Universität Heidelberg | Theologische Fakultät Trier
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Seba

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

סבא sebā’. Σαβα

Belege AT

Gen 10,7; Jes 43,3; Ps 72,10; 1Chr 1,9; Jes 45,14 gent.

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Σαβας (Josephus, antiquitates 1, 134)
sb’ (Targume zu Gen 10,7: Sperber, Alexander 1959a, 14; Targum Neofiti zu Gen 10,7: Díez Macho, Alejandro 1968a, 52f; Díez Macho, Alejandro 1988a, 62f)

Beschreibung

Häufig wird der Name Seba (sebā’), der Gen 10,7 bzw. 1Chr 1,9 als erster Sohn des Kusch genannt ist, mit dem am Ende derselben Verse als Sohn des Ragma und Bruder des Dedan aufgeführten Saba (šebā’) gleichgestzt (u.a. Hölscher, Gustav 1949a, 48; NBL 3, 387f). Diese Identifikation folgt dem Sprachgebrauch der LXX, die in beiden Fällen Σαβα schreibt und somit den Wechsel zwischen s und š ignoriert. Der Befund wird dadurch kompliziert, dass in Gen 10,28 unter den Kindern Joktans, mithin unter den Nachfahren Sems, nochmals der Name šebā’ (EÜ Scheba; s. Scheba, Arabien) aufgeführt ist. In diesem Fall übersetzt LXX mit Σαβευ. LXX ist demnach hinsichtlich der Seba/Saba/Scheba-Varianten nicht konsequent. Dies zeigt sich auch in Ps 72,10. Der Vers nennt Saba (šebā’) und Seba (sebā’) nebeneinander, wobei LXX den ersten Namen mit Ἀράβοι „Araber“, den zweiten wie in Gen 10,7 und 1 Chr 1,9 mit Σαβα wiedergibt. In Jes 43,3 wiederum schreibt LXX für Seba (sebā’) den nicht weiter belegten Namen Σοηνη. LXX ist somit hinsichtlich der Seba/Saba-Gleichsetzung in Gen 10,7 bzw 1Chr 1,9 keine zuverlässige Referenz. Der alttestamentliche Gesamtbefund zu Seba und Saba spricht eher dafür, Seba als ostafrikanisches, Saba dagegen als ein nach Arabien weisendes Toponym zu verstehen. So ist in Gen 10,7 und 1Chr 1,9 Seba direkt Kusch (Nubien) zugewiesen, während Saba neben dem arabischen Dedan steht. Auch Jes 45,14 nennt die Sebaiter neben den Kuschitern und Jes 43,3 führt nacheinander Ägypten, Kusch und Seba auf. Folgt man dem letztgenannten Text und setzt eine Auflistung der Toponyme von Nord nach Süd voraus, so sollte Seba südlich von Kusch (Nubien) gedacht sein. Entsprechend setzt Josephus Saba, die Hauptstadt der Äthiopier, mit Meroë (Μεροη) gleich (antiquitates 2,249), also der Stadt, die ab dem ausgehenden 5. Jh. v.Chr. Vorort des Reiches von Kusch war. Damit bleibt Josephus allerding erkennbar noch im Kernbereich von Kusch. Zudem ist wie immer sein Bestreben zu erkennen, einen zeitgenössisch bekannten Ort für das biblische Toponym anzugeben. Dennoch folgen einige Auslegende der von Josephus vorgelegten Interpretation (Gunkel, Westermann). Noch weiter südlich, in der Nähe der heutigen sudanesichen Metropole al-Ḫarṭūm (Khartum), lag der spätantike bzw. mittelalterliche Ort Soba, der Zentralort der Herrschaft von Alwa (vgl. Lipiński, Edward 1992a, 141f). Die Namensform ist möglicherweise bereits bei Ptolemaios bezeugt, der die Ἀπαιοι (Variante: Σαπαιοι) in der Region südlich von Meroë auflistet (Klaudios Ptolemaios, geographikē 4,7,34: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006a, 466f). Soba wird mit dem heutigen Ort Soba Šarq (Soba Ost) gleichgesetzt. Bei Ausgrabungen wurden hier v.a. Reste aus dem Mittelalter und lediglich vereinzelte Spolien aus der Zeit der Herrschaft von Meroë gefunden. Daher scheint ein direkter Bezug auf das alttestamentliche Seba unwahrscheinlich. In der Diskussion um die Lokalisierung von Seba wird minunter auch auf einen bei Strabon genannten Hafen an der afrikanischen Küste des Roten Meers (Golf von Suez) namens Saba verwiesen (Strabon 16,4,8). Seine genaue Lage ist unbekannt, er könnte vielleicht in der Nähe des eritreischen Hafenorts Assab zu suchen sein (Lipiński, Edward 1992a, 141f). In derselben Region findet sich vermutlich noch ein weiteres namensähnliches Toponym, die bei Ptolemaios genannte Stadt Σαβὰτ πόλις (Klaudios Ptolemaios, geographikē 4,7,8: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006a, 458f), die an der Küste Eritreas bei Massaua gesucht werden kann (vgl. Sabta). Die alttestamentlichen Belege sowie die Dokumente der griechisch-römischen Antike zeigen demzufolge, dass Namen, die der Konsonantenfolge sb’/šb’ entsprechen, sowohl in Ostafrika als auch auf der arabischen Halbinsel mehrfach belegt sind. Daher ist zu vermuten, dass die Verfassenden von Gen 10 diese zeitgenössisch bekannte und in Gebieten südlich der Levante verbreitete Namensform in Variationen zur Konstruktion der Genealogie der Söhne Noachs verwendeten, ohne eine genaue Lokalisierung mit den einzelnen Angaben zu verbinden. Allenfalls ist zwischen einem afrikanischen (sb’) und einem arabischen Horizont (šb’) zu unterscheiden. Lediglich der arabische Horizont ist mit dem antiken Königreich der Sabäer im südlichen Arabien genauer zu fassen.

 

Autor: Detlef Jericke, 2017; letzte Änderung: 2019-10-22 17:17:05

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 3 (1966), 1752 (Gablenz, Clara von, Art. Seba, 1.)
  • NBL 3 (2001), 387f (Müller, Walter W., Art. Saba)
  • ABD 5 (1992), 1064 (Müller, Walter W., Seba [Person])
  • DNP 10 (2001), 1177‒1179 (Müller, Walter W., Art. Saba’, Sabaioi)
  • RGG4 7 (2004), 709f (Müller, Walter W., Art. Sabäer)

 

Literatur

Gunkel, Hermann 1910a , 153 ;  Hölscher, Gustav 1949a , 48 ;  Skinner, John 1951a , 202 ;  Simons, Jan 1959a , 82 § 223 ;  Westermann, Claus 1974a , 683 ;  Lipiński, Edward 1992a , 141f ;  Knauf, Ernst Axel 1994aKribus, Bar 2016aLipiński, Edward 2018a , 105-109 ;  Gertz, Jan Christian 2018a , 313 ;