Universität Heidelberg | Theologische Fakultät Trier
Ortsangaben der Bibel (odb)
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Addar

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

אדר ʾaddār. Ἀδδαρα

Belege AT

Jos 15,3

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἀδδαρα (Eusebius, Onomastikon: Timm 26,5-7; Klostermann 24,3-5: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 25, Nr. 67)

Beschreibung

Außerbiblisch

Eusebius referiert lediglich den biblischen Befund, dass der Ort zu Juda gehörte und nahe der Wüste lag. Darüber hinaus erwähnt er einen weiteren Ort gleichen Namens, der in der Küstenebene bei Diospolis (Lod/Ludd 1405.1515; 31.948381º N, 34.889542º E) östlich von Jafo in der Landschaft Θαμνιτικη liegen soll, die wiederum nach dem bei Josephus mehrfach erwähnten Ort Θαμνα (wahrscheinlich Ḫirbet Tibne 1603.1573; 32.0088315º N, 35.1075423º E) genannt ist (vgl. Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 94; zur Lage Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a).

Altes Testament 

Im Alten Testament ist Addar nur in der Beschreibung der Grenzen Judas als Fixpunkt an der Südgrenze genannt (Jos 15,3). Vor Addar stehen Kadesch-Barnea und Hezron, nach Addar folgen Karka und Azmon (Jos 15,4). Die zu Jos 15,2-4 weitgehend parallele Beschreibung der Südgrenze Kanaans (Num 34,3-5) hat anstelle von Hezron und Addar den Doppelnamen Hazar-Addar (Num 34,4) . Diese Namesform entspricht einer geläufigen Bildung (vgl. u. a. Hazar-Gadda und Hazar-Schual, Jos 15,27-28). Daher ist anzunehmen, dass die Namen Hezron und Addar literarisch sekundär aus Hazar-Addar gebildet wurden (Rösel, Hartmut N. 2011a, 238). Durch die Auflistung mehrerer Orte wollten die Verfasser von Jos 15 möglicherweise den Eindruck einer detaillierten Grenzbeschreibung erwecken. Hezron, Addar und Hazar-Addar sollten daher an demselben Platz gesucht werden.

Lokalisierung

Die Beschreibungen der Südgrenzen Kanaans bzw. Judas verlaufen am Südrand des Negeb. Sie sind von Ost nach West vorgenommen. Daher sollte Addar bzw. Hezron / Hazar-Addar westlich von Kadesch-Barnea, genauer zwischen Kadesch-Barnea im Osten und Karka bzw. Azmon im Westen gesucht werden. Der Vorschlag, Hazar-Addar mit der befestigten ovalen Siedlung „ʿAin Qudēs Fort“ nordöstlich von ʿAin Qudēs aus dem 10. Jh. v.Chr. (vgl. Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 184f; Jericke, Detlef 1997a, 103f) gleichzusetzen (Aharoni, Yohanan 1984a, 72), scheitert daran, dass der Platz südöstlich von Tell el-Qudērāt liegt, dem Siedlungshügel, mit dem Kadesch-Barnea gleichgesetzt wird. Auch die punktuell vorgetragene Erwägung, Hazar-Addar bzw. Addar mit Tell el-Qudērāt selbst gleichzusetzen (Abel, Félix-Marie 1938a, 344; Vos, Jacobus Cornelis de 2003a, 316a), überzeugt nicht, da dort das alttestamentliche Kadesch-Barnea zu finden ist. Während die Lokalisierung von Karka unklar bleibt, wird Azmon meist beim heutigen ägyptischen Grenzposten Quṣēme ca. 6 km westlich von Tell el-Qudērāt gesucht und ist möglicherweise mit der „Aharoni Fortress“ gleichzusetzen, einer ca. 100 x 35 m großen befestigten ovalen Anlage aus dem 10./9. Jh. v.Chr., die nordwestlich oberhalb von Quṣēme liegt (Meshel, Zeʾev, 1994a; Jericke, Detlef 1997a, 82f). Zwischen Tell el-Qudērāt und der „Aharoni Fortress“ liegt ca. 700 m südwestlich des Tell auf einem Bergsporn eine kleinere (ca. 40 x 20 m) ovale Siedlung des 10./9. Jh. v.Chr. Sie wurde bei Oberflächenuntersuchungen entdeckt und wird vorläufig Meṣudat Wādi el-Qudērāt genannt. Nach ersten Befunden bildeten kasemattenartige Räume den äußeren Ring der Anlage, während der Innenbereich unbebaut blieb.  (Jericke, Detlef 1997a, 94.99–101 [dort KB 46/01]; Cohen, Rudolf / Cohen-Amin, Rebecca 2004a, 6*.106f; Haiman, Mordechai 2007a, 325, Site 44). Die Lage von  zwischen Tell el-Qudērāt (Kadesch-Barnea) im Osten und Quṣēme bzw. „Aharoni Fortress“ (Azmon) im Westen spricht für eine Gleichsetzung mit Addar bzw. Hazar-Addar (s. auch Hezron), wenn man davon ausgeht, dass die Abstände der einzelnen Grenzmarkierungen im Gebiet von Kadesch-Barnea relativ kurz gewesen sein könnten. Auch das Erscheinungsbild der Meṣudat Wādi el-Qudērāt stützt die vorgetragene Lokalisierung, wenn man Hazar-Addar als ursprüngliche Namensform annimmt und vom Namenselement Hazar (hebr. ḥāṣer) „Einfriedung, Hof“ auf eine klar abgegrenzte Siedlung mit freiem Innenbereich schließt.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2020; letzte Änderung: 2023-11-22 17:05:56

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • ABD 1 (1992), 70 (Fretz, Mark J., Art. Addar)
  • EBR 1 (2009), 371 (Ngwa, Kenneth Numfor, Art. Addar [Place])

 

Literatur

Abel, Félix-Marie 1938a , 238 ;  Noth, Martin 1953a , 87 ;  Simons, Jan 1959a , 135–137 § 311 ;  Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a , 178 ;  Fritz, Volkmar 1994a , 159 ;  Jericke, Detlef 1997a , 94.99-101 ;  Vos, Jacobus Cornelis de 2003a , 316f ;  Haiman, Mordechai 2007a , 325 ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 238 ;  McKinny, Charles Christopher 2016a , 54‒56 ;