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Togarma

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Togarmah

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

ת(ו)גרמה tôgarmāh/togarmāh. Θοργαμα/Θεργαμα

Belege AT

Gen 10,3; 1Chr 1,6; Ez 27,14; Ez 38,6

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

tegarama (akkadisch: Nashef, Khaled 1982a, 117; hetitisch: Cornelius, Friedrich 1958a)
takarama (hetitisch: Monte, Guiseppe F. del / Tischler, Johann 1978a, 383f; Monte, Guiseppe F. del / Tischler, Johann 1992a, 154)
til garimmu (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 353f; Bagg, Ariel M. 2007a, 256f)
 

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Θυγραμης, Θυγραμαιοι (Josephus, antiquitates 1,126)
Θοργαμα (Eusebius, Onomastikon: Timm 129,5 § 520; Klostermann 102,13; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 99 § 518); Thogarma (Hieronymus: Timm 129*,4)
twgrmh, brbrj’ (Targum Neofiti zu Gen 10,3: Díez Macho, Alejandro 1968a, 52f)
tgrmh (Targum Onkelos zu Gen 10,3: Sperber, Alexander 1959a, 14)

Beschreibung

In alttestamentlichen Genealogien erscheint Togarma als Personenname, als dritter Sohn Gomers (Gen 10,3; 1Chr 1,6). Das Ezechielbuch kennt Bet-Togarma als Landschaft bzw. politische Herrschaft (Ez 27,14). Das Gebiet soll „im äußersten Norden“ der bekannten Welt liegen (Ez 38,6). Die Gleichsetzung beider Größen scheint gesichert, da die Belegstellen im Ezechielbuch Bet-Togarma mit denselben Namen in Zusammenhang bringen (Jawan, Tubal, Meschech; Ez 27,13; Magog, Meschech, Tubal, Gomer; Ez 38,2-6), die auch Gen 10,2-3 nennen. Die LXX scheint ebenfalls von der Identität Togarmas mit Bet-Togarma auszugehen, da sie an allen Belegstellen eine Konsonantenvertauschung zwischen r und g aufweist, auch wenn im Ezechielbuch Θεργαμα statt Θοργαμα gelesen wird. Offen bleibt, ob der Personenname Togarma aus der geographischen Bezeichnung Bet-Togarma abgeleitet ist oder umgekehrt. Ersteres entspräche der Mehrzahl der alttestamentlichen Befunde. Allerdings sind in altorientalischen Dokumenten lediglich Namensformen belegt, die dem einfachen Togarma entsprechen. In hetitischen Dokumenten ist die Landschaft tegarama (takarama nach anderer Transkription) erwähnt. Sie wird meist im Osten Anatoliens gesucht. Dort soll auch der Ort til garimmu liegen, der in neuassyrischen Dokumenten bezeugt ist und zumeist im oder beim ostanatolischen Ort Gürün lokalisiert wird. Die Gleichsetzung von (Bet-)Togarma mit til garimmu erscheint naheliegend, da til garimmu im Osten des Landschaft tabālu liegt (Högemann, Peter / Buschmann, Kai 1986a; Kessler, Karlheinz 1991a; Wittke, Anne-Maria u.a. 2012a, 53), die mit Tubal (Gen 10,2; 1Chr 1,5) identifiziert werden kann. Die topographische Hierarchie (Landschaft, Ort) entspräche der in Gen 10 und 1Chr 1 vorausgesetzten genealogischen Hierarchie zwischen Tubal und Togarma. Togarma läge somit im Osten der ab der hellenistischen Zeit Kappadokien genannten Landschaft. Allerdings ist die Lokalisierung von til garimmu bei Gürün nicht gesichert, da sie allein auf philologischen Erwägungen beruht (Forrer, Emil 1920a, 75) und entsprechende archäologische Zeugnisse fehlen. Daher werden auch andere Identifizierungsvorschläge unterbreitet, etwa die Gleichsetzung mit dem ca. 70 km weiter östlich gelegenen Fundplatz Akçadağ (Astour, Michael C. 1979a, 5) oder mit der südlich davon liegenden Elbistan-Ebene (vgl. Bagg, Ariel M. 2007a, 256). Zudem scheint Togarma im Alten Testament kein Städte-, sondern ein Landschaftsname zu sein wie die meisten Namen in Gen 10. Darauf weist auch die Form Bet-Togarma, die der Namensbildung einiger syro-hetitischer bzw. aramäischer Kleinkönigtümer wie etwa bīt-adini (vgl. Eden, Bet-Eden) entspricht. Daher ist Togarma ohne Probleme mit tegarama in Verbindung zu bringen, mit til garimmu jedoch nur, wenn der Name auch als Landschaftsname in Gebrauch war (Bagg, Ariel M. 2007a, 256f). Da das zweite Element in den nach dem Muster bīt-NN gebildeten Bezeichnungen häufig ein Personenname ist, schlägt Lipiński vor, Togarma als Namen eines kimmerischen Stammesfürsten zu verstehen, der als tug-dam-me-i in neuassyrischen Dokumenten des 7. Jh. v.Chr. bezeugt ist (Lipiński, Edward 1990a, 50). Diese These erscheint jedoch kaum nachvollziehbar, zumal sie ebenso wie die Gleichsetzung Togarma= til garimmu mit philologischen Problemen behaftet ist, die Lipiński selbst aufweist. Ohne weitere Begründung wird Togarma vereinzelt von der Region gelöst, in der tegarama, til garimmu und tabālu zu suchen sind, und im Norden des Zweistromlands lokalisiert (Zwickel, Wolfgang 2000a, 31). Josephus hingegen sieht Togarma im westlichen Zentralanatolien, wenn er behauptet, dass die Nachkommen des Thygramēs von den Griechen „Phrygier“ genannt werden (antiquitates 1,128). Diese Erklärung entspricht dem Bestreben des Josephus, die Namen aus Gen 10 mit bekannten Gegebenheiten der hellenistischen Welt zu verbinden. Die weiteren angeführten Unsicherheiten lassen sich am ehesten so erklären, dass es sich bei Togarma, wie bei vielen anderen Namen in Gen 10,2-5, um eine literarische Bildung handelt, wobei ein aus altorientalischen Dokumenten bekannter (til garimmu) und mit einem weiteren Nachkommen Jafets (tābalu, Tubal) in Verbindung stehender Name aufgenommen und in das genealogische System von Gen 10 eingearbeitet wurde. Dennoch scheint die gedachte Lage mit der Region übereinzustimmen, in der tegarama und til garimmu gesucht werden.

