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Hezron

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

הצרון ḥæṣrôn. Ασωρων

Belege AT

Jos 15,3

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἐσμων, Ἐσωρ (Eusebius, Onomastikon: Timm 105,7–106,1, Nr. 416 [Ἐσμων]; Klostermann 84,26f [Ἐσωρ]; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 83, Nr. 416) [hieronymus esrom]

Beschreibung

Name

Der Name ḥæṣrôn meint „Gehöft, Einfriedung“ und bezeichnet daher einen klar abgegrenzten Siedlungsplatz.

Außerbiblische Überlieferung

Eusebius identifiziert Hezron mit dem zum Negeb gerechneten judäischen Ort Kerijot-Hezron (Jos 15,25). Die Orte von Jos 15,21-32 sind jedoch überwiegend am Nordrand des Negeb zu suchen, während das Hezron von Jos 15,3 an der Südgrenze Judas zu suchen ist (s.u.). Darüber hinaus schreibt der Kirchenvater, der Orte heiße auch Ἀσωρ, weil Jos 15,25 Kerijot-Hezron mit einem judäischen Hazor (Hazor, judäisch; Jos 15,23) gleichsetzt. Er verweist in diesem Zusammenhang auf einen früheren Eintrag in seinem Onomastikon. Dieser betrifft neben dem judäischen Hazor auch den bekannteren gleichnamigen Ort in Galiläa (Hazor) (Timm 21,6–9; Klostermann 20,1–5).

Altes Testament  

Im Alten Testament ist Hezron lediglich Jos 15,3 als Ortsname erwähnt und bezeichnet dabei einen Fixpunkt der Südgrenze Judas zwischen Kadesch-Barnea und Addar. Ansonsten ist Hezron im Alten Testament immer Personenname (Gen 46,9 u.ö.). Die weitgehend zu Jos 15,2-4 parallele Beschreibung der Südgrenze Kanaans (Num 34,3-5) nennt anstelle von Hezron und Addar den zusammengesetzten Ortsnamen Hazar-Addar (Num 34,4). Da diese Namesform einer geläufigen Konstruktion entspricht (u.a. Hazar-Gadda und Hazar-Schual, Jos 15,27-28), ist anzunehmen, dass die Namen Hezron und Addar literarisch sekundär aus Hazar-Addar gebildet wurden (Rösel, Hartmut N. 2011a, 238). Möglicherweise beruht dies auf dem Bestreben, in Jos 15,2-4 zwischen Kadesch-Barnea und Azmon nicht nur eine Ortsangabe (Hazar-Addar, Num 34,4), sondern drei Namen (Hezron, Addar, Karka) aufzulisten, um so den Eindruck einer detaillierten Grenzbeschreibung zu erwecken. Da die Grenzmarkierungen in Jos 15,2-4 und Num 34,3-5 augenscheinlich von Osten nach Westen aufgelistet sind, sollte Hezron bzw. Hazar-Addar zwischen Kadesch-Barnea im Osten und Azmon im Westen vorzustellen sein.

