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Bet-Hogla

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Beth-Hoglah; Hoglah

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

בית־חגלה bêt-ḥåglāh. Βαιθαγλα (Varianten Βαιθ Αγλααμ, Βαιθ Αραβα; vgl. Sipilä, Seppi 2010a, 546)

Belege AT

Jos 15,6; Jos 18,19; Jos 18,21

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

*Βηθαγαλα (Josephus, antiquitates 13, 26)
Βηθαγλα (Eusebius, Onomastikon 8,19; 48,19f; 52,8: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 9f.50.53, Nr. 11.221.240; Timm, Stefan 2017a, 9 Zeile 4. 58 Zeile 9. 62 Zeile 8, Nr.11.221.240; Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 46, Nr. 27; Prokopios von Gaza, In Genesin 50,10: MignePG 87, 512; Metzler, Karin 2015a, 2016, 459)

Beschreibung

Die alttestamentlichen Belege lokalisieren Bet-Hogla an der Grenze zwischen Juda und Benjamin unmittelbar westlich der Einmündung des Jordans in das Tote Meer (Salzmeer). Der Ort selbst wird zu Benjamin gerechnet (Jos 18,21). Die Grenze soll nördlich des „Bergrückens von Bet-Hogla“ verlaufen (Jos 18,19). Der „Bergrücken“ ist demzufolge südlich des Orts und der Grenzverlauf zwischen dieser Geländeformation und dem Ort Bet-Hogla vorzustellen. Eusebius setzt Bēthagla / Bet-Hogla mit Goren-Atad / Abel-Mizrajim, dem Platz einer siebentägigen Trauerfeier für Jakob bei der Überführung seines Leichnams von Ägypten nach Kanaan (Gen 50,10f), gleich (Onomastikon 8,19). Bēthagla soll drei römische Meilen von Jericho und zwei römische Meilen vom Jordan entfernt liegen. Entsprechend verzeichnet die Mosaikkarte von Mādebā den Eintrag Ἅλων Ἀταδ ἡ νῦν Βηθαγλα („Die Tenne von Atad, die jetzt Bēthagla [heißt]“) am westlichen Jordanufer nördlich des Toten Meeres. Die Vignetten deuten auf eine Quelle und einen Kirchenbau. Der alte Name hat sich dort bei der Quelle ʿAin aǧ erhalten. Östlich der Quelle wurde ein Siedlungsplatz mit Gebäuderesten sowie Oberflächenkeramik aus der Eisenzeit, der byzantinischen und der ottomanischen Zeit entdeckt (Koordinaten 1991.1371; 31.8263170º N, 35.5175691º E; vgl. Dinur, Uri 1986a; Schmitt, Götz 1995a, 98f; Vos, Jacobus Cornelis de 2003a, 326f; Greenberg, Raphael / Keinan, Adi 2009a, 76, site 401; http://www.lasapienzatojericho.it/padis/component/content/article/38-sites/75-023-ain-ajla-beth-hoglah), der meist auch als ʿAin Ḥaǧlā o.ä. bezeichnet wird. McKinny nennt den Platz „Deir Ḥajlah“ (McKinny, Charles Christopher 2016a, 56f). Dēr Ḥaǧlā befindet sich jedoch ca. einen Kilometer südwestlich der Quelle. Nordwestlich der Quelle finden sich archäologische Reste aus byzantinischer Zeit (Gebäudeteile, Mosaiken, Glas, Metall), die vielleicht auf einen Kirchen- oder Klosterbau hindeuten. Die Gleichsetzung von Bet-Hogla mit dem Siedlungsplatz bei der ʿAin aǧ dürfte daher gesichert sein. Insofern erübrigt sich der Vorschlag, Bet-Hogla mit Tell Muḥalḥil am Übergang vom Bergland zum Jordantal in Verbindung zu bringen (Fritz, Volkmar 1994a, 159; er lässt dabei jedoch offen, ob Bet-Araba oder Bet-Hogla auf Tell Muḥalḥil liegen könnten). Dieser ging noch davon aus, dass bei der ʿAin aǧ keine archäologischen Reste aus vorrömischer Zeit zu finden sind, während  Tell Muḥalḥil eisenzeitliche Funde aufweist (Kochavi, Moshe 1972a, 117–119).
Eusebius verzeichnet einen weiteren Eintrag zu einem Βηθαγλα, das zum Stamm Juda gehören soll und daher ebenfalls auf den Jos 15 und Jos 18 genannten Ort zu beziehen ist (Onomastikon 48,19f). An dieser Stelle lokalisiert er Βηθαγλα am zehnten Meilenstein der Straße von Eleutheropolis (Bēt Ǧibrīn 1402.1128; 31.6071803º N, 34.8961491º E) nach Gaza beim Dorf Ἀγλα / Agla (vielleicht Ḫirbet ʿAǧlān [1238.1089; 31.5714745º N, 34.7235094º E] ca. 15 km südöslich von Aschkelon bzw. ca. 25 km nordöstlich von Gaza; vgl. Abel, Félix-Marie 1938a, 311; Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a; Schmitt, Götz 1995a, 44). In der Gegend von Gaza ist jedoch möglicherweise Goren-Atad / Abel-Mizrajim („Trauer Ägyptens” oder „Bach Ägyptens”) zu suchen (Jericke, Detlef 2013a, 242f). Insofern dürfte bei Eusebius im Falle der Gleichsetzung von Βηθαγλα / Bet-Hogla mit Goren-Atad / Abel-Mizrajim und der zweimaligen Lokalisierung von Bēthagla eine Traditionsverschiebung bzw. Traditionsverwechslung vorliegen. Erschwert wird die Interpretation des Eusebius dadurch, dass er im Zusammenhang mit Βηθαγλα noch ein „anderes Bēthaglaim“ (ἄλλη Βηθαγλαιμ; Onomastikon 48,19f) kennt, das acht Meilen von der Küste (Eusebius) bzw. von Gaza (so Hieronymus, Onomastikon 49,18; vgl. Timm, Stefan 2017a, 58*, Zeilen 8–10) entfent liegen soll. Ob mit diesem „anderen Bēthaglaim“ ein Hafenplatz bei Gaza gemeint ist (Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 50 Anm. 221) oder auf irgendeine Weise an das vorerwähnte Ἀγλα angeknüft wird, bleibt unkar. Möglicherweise liegt jedoch hier ebenfalls eine Verwechslung vor. Ez 47,10 erwähnt den Ort En-Eglajim, der nach dem Textzusammenhang am Nord- oder Nordwestufer des Toten Meers zu suchen ist, also dort, wo das mit Goren-Atad gleichgesetzte Βηθαγλα des Eusebius liegen soll. Daher wird für die Lokalisierung von En-Eglajim neben ʿAin Fašḫa (1927.1246; 31.7137364º N, 35.4496705º E) südlich von Ḫirbet Qumrān auch ʿAin Ḥaǧlā vorgeschlagen (Abel, Félix-Marie 1938a, 316). Die enigmatischen Eintragungen des Eusebius zu Βηθαγλα bzw. Βηθαγλαιμ sind am ehesten so zu verstehen, dass er zwar die Lage von Bet-Hogla am Nordende des Toten Meers, nicht jedoch diejenige von Goren-Atad / Abel-Mizrajim kannte. In jedem Fall waren die Ausführungen des Eusebius maßgeblich für die frühchristliche Tradition. Sowohl die Mosaikkarte von Mādebā als auch Prokopios von Gaza – dieser mit teilweise wörtlichen Zitaten aus dem Onomastikon – folgen Eusebius, indem sie Bet-Hogla / Βηθαγλα mit Goren-Atad gleichsetzen und beide Orte nördlich des Toten Meers lokalisieren.

