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Weitere Namen
Meder; Media; Kilmad; Chilmad
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
מדי mādaj, mādî. Μηδοι, Μαδαι
Belege AT
Gen 10,2; 2Kön 17,6; 2Kön 18,11; Jes 13,17; Jes 21,2; Jer 25,25; Jer 51,11; Jer 51,28; Ez 27,23(?); Est 1,3; Est 1,14; Est 1,18‒19; Est 10,2; Dan 5,28; Dan 6,1; Dan 6,9; Dan 6,13; Dan 6,16; Dan 8,20; Dan 9,1; Dan 11,1; Esr 6,2; 1Chr 1,5; 2Chr 36,20(LXX)
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
mādāja (neuassyrisch; neubabylonisch: Parpola, Simo 1970a, 230f; Zadok, Ran 1985a, 214f)
māda (altpersisch Vallat, François 1993a, 162)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
mdj (aramäisch: Beyer, Klaus 1994a, 139)
Μηδοι (Herodot 1 passim; 3,65.126; 4,4.37.40; 7,62.210; 8,113; 9,31.40; Xenophon, anabisis, passim; Xenophon, Kyroupeideia, passim; Jdt 1,1; Jdt 16,10; 1Makk 1,1; Strabon, passim: Radt, Stefan 2011a, 186; Arrian, anabasis 4,18,3)
ἡ Μηδίκη (χώρα) (Hdt 1,96.103f.110; 3,92; 4,1)
Μηδία (Xenophon, Kyroupeideia passim; Tob 1,14-15; Tob 3,7; Tob 4,1; Tob 4,20; Tob 5,2; Tob 9,2; Tob 11,15; Tob 14,4; Tob 14,14; 1Makk 6,56; 1Makk 8,8; 1Makk 14,1-2; Polybios 5,44; 10,27; Diodorus Siculus 17,110,6; 19,32,1‒3; 19,37,1; 19,44,4; Strabon 11,9,1; 11,13 passim; Strabon passim: Radt, Stefan 2011a, 186; Arrian, anabasis 3,16,1; 3,19,1f; 3,20)
Media/Medi (Plinius, naturalis historia, passim)
Μαδος (Josephus, antiquitates, 1,124)
χώρα Μήδων (Eusebius, Onomastikon 36,4: Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 39, Nr. 164; Timm, Stefan 2017a, 43 Zeile 4, Nr. 164)
mdj (Targume: Zimmerli, Walther 1969a, 632; Saur, Markus 2008a, 24)
Beschreibung
Eine eigene Bezeichnung für die Landschaft Medien kennt das Alte Testament nicht. Der masoretische Text verwendet durchgehend den vermutlich aus dem Akkadischen entlehnten Stämmenamen mādaj „Meder“, auch wenn eine topographische Größe (2Kön 17,6; 2Kön 18,11) bzw. eine politische Einheit (Jer 25,25; Jer 51,11; Jer 51,28) gemeint sein könnte oder wenn der Begriff in den Genaologien des Noachsohns Jafet als Personenname aufgelistet ist (Gen 10,2; 1Chr 1,5). Lediglich Dan 11,1 hat im vokalisierten Text die Form mādî. LXX schreibt meist Μηδοι, eine Bezeichnung, die häufig von Herodot und auch im Juditbuch verwendet wird. In den beiden Fällen jedoch, in denen mādaj Personenname ist (Gen 10,2; 1Chr 1,5), transkribiert LXX zu Μαδαι. Damit unterstreicht der griechische Text, dass die entsprechenden Kapitel (Gen 10; 1Chr 1) nicht topographische, sondern genealogische Angaben bieten. Ebenso interpretiert Josephus Gen 10 als Genealogie und schreibt den Personennamen Μαδος für mādaj. Textkritische Probleme bietet Ez 27,23. Der masoretische Text nennt als Handelspartner von Tyrus neben geläufigen Größen wie Haran, Eden, Assur und Saba das ansonsten unbekannte kilmad. Die meisten Auslegenden ändern an dieser Stelle den Text und lesen mit den Targumen kål-mādaj „alle Meder“ bzw. „ganz Medien“. Nur wenige erwägen, dass möglicherweise eine sonst nicht genannte politische bzw. geographische Größe Kilmad gemeint sein könnte (ABD 1, 980f; Greenberg, Moshe 1997a, 546.559f). Die Belege in den profetischen