|
|
Weitere Namen
Land der Philister; Gebiet der Philister; Bezirke der Philister; Philistäa
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
ארץ פלשתים ’æræṣ pelištîm. ἡ γή τῶν Φιλιστιιμ, ἡ γή ἀλλοφύλων
Belege AT
Gen 21,32; Gen 21,34; Ex 13,17; 1Sam 27,1; 1Sam 29,11; 1Sam 30,16; 1Sam 31,9; 1Kön 5,1; 2Kön 8,2-3; Jer 25,20; Zef 2,5; 1Chr 10,9; 2Chr 9,26
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
prst (ägyptisch: Hannig, Rainer 2006a, 1144)
palaštu/pilistu (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 272; Bagg, Ariel M. 2007a, 189−191)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
Παλαιστινη (Josephus, bellum 5,384; Josephus, antiquitates 1,136.145.207; 2,323; 6,319; 8,260.262; 13,180: vgl. Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 152f)
Palaestine (Plinius, naturalis historia 5,66.69)
Beschreibung
Das Philisterland ist die Küstenebene des südwestlichen Palästina und ihr Hinterland, das sich bis in die südliche Schefela (Schefela, Juda) und die westlichen Ausläufer des Negeb erstreckt. Dabei markiert die Westgrenze etwa eine gedachte Linie von Gat/Tell eṣ-Ṣāfī (1357.1235) im Norden bis Ziklag (Tell eš-Šerī‘a ?, 1196.0889) im Süden, das nach 1Sam 27 zum Gebiet des Philisterfürsten von Gat gehörte. Die Nordgrenze lag beim Jarqon-Fluss im Bereich der heutigen Stadt Tel Aviv. Im Süden reichte das Philisterland bis an die Grenze zu Ägypten (vgl. 1Kön 5,1), also bis zum Grenzbach Ägyptens (Wādī Ġazze [ca. 0900.0960–1100.0670] oder Wādī el-‘Arīš [ca. 0370.0620–0600.0300]). Die Region bietet aufgrund der fruchtbaren Lössböden gute landwirtschaftliche Bedingungen. Außerdem war sie von verkehrsstrategischer Bedeutung, da hier die Überlandroute von Ägypten nach Palästina und weiter nach Syrien entlangführte, die im Alten Testament als „Weg ins Philisterland“ erwähnt ist (Ex 13,17). Daher wurde das Gebiet bis in das 12. Jh. v.Chr. hinein von den ägyptischen Pharaonen beherrscht, die in Gaza (ägyptisch [p3]-kn‘n „Stadt Kanaans“) ihren Hauptstützpunkt für die Kontrolle der „Provinz“ Kanaan hatten. Aus noch ungeklärten Gründen übernahmen ab etwa der Mitte des 12. Jh. v.Chr. neue Eliten die Herrschaft, die zu den aus dem östlichen Mittelmeer kommenden „Seevölkern“ gehörten. Im Alten Testament werden sie pelištîm „Philister“ genannt. Archäologisch scheint eine „philistäische“ Kultur zumindest im 12./11. Jh. v.Chr. anhand einer bemalten Keramik identifizierbar zu sein, die der zeitgleichen mykenischen und zyprischen Ware vergleichbar ist. Die genaue politische und soziale Organisation der Philister im Südwesten Palästinas ist noch nicht geklärt. Aus den alttestamentlichen Texten ist zu entnehmen, dass die fünf Städte Gaza (Ġazze 0995.1015/Tell Ḥarube 0995.1022), Aschdod (Isdūd 1179.1293), Aschkelon (‘Asqalān 1070.1190), Gat (Tell eṣ-Ṣāfī 1357.1235), und Ekron (Ḫirbet el-Muqanna‘/Tel Miqne 1358.1318) ihre Fürstensitze bildeten (Jos 13,3). Das Buch Genesis erzählt von Kontakten Abrahams und Isaaks zu den Philistern (Gen 21; Gen 26). David soll in seiner Frühzeit