiden jedoch zwischen Ar und Areopolis. Zudem liegt Areopolis/er-Rabba zu weit südlich, um noch mit dem Arnon in Verbindung gebracht zu werden.
Allerdings gibt es bislang noch keinen akzeptierten Lokalisierungsvorschlag für das alttestamentliche Ar(-Moab). Teilweise wird das Toponym als Ortsname verstanden und dabei meist mit der Stadt Moabs (Num 22,36) gleichgesetzt. Als Lokalisierungsvorschläge werden der moabitische Hauptort Dibon/Ḏībān (MacDonald, Burton 2000a, 75f), el-Bālūʿ am Südostrand des Arnontals (Miller, James Maxwell 1989a, 593–595; Worschech, Udo 1997a) oder der knapp 3 km nordöstlich von er-Rabba gelegene Siedlungsplatz el-Miṣnaʿ (Abel, Félix-Marie 1938a, 248) vorgeschlagen. Die Gleichsetzung mit Dibon ist insofern berechtigt, als Ar(-Moab) vermutlich eine Bezeichnung für das Kerngebiet Moabs ist (s.u.). Die eisenzeitliche Stadtanlage von el-Bālūʿ wird auch zur Lokalisierung der Stadt mitten im Tal vorgeschlagen (zum archäologischen Befund s. dort). Die bislang wenig erforschte Ortslage el-Miṣnaʿ zeigt nach ersten Oberflächenuntersuchungen eine lange Besiedlungsgeschichte, die von der Frühbronzezeit über die Mittelbronze- und Spätbronzezeit bis zur Eisenzeit reicht und noch die römische, byzantinische und frühislamische Zeit umfasst (Zwickel, Wolfgang 1990a, 122; Miller, James Maxwell 1991a, 64f; Worschech, Udo / Ninow, Friedbert 1999a). Allerdings liegt dieser Platz, ähnlich wie das benachbarte er-Rabba, zu weit südlich des Arnontals.
Legt man das Schwanken der alttestamentlichen Überlieferung zwischen Gebiets- und Stadtbezeichnung zugrunde, läßt sich Ar(-Moab) am ehesten als das moabitische Kerngebiet verstehen. Dies lag jedoch vermutlich nicht südlich des Arnon (anders Kellermann, Mechthild u.a. 1985a; Kellermann, Diether u.a. 1992a; RLA 8, 320; Weippert, Manfred 1998a), sondern nordlich des Arnontals um den Hauptort Dibon (Steen, Ellen J. van der / Smelik, Klaas A. 2007a; Gaß, Erasmus 2009a, 189f). Die Kennzeichnung einer Stadt und ihres Gebiets durch denselben Ausdruck entspricht gemeinaltorientalischem Sprachgebrauch. Das Gebiet von Dibon reichte vermutlich im Süden bis zum Arnon, da eine Ausdehnung nach Norden und Nordwesten durch die in der Mescha-Inschrift genannten „Länder“ Atarot (Atarot, ostjordanisch) und Medeba begrenzt war.
Autor: Detlef Jericke, 2021; letzte Änderung: 2022-01-26 17:47:36
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Lexikonartikel
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RLA
8 (1993), 318–325 (Weippert, Manfred, Art. Moab)
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BHH
1 (1962), 118 (Bernhardt, Karl-Heinz, Art. Ar)
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ABD
1 (1992), 321 (Mattingly, Gerald L., Art. Ar)
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EBR
2 (2009), 573f (Smoak, Jeremy, Art. Ar)
Literatur
Thomsen, Peter 1907a , 25 ;
Abel, Félix-Marie 1938a , 248 ;
Simons, Jan 1959a , 435 § 1246-7 ;
Wüst, Manfried 1975a , 135–140 ;
Weippert, Manfred 1979a , 18 ;
Schmitt, Hans-Christoph 1988a , 29 ;
Miller, James Maxwell 1989a , 582f.590–595 ;
Timm, Stefan 1989b , 201–208 ;
Worschech, Udo 1991a , 185f ;
Kellermann, Diether u.a. 1992a ;
Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992a ;
Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a ;
Schmitt, Götz 1995a , 287 ;
Worschech, Udo 1997a ;
Weippert, Manfred 1998a ;
Worschech, Udo / Ninow, Friedbert 1999a ;
MacDonald, Burton 2000a , 75f ;
Ben-Gad HaCohen, David 2000a , 9-16 ;
Elitzur, Yoel 2000a , 161 ;
Gaß, Erasmus 2009a , 182f ;
Finkelstein, Israel / Römer, Thomas 2016a , 720f ;
Tyson, Craig W. / Ninow, Friedbert 2019a ;
Bramlett, Kent u.a. 2023a ;
Tyson, Craig W. 2024a ;
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