Büchern gehen davon aus, dass die Meder nach dem Zusammenbruch des neuassyrischen Imperiums eine wichtige Rolle in den wechselnden vorderorientalischen Machtkonstellationen spielten. Mitunter erscheint die Bezeichnung mādaj deckungsgleich mit den Persern bzw. Persien (hebräisch pāras). In den Büchern Ester und Daniel sowie im ersten Makkabäerbuch werden die beiden Größen (Meder, Perser) nahezu stereotyp zusammen genannt. Augenscheinlich wurden in hellenistischer Zeit Medien und Persien als Einheit wahrgenommen. Bei Herodot finden sich Belege, in denen die Meder synonym für die Perser stehen. Dem entpricht in etwa, dass LXX an einigen Stellen das hebräische Wort mādaj „Meder“ mit Περσοι „Perser“ wiedergibt (Jes 21,2; Jer 25,25[LXX 32,25]). Umgekehrt wird auch pāras mit griechisch Μηδοι „Meder“ übersetzt (2Chr 36,20). In die Richtung einer engen Verbindung von Medien und Persien weist auch Kennzeichnung des achämenidischen („persischen“) Königs Darius als „Meder“ im Danielbuch (Dan 6,1; Dan 9,1; Dan 11,1). Erst deuterokanonische Schriften wie Tobit und das erste Makkabäerbuch verwenden den Landschaftsnamen Μηδια. Sie nehmen damit den Sprachgebrauch in griechischsprachigen Werken ab dem 2. Jh. v.Chr. auf. Nach dem Tobitbuch lebte in Medien eine aktive jüdische Diaspora, deren Entstehung auf die Deportation von Israeliten in die „Städte der Meder“ nach der Eroberung Samarias durch neuassyrische Truppen 720 v.Chr. zurückgeführt wird (2Kön 17,6; 2Kön 18,11). Der alttestamentliche Befund entspricht in etwa den wenigen Informationen, die aus keilschriftlichen Texten und der griechischsprachigen Literatur zur Geschichte der Meder bzw. Mediens bekannt sind. Danach waren die Meder zunächst eine Gruppe von Stämmen auf dem westlichen iranischen Hochland in der Region um die Stadt Ekbatana (vgl. Esr 6,2; Jdt 1). Ob die Meder im 8./7. Jh. v.Chr. eine Art Königtum organisierten, ist umstritten (vgl. Herodot 1,95‒106). Unter ihrem Fürsten Kyaxares beendeten sie zusammen mit den Babyloniern im ausgehenden 7. Jh. v.Chr. die Vorherrschaft der Assyrer im Vorderen Orient. In der Folge dehnten die Meder im frühen 6. Jh. v.Chr. ihr Aktionsgebeit nach Kleinansien aus und kämpften gegen die Lyder. Zeitweise markierte der Fluss Halys (türkisch Kızılırmak ca. 41º00'N.35º00'E) die westliche Grenze des von den Medern kontrollierten Gebiets. Möglicherweise gründet die Einordnung von Madai nach Magog (Lydien?) unter die Nachfahren Jafets (Gen 10,2; 1Chr 1,5) auf Erfahrungen dieser Zeit, da die Namen der Jafetiten mehrheitlich im Mittelmeerraum festzumachen sind (Lipiński, Edward 1990a, 45). Die eigenständige Nacherzählung des Jubiläenbuchs aus dem 2. oder 1. Jh. v.Chr. verlegt das Gebiet der Meder noch weiter nach Westen an die Westküste Kleinasiens in Richtung auf die ägäischen Inseln (Jub 9,9), ohne dass aus dieser freien Auslegung historisch-topographische Rückschlüsse zu ziehen sind. Allenfalls ist zu vermuten, dass die Verfassenden des Jubiläenbuchs auf diese Weise die Größe Madai geographisch noch näher an die in Gen 10,2-4 nachfolgend genannten Nachfahren Jafets wie Jawan (Ionier im westlichen Kleinasien und auf den äägäischen Inseln), Elischa (Zypern) oder die Rodaniter (Bewohner von Rhodos) anbinden wollten. Mit der Machtübernahme der achämenidischen Großkönige zum Ende des 6. Jh.s v.Chr. wurden die Meder ein Teil des persischen Imperiums. Ihr altpersisch als māda bezeichnetes Kerngebiet um Ekbatana bildete eine zentrale Verwaltungseinheit des persischen Imperiums. Die einflussreiche Stellung Mediens scheint auch unter der Herrschaft der Seleukiden (4.