Vasall des Philisterfürsten von Gat gewesen sein und von diesem die Stadt Ziklag als eine Art Lehen erhalten haben (1Sam 27,6). nach seinem Aufstieg zum König über Juda und Israel bekämpfte er dann seine ehemaligen Schutzherren (2Sam 5). Obwohl ab dem 10. Jh. v.Chr. keine eigenständige „philistäische“ Kultur mehr erkennbar ist, blieben die philistäischen Städte politisch eine selbständige Größe. Im 8. Jh. v.Chr. mussten sich die philistäischen Herrschaften mit den nach Ägypten vordringenden Assyrern auseinandersetzen (Ehrlich, Carl Stephan 1996a) und verloren weitgehend ihre bis dahin aufrecht erhaltene Autonomie (vgl. Jes 20,1). Während der Zeit der Kämpfe mit dem neuassyrischen König Sanherib scheint auch der judäische König Hiskija zeitweise das zu Ekron gehörende Gebiet unter seine Kontrolle gebracht zu haben, einen Zustand, den Sanherib nach seiner sogenannten dritten Kampagne im Jahr 701 v.Chr. wieder zugunsten des philistäischen Stadtfürsten Padi korrigierte (HTAT, 329−333, Nr. 181). 1Kön 18,8 behauptet sogar, Hiskija habe das gesamte philistäische Gebiet bis Gaza erobert. Die historische Bewertung dieser Notiz ist jedoch umstritten (vgl. Mittmann, Siegfried 1990a).
Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2022-10-13 11:04:24
|
|
|
Lexikonartikel
-
RGG3
5 (1961), 210f (Galling, Kurt, Art. Pentapolis); 5 (1961), 339-341 (Donner, Herbert, Art. Philister)
-
BHH
3 (1966), 1455 (Reymond, Philippe / Reicke, Bo, Art. Philistäa); 3 (1966), 1455-1458 (Reymand, Philippe, Art. Philister)
-
ABD
5 (1992), 326−333 (Katzenstein, H. Jacob/Dotan, Trude, Art. Philistines)
-
LThK3
8 (1999), 242 (Niehr, Herbert, Art. Philister)
-
RGG4
6 (2003), 1282−1285 (Niemann, Hermann Michael/Noort, Ed, Art. Philister)
-
WiBiLex
2007 (Ehrlich, Carl Stephan, Art. Philister)
Literatur
Dothan, Trude 1982a ;
Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a , 277−285 ;
Kellermann, Mechthild u.a. 1985a ;
Kellermann, Diether 1991a ;
Bieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991a ;
Dothan, Trude / Dothan, Moshe 1992a ;
Kellermann, Diether u.a. 1992a ;
Houtman, Cornelis 1993a , 124f ;
Noort, Edward 1994a ;
Finkelstein, Israel 1995a ;
Ehrlich, Carl Stephan 1996a ;
Oren, Eliezer D. 2000a ;
Killebrew, Ann E. 2005a ;
Gadot, Yuval 2006a ;
Ben-Shlomo, David 2010a ;
Gitin, Seymour 2010a ;
Ben-Shlomo, David 2011a ;
Tammuz, Oded 2011a ;
Shai, Itzhaq 2011a ;
Jericke, Detlef 2013a , 152f ;
Killebrew, Ann E. / Lehmann, Gunnar 2013a ;
Ben-Shlomo, David 2014b ;
Ben-Shlomo, David 2014c ;
Blakely, Jeffrey A. u.a. 2014a ;
Gadot, Yuval u.a. 2014a ;
Faust, Avraham 2015a ;
Niemann, Hermann Michael 2015a , 321–369 ;
Emanuel, Jeffrey P. 2016a ;
Koch, Ido 2017a ;
Maeir, Aren M. / Hitchcock, Louise A. 2017a ;
Nocquet, Dany R. 2017a , 255-278 ;
Walton, Joshua T. 2018a ;
Faust, Abraham 2018a ;
Ben-Shlomo, David 2018a ;
Gitin, Seymour 2018a ;
Singer-Avitz, Lily 2018a ;
Doak, Brian R. 2020a , 146-169 ;
Matthews, Victor H. 2022a ;
Ben-Shlomo, David 2022a ;
Scham, Sandra A. u.a. 2022a ;
Maeir, Aren M. 2023a ;
|