Universität Heidelberg | Theologische Fakultät Trier
Ortsangaben der Bibel (odb)
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Efrata

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Ephrat; Efratah; Ephratah

Lokalisierungsvorschläge

  • kein Lokalisierungsvorschlag (odb)   

Namensformen AT

אפרת(ה) ’æprāt(āh). Εφραθα

Belege AT

Gen 35,16; Gen 35,19; Gen 48,7; Jos 15,59 (LXX); Mi 5,1; Ps 132,6; Rut 4,1

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

’prth (4QGen-Exoda frg.5,3; 4QGenf frg.1,13: Ulrich, Eugene 2010a, 11.23)
Εφραθηνη (Josephus, antiquitates 1,343)
Εφραθα (Eusebius, Onomastikon 82,10−14: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 80, Nr. 401; Timm, Stefan 2017a, 101 Zeile 3-7, Nr. 401; Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 59, Nr. 75)
’prt (rabbinisch: Reeg, Gottfried 1989a, 54–55)

Beschreibung

Die in Gen 35,16 bezeugte Namensform ’æprātāh könnte als Lokativ mit angehängtem he-locale von ’æprat („nach Efrat“) verstanden werden. Entsprechend lesen einige Textzeugen in Gen 35,19 die Konsonantenfolge ’prt, setzen also den Ortsnamen „Efrat“ voraus (vgl. Apparat BHS). Die meist in Übersetzungen gewählte Wiedergabe des Namens mit „Efrata“ folgt der LXX-Schreibung. Nahe bei Efrata wird Benjamin geboren. Bei seiner Geburt stirbt Rahel (Gen 35,16; Gen 35,19; Gen 48,7). Berücksichtigt man den Erzählzusammenhang, so sollte Efrata nördlich von Jerusalem bei Bet-El/Lus liegen (Gen 35,6). In dieser Gegend, bei dem Ort Rama (Rama, benjaminitisch; Rama, efraimitisch), wurde in alttestamentlicher Zeit auch das Grab der Rahel gesucht (1Sam 10,2; Jer 31,15). Ps 132,6 nennt Efrata in Parallelismus zu der Ortsangabe „Gefilde von Jáar“. Ps 132,6 wird meist so gedeutet, dass Efrata, wie an den übrigen Belegstellen auch, mit Betlehem, dem Heimatort Davids, identisch ist und dass David dort vom Verlust der Lade an die Philister hört (vgl. Ps 132,8) (Kraus, Hans-Joachim 1989a, 1062–1063; Seybold, Klaus 1996a, 498). Eine andere Interpretation versteht die Ortsangaben „Efrata“ und „Jáar“ in Ps 132,6 im Licht von 1Chr 2,50. Dort wird Efrata genealogisch mit Kirjat-Jearim verbunden. Efrata und Jáar könnten daher verschlüsselte Hinweise auf Kirjat-Jearim sein, wohin die Lade von den Philistern gebracht wird (1Sam 6,21; 1Sam 7,1). Mit Ausnahme von Ps 132,6 verbinden alle Belegstellen Efrata mit dem ca. 8 km südlich von Jerusalem gelegenen judäischen Ort Betlehem (Bēt Laḥm 1695.1235). Beide Orte werden gleichgesetzt (Gen 35,19; Gen 48,7; Jos 15,59[LXX]), parallel genannt (Rut 4,11) oder zu einem Kompositnamen verbunden (Mi 5,1). Häufig wird vorgeschlagen, Efrata nicht als Ortsnamen, sondern als Bezeichnung für das Wohngebiet der Sippe Efrat zu verstehen. Diese wird genealogisch mit dem judäischen Kaleb und mit Betlehem verbunden (1Chr 2,19; 1Chr 2,24; 1Chr 2,50; 1Chr 4,4). Rut 1,2 kennt „Efratiter aus Betlehem in Juda“. Aus diesen Angaben wird das Wohngebiet Efrats im Norden Judas in der Gegend um Betlehem erschlossen (Vogt, Ernst 1975a; Blum, Erhard 1984a, 207–208; Taschner, Johannes 2000a, 221; Klein, Renate Andrea 2002a, 230−232). Der Ort, an dem Benjamin geboren wird und Rahel stirbt, wäre demnach kurz vor Efrata, also kurz vor dem Erreichen des judäischen Gebiets zu lokalisieren. Somit ließen sich die Ortsangaben von Gen 35 mit den Angaben über das Grab der Rahel (1Sam 10,2; Jer 31,15) in Einklang bringen. Dieser Lösungsvorschlag scheitert daran, dass Efratiter nicht allein aus Juda, sondern auch aus Efraim bezeugt sind (1Kön 11,26). David ist Efratiter aus Betlehem (1Sam 17,12), Jerobeam I. ist Efratiter aus Zereda im efraimitisch kontrollierten Gebiet (1Kön 11,26). Die Gleichsetzung von Efrata mit Betlehem in Gen 35 will klarstellen, dass sich die Königsverheißung an Jakob (Gen 35,11) in den Königen aus dem Haus David und nicht in den Königen Israels erfüllt. Auch das Buch Rut (Rut 4,22) und Mi 5 stellen einen Zusammenhang zu den Davididen her. In den genannten Texten ist Efrata ein symbolischer Name, der durch die Verbindung mit Betlehem die Vorrangstellung des judäischen Königtums gegenüber dem israelitischen zum Ausdruck bringt. Ob Efrata jemals der Name eines eigenständigen Ortes war, bleibt daher ungewiss. Die Mosaikkarte von Mādebā gibt lediglich die Lage des seit frühkirchlicher Zeit bei Betlehem verehrten Rahelgrabs wieder.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2021-03-17 12:04:15

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 1 (1962), 421 (Jenni, Ernst, Art. Ephrat)
  • NBL 1 (1991), 474 (Görg, Manfred, Art. Efrata)
  • ABD 2 (1992), 557–558 (Luker, Lamontte M., Art. Efratah)
  • WiBiLex 2019 (Koenen, Klaus, Art. Efrata / Efrat)
  • EBR 3 (2011), 983−1001 (Sweeney, Marvin A. u.a., Art. Bethlehem [Ephratah]); 7 (2013), 1035 (Adam, Klaus-Peter, Art. Ephrath, Ephrathah [Place])

 

Literatur

Soggin, Jan Alberto 1961aBlenkinsopp, Joseph 1969a , 152-156 ;  Robinson, Alan 1974aVogt, Ernst 1975aBlum, Erhard 1984a , 207f ;  Demsky, Aaron 1986aKraus, Hans-Joachim 1989a , 1062f ;  Knopf, Tilmann 1991aSchwab, Eckart 1993aSeybold, Klaus 1996a , 498 ;  Nauerth, Thomas 1997a , 259−261 ;  Taschner, Johannes 2000a , 221 ;  Klein, Renate Andrea 2002a , 230−232 ;  Jericke, Detlef 2008b , 184 ;  Jericke, Detlef 2013a , 202f ;  Na’aman, Nadav 2014aJericke, Detlef 2020a , 139 ;