Lokalisierung

Bislang liegt kein breit akzeptierter Vorschlag zur Lokalisierung von Hezron bzw. Hazar-Addar vor. Meist begnügt man sich mit dem Hinweis, der Ort sei in der Nähe von Kadesch-Barnea zu suchen (Noth, Martin 1953a, 87; Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 178). Vereinzelt wird die ovale befestigte Anlage nordöstlich von ʿAin Qudēs, der südlicheren der beiden mit dem Toponym Kadesch in Verbindung zu bringenden Quelloasen am Übergang vom der Sianihalbinsel zum Negeb vorgeschlagen (Aharoni, Yohanan 1984a, 72). Die Siedlung stammt aus dem 10. Jh. v.Chr. (vgl. Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 184f; Jericke, Detlef 1997a, 103f) und entspräche vom Aussehen her etwa der Wortbedeutung von Hezron bzw. Hazar-Addar. Gegen diesen Vorschlag spricht, dass der Platz südöstlich von Tell el-Qudērāt liegt, dem Siedlungshügel, der mit Kadesch-Barnea gleichgesetzt wird, Hezron in Jos 15,3 jedoch nach Kadesch-Barnea genannt wird und daher westlich dieses Orts zu vermuten ist.
Lediglich punktuell wird auf Tell el-Qudērāt selbst, den zentralen Siedlungshügel der nördlich von ʿAin Qudēs gelegenen großen Quelloase ʿAin el-Qudērāt, verwiesen (Abel, Félix-Marie 1938a, 344; Vos, Jacobus Cornelis de 2003a, 316f). Der Tell war vom 10. Jh. v.Chr. bis in persische Zeit besiedelt, die Hauptbesiedlungsphase lag im 8./7. Jh. v.Chr. (Jericke, Detlef 1997a, 87–98; Cohen, Rudolph / Bernick-Greenberg, Hannah 2007a). Dort ist jedoch mit einiger Sicherheit das alttestamentliche Kadesch-Barnea zu lokalisieren.
Knapp 2 km nordwestlich des heutigen Grenzpostens el-Quṣēme und damit auch deutlich westlich von ʿAin el-Qudērāt liegt auf einem Bergvorsprung die „Aharoni Fortress“, die von den Ausgräbern in Erinnerung an den israelischen Archäologen Yohanan Aharoni (1919–1976) so benannt wurde. Es handelt sich um eine ca. 100 x 35 m große befestigte ovale Siedlung aus dem 10./9. Jh. v.Chr. (Meshel, Zeʾev, 1994a; Jericke, Detlef 1997a, 82f.95 Fig. 5.3). Vermutlich war es die wichtigste Karawanserei an der Wegkreuzung bei el-Quṣēme, bevor im 8. Jh. v.Chr. die Anlage auf dem Tell el-Qudērāt festungsartig ausgebaut wurde. Aufgrund der Namensähnlichkeit zwischen el-Quṣēme und Azmon wird die „Aharoni Fortress“ gern mit diesem in Jos 15,4 genannten Ort gleichgesetzt (vgl. McKinny, Charles Christopher 2016a, 54‒56).
Geht man davon aus, dass die Anordnung der Grenzmarkierungen in Jos 15,2-4 von Ost nach West verläuft, sollte der nach Kadesch-Barnea und vor Azmon genannte Ort Hezron bzw. Hazar-Addar demnach zwischen Tell el-Qudērāt und el-Quṣēme gesucht werden. Bei Oberflächenuntersuchungen wurde ca. 700 m südwestlich des Tell el-Qudērāt auf einem Bergsporn eine ca. 40 x 20 m große ovale Siedlung entdeckt, die in das 10./9. Jh. v.Chr. datiert werden kann. Sie wird vorläufig Meṣudat Wādi el-Qudērāt genannt (Jericke, Detlef 1997a, 94.99–101 [dort KB 46/01]; Cohen, Rudolf / Cohen-Amin, Rebecca 2004a, 6*.106f; Haiman, Mordechai 2007a, 325, Site 44). Vom Aussehen und von der natürlichen Lage her könnte der Platz für eine Gleichsetzung mit Hezron bzw. Hazar-Addar in Frage kommen.

 

Autor: ; letzte Änderung: 2023-11-22 17:08:15

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • NBL 2 (1995), 149f (Görg, Manfred, Art. Hezron)
  • ABD 3 (1992), 194 (Kotter, Wade R., Art. Hezron [Place])
  • EBR 11 (2015), 1011 (Olson, Dennis T., Art. Hezron [Place])

 

Literatur

Abel, Félix-Marie 1938a , 344.349 ;  Noth, Martin 1953a , 87 ;  Simons, Jan 1959a , 135–137 § 311 ;  Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a , 178 ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 72 ;  Fritz, Volkmar 1994a , 159 ;  Jericke, Detlef 1997a , 94.99–101.107.110 ;  Vos, Jacobus Cornelis de 2003a , 316f ;  Haiman, Mordechai 2007a , 325 ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 238 ;  McKinny, Charles Christopher 2016a , 54‒56 ;