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Wüste Etam

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Etham; wilderness of Etham

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

מדבר אתם midbār ʾetām. ἡ ἔρημος αὐτοὶ

Belege AT

Num 33,8

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Beschreibung

Name

Der Name Etam wird mitunter vom ägyptischen Gottesnamen Atum abgeleitet und als Kurzform des Toponyms Pitom verstanden (vgl. Etam, Sinai). Die Bezeichnung Wüste Etam könnte eine wüstenhafte Region in der Nähe des Orts Etam/Pitom bezeichnen, zumal Etam „am Rand der Wüste“ liegen soll (Ex 13,22; Num 33,6). In ähnlicher Weise sind auch andere Namen von Wüstengebieten in den Büchern Exodus und Numeri als literarische Verbindung der Landschaftsbezeichnung midbār mit einem Toponym zu verstehen (Wüste Schur, Wüste Sin, Wüste Paran, Wüste Zin).  LXX kennt die Wüste Etam nicht.  LXXB versteht ʾetām in Num 33,8 als nota accusativi mit Pronominalsuffix und schreibt für bemidbār ʾetām „in der Wüste Etam“ διὰ τῆς ἐρήμου αὐτοὶ „durch ihre Wüste“. LXXA redet von der Wüste Sin wie in Num 33,11-12. LXX versucht hier vermutlich einen Ausgleich zwischen den Itineraren der Exoduserzählung, die Etam nur als Ortsnamen (Ex 13,22) und Mara in der Wüste Schur kennen (Ex 15,22-23), und dem Stationenverzeichnis von Num 33 (s.u.).

Altes Testament

Die Wüste Etam wird nur im Stationenverzeichnis Num 33 erwähnt. Anstelle der Wüste Schur, die in Ex 15,22-23 zwischen dem Schilfmeer und Mara steht, hat Num 33,8 die Ortsangabe Wüste Etam. Die Parallelität wird dadurch unterstrichen, dass die Israeliten jeweils von der Wüste Schur bzw. der Wüste Etam nach drei Tagesreisen in Mara ankommen. Der Wechsel von „Schur“ zu „Etam“ bleibt erklärungsbedürftig, zumal LXX diesen nicht aufweist (s.o.). Mitunter wird vermutet, die Landschaftsangabe Wüste Schur sei der eigentliche Name. Die Bezeichnung „Wüste Etam“ in Num 33 diene dazu, das Wüstengebiet von dem zweimal vorher genannten Ort Etam (Etam, Sinai) zu unterscheiden (Jacob, Benno 1997a, 400), oder sie solle in Ex 33 das Thema Pesach, mit dem Etam in Ex 13,20 verbunden ist, zum Meerwunder in engere Beziehung bringen (Roskop, Angela R. 2011a, 215–218). Augenscheinlich ist jedoch der MT in in Num 33,5-15 in erster Linie als literarische Konstruktion zu erklären. Der Abschnitt unterscheidet zwischen dem Meer als dem Platz des Meerwunders (Num 33,8) und dem Schilfmeer, das als einfache Wegstation angesehen wird (Num 33,11). Der Weg zum Meer wird als eine Digression nach Norden aufgefasst, die von Etam (Etam, Sinai) ihren Ausgangspunkt nimmt, nach Pi-Hahirot, Baal-Zefon und Migdol führt (Num 33,7) und wieder nach Etam zurückkehrt (Num 33,8). Daher nimmt das Stationenverzeichnis in Num 33,6-7 den Text von Ex 13,20 nahezu wörtlich auf, bringt die Israeliten jedoch vom Ort des Meerwunders nicht in die Wüste Schur wie Ex 15, sondern in die Wüste Etam zurück (Num 33,8). Auf diese Weise versucht Num 33, die unterschiedlichen Überlieferungen bzw. Angaben zum Ort des Meerwunders von Ex 13/Ex 15 (Schilfmeer) und Ex 14 (Meer bei Pi-Hahirot, Baal-Zefon und Migdol) zu einem durchgehenden Itinerar zu kombinieren. Die Annahme, dass dieser zirkuläre Wanderweg, der die Israeliten zwei Mal in die Wüstenregion östlich des vermeintlichen Schilfmeers („the lakes of the Istmus of Suez“) führte, von ihnen tatsächlich begangen wurde, und dass daher zwei Namen für „approximately the same place“ verwendet sind (Hoffmeier, James Karl 2005a, 161), ist augenscheinlich ein Versuch, rationalisierend die literarische Konstruktion von Num 33 in historische Topographie aufzulösen.

Lokalisierung

Wenn die Bezeichnung Wüste Etam eine literarische Bildung mit dem Ortsnamen Etam/Pitom (Etam, Sinai) ist, sollte ihre gedachte Lage nach diesem Ort bestimmt werden. Etam/Pitom liegt vermutlich im östlichen Nildelta. Daher ist die Wüste Etam östlich oder südöstlich dieser Region vorzustellen, also genau dort, wo auch die Wüste Schur liegen soll (Seebass, Horst 2007a, 379). Dies trifft den alttestamentlichen Befund insofern als die toponymischen Wendungen Wüste Schur und Wüste Etam hier für dieselbe Landschaft auf dem Weg des Auszugs der Isrtaeliten aus Ägypten steht.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2021; letzte Änderung: 2021-07-04 11:48:57

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • NBL 1 (1991), 606f (Görg, Manfred, Art. Etam)
  • ABD 2 (1992) 644 (Görg, Manfred, Art. Etham)
  • EBR 8 (2014), 94f (Higgins, Ryan, Art. Etham)

 

Literatur

Simons, Jan 1959a , 251f § 426 ;  Redford, Donald B. 1987a , 142 ;  Görg, Manfred 1991a , 138f ;  Jacob, Benno 1997a , 400 ;  Hoffmeier, James Karl 2005a , 161 ;  Seebass; Horst 2007a , 379f ;  Roskop, Angela R. 2011a , 215–218 ;