 

Autor: Detlef Jericke, 2019; letzte Änderung: 2021-03-10 17:29:00

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • ABD 1, 687f (McGarry, Susan E., Art. Beth-Hoglah)
  • EBR 3 (2011), 979-980 (Kuan, Kah-Jin Jeffrey, Art. Beth-Hoglah); 12 (2016), 25 (Olson, Dennis T., Art. Hoglah)

 

Literatur

Thomsen, Peter 1907a , 37 ;  Dalman, Gustaf 1914a , 14f ;  Alt, Albrecht 1925b , 26 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 234.274.316 ;  Noth, Martin 1953a , 87.143 ;  Simons, Jan 1959a , 138 § 314 ;  Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a , 42f ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 439 ;  Boling, Robert G. / Wright, G. Ernest 1984a , 366 ;  Kallai, Zecharia 1986a , 118-120.337 ;  Dinur, Uri 1986aKellermann, Diether u.a. 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aDonner, Herbert 1992a , 46 ;  Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aFritz, Volkmar 1994a , 159 ;  Tsafrir, Yoram u.a. 1994a , 79 ;  Schmitt, Götz 1995a , 98f ;  Vos, Jacobus Cornelis de 2003a , 318.324–327 ;  Greenberg, Raphael / Keinan, Adi 2009a , 76, site 401 ;  Sipilä, Seppi 2010a , 546 ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 238 ;  Jericke, Detlef 2013a , 242f ;  McKinny, Charles Christopher 2016a , 56f ;  Jericke, Detlef 2020a , 216–222 ;  Hofeditz, Ulrich 2020a , 398 ;