‒2. Jh. v.Chr.) und Parther (1. Jh. v.Chr.‒2. Jh. n.Chr.) weiterhin bestanden zu haben. Verwaltungspolitisch war Medien zeitweise in einen Bezirk „Groß-Medien“ (Μηδία μεγάλη) um die Stadt Ekbatana und in eine nördlich davon um den Urmiah-See gelegene Herrschaft (Mēdia) Atropatēnē ([Μηδία] Ἀτροπατηνή, in etwa das heutige Aserbaidschan) unterteilt (vgl. Pill-Rademacher, Irene u.a. 1988a; Wittke, Anne-Maria u.a. 2012a, 115). Während „Groß-Medien“ zum seleukidischen Machtbereich gehörte, war die Atropatēnē ein eigenständiges Herrschaftsgebilde. Zeitgenössische Dokumente bezeichnen mit Medien jedoch meist nur mehr eine Landschaft, keine politische Größe.
Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2020-08-17 12:46:46
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Lexikonartikel
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RLA
7 (1987‒1990), 619‒623 (Brown, St. C., Art. Media)
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RGG3
4 (1960), 823f (Eilers, Wilhelm, Art. Medien)
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BHH
2 (1964), 1180 (Hinz, Walther, Art. Meder)
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NBL
2 (1995), 747f (Högemann, Peter, Art. Medien)
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ABD
1, 908f (Thompson, Henry O., Art. Chilmad); 4, 658f (Young, T. Cuyler, Art. Media)
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LThK3
7 (1998), 30 (Ahn, Gregor, Art. Meder); 7 (1998), 35-44 (Hahn, Johan G. u.a., Art. Medien)
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DNP
7 (1999), 1094f (Wiesehöfer, Josef, Art. Meder); 7 (1999), 1095f (Wiesehöfer, Josef, Art. Media)
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EBR
17 (2019), 387 (Nõmmik, Urmas, Art. Madai); 18 (2020), 286-289 (Wiesehöfer, Josef, Art. Medes, Media)
Literatur
Skinner, John 1951a , 197f ;
Simons, Jan 1959a ,60 § 159.72f § 193.457 § 1428e. 488 § 1597 ;
Westermann, Claus 1974a , 675 ;
Waldmann, Helmut 1983a ;
Wagner, Jörg 1983a ;
Waldmann, Helmut 1985a ;
Seibert, Jakob 1985a ;
Gropp, Gerd 1985a ;
Högemann, Peter / Buschmann, Kai 1986a ;
Wenham, Gordon J. 1987a , 217 ;
Pill-Rademacher, Irene u.a. 1988a ;
Sarna, Nahum M. 1989a , 70 ;
Lipiński, Edward 1990a , 43‒45 ;
Kessler, Karlheinz 1991a ;
Maier, Johann 1991a , 174.183f.188 ;
Orth, Wolfgang 1992a ;
Gese, Hartmut 1992a ;
Grainger, John D. 1997a , 750f ;
Soggin, Jan Alberto 1997a , 169 ;
Greenberg, Moshe 1997a , 546.559f ;
Parpola, Simo / Porter, Michael 2001a , 12 ;
Schweizer, Günther / Mittmann, Siegfried 2001a ;
Maier, Johann 2004a , 156.165f.169 ;
Gmirkin, Russell E. 2006a , 147 ;
Saur, Markus 2008a , 212 ;
Wittke, Anne-Maria u.a. 2012a , 33.47-55.87.115-117 ;
Gertz, Jan Christian 2018a , 307 ;
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