 

Autor: Detlef Jericke, 2017; letzte Änderung: 2023-04-13 10:05:48

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 3 (1966), 1974 (Wallis, Gerhard, Art. Thogarma)
  • ABD 6 (1992), 594f (Baker, David W., Art. Togarmah)

 

Literatur

Gunkel, Hermann 1910a , 152 ;  Skinner, John 1951a , 197 ;  Simons, Jan 1959a , 91f § 258 ;  Speiser, Ephraim Avigdor 1964a , 66 ;  Westermann, Claus 1974a , 676f ;  Franxman, Thomas W. 1979a , 106 ;  Högemann, Peter / Buschmann, Kai 1986aWenham, Gordon J. 1987a , 218 ;  Sarna, Nahum M. 1989a , 71 ;  Lipiński, Edward 1990a , 50 ;  Kessler, Karlheinz 1991aMaier, Johann 1991a , 173.187.190 ;  Zwickel, Wolfgang 2000a , 30f ;  Parpola, Simo / Porter, Michael 2001a , 2 ;  Maier, Johann 2004a , 156.169.172 ;  Gmirkin, Russell E. 2006a , 148f ;  Wittke, Anne-Maria u.a. 2012a , 23.39-41.51-53. ;  Gertz, Jan Christian 2018a , 308 ;