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Weitere Namen
Gichon, Giḥon
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
גחון, גיחון giḥôn, gîḥôn. Γιων, Γηων. „Hervorbrechendes Wasser“
Belege AT
1Kön 1,33; 1Kön 1,38; 1Kön 1,45; 2Chr 32,30; 2Chr 33,14
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
Γειων (Eusebius, Onomastikon: Klostermann 72,22; Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 72, Nr. 351; Timm 88,7, Nr. 351)
Geon (Theodosius 16: Geyer, Paulus 1898a, 145; Donner, Herbert 2002a, 203)
Beschreibung
Gihon bezeichnet einen Platz bei Jerusalem, der bei der Königsproklamation Salomos eine Rolle spielt (1Kön). Nach 2Chr 32,30 handelt es sich um eine Wasserstelle, die Hiskija blockieren ließ, um das Wasser in die Davidstadt zu leiten. Meist wird dies auf den Bau des zum Schiloachteichs führenden unterirdischen Tunnels gedeutet, dessen Ausgangspunkt heute als Gihonquelle bekannt ist. Diese Namensgebung ist vergleichsweise rezent. Als traditionelle Namen der im Kidrontal am Fuß des Osthügels der Stadt, d.h. unmittelbar östlich der ummauerten Kernstadt des 2. und 1. Jt. v.Chr. gelegenen Quelle sind ‘Ain es-Sitt-Maryam „Marienquelle“ und ‘Ain Umm ed-Dereǧ „Quelle der Mutter der Treppe“ belegt. Da es sich um die einzige Quelle im Stadtgebiet des antiken Jerusalem handelte und da der Platz außerhalb der Stadtmauern lag, wurde der Quellbereich bereits im Zuge der ersten Befestigung der Stadt im 18. Jh. v.Chr. durch massive Türme und ein Wasserreservoir gesichert. Vom Reservoir aus führte ein Wasserkanal außerhalb der Stadtmauern an das Südende der Stadt beim Zusammenfluss von Kidron- und Hinnomtal. Möglicherweise wurde das gesamte Bewässerungssystem mit Quelle, Reservoir und Kanal Gihon genannt (Reich, Ronny / Shukron, Eli 2009a). Erst im 8. Jh. v.Chr. wurden die Befestigungsanlagen um die Quelle zugunsten des unterirdischen Tunnels aufgegeben. Unklar ist der Bezug zum gleichnahmigen Paradiesstrom (Gihon, Strom; Gen 2,13). Literarisch-topographisch bildet Gihon in der Paradiesgeographie Gen 2,10-14 das Zentrum der insgesamt neun Toponyme (Eden, Garten, Pischon, Hawila, Gihon, Kusch, Hiddekel=Tigris, Assur, Eufrat). Dies könnte die Gleichsetzung des Paradiesgewässers mit der Wasserstelle bei Jerusalem bzw. die Gleichsetzung von Eden/Gottesgarten mit dem Jerusalemer Tempelbezirk beeinflusst haben, wie sie ansatzweise bereits in der Überlieferung von der Tempelquelle Ez 47,1−12 und verstärkt in Dokumenten der hellenistischen Zeit wie dem Jubiläenbuch bezeugt sind (Ruiten, Jacques T.A.G.M. van 1999a). Im 6. Jh. n.Chr. geht die auf den Archidiakon Theodosius zurückgeführte Pilgererzählung von der Identität des Paradiesstroms und der Wasserstelle bei Jerusalem aus: Geon inrigat terram Euilath et transit iuxta Hierusalem (Geyer, Paulus 1898a, 145;, „der Geon bewässert das Land Euilath und fließt nahe an Jerusalem vorbei”, Donner, Herbert 2002a, 203).
Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2021-05-15 11:31:19
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Lexikonartikel
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BHH
1 (1962), 571 (Ringgren, Helmer, Art. Gihon)
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NBL
1 (1991), 842f (Görg, Manfred, Art. Gihon)
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ABD
2 (1992), 1018f (Görg, Manfred, Art. Gihon)
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LThK3
4 (1995), 646 (Schwank, Benedikt, Art. Gihon)
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EBR
10 (2015), 256 (Anhtonioz, Stéphanie, Art. Gihon, 2. Spring in Jerusalem)
Literatur
Kellermann, Mechthild u.a. 1985a ;
Weippert, Helga 1988a , Register ;
Bieberstein, Klaus 1992b ;
Reich, Ronny / Shukron, Eli 1999a ;
Dietrich, Manfried 2001a ;
Reich, Ronny / Shukron, Eli 2004a ;
Reich, Ronny / Shukron, Eli 2009a ;
Vieweger, Dieter 2010a ;
Sneh, Amihai u.a. 2010a ;
Reich, Ronny / Shukron, Eli 2010a ;
Reich, Ronny / Shukron, Eli 2011a ;
De Groot, Alon / Fadida, Atalya 2011a ;
Reich, Ronny 2011a ;
Singer-Avitz, Lily 2012a ;
Jericke, Detlef 2013a , 29-31 ;
Uziel, Joe / Szanton, Nahshon 2015a ;
Regev, Johanna u.a. 2017a ;
Regev, Johanna u.a. 2017a ;
Reich, Ronny 2018a ;
Jericke, Detlef 2020a , 174.176.178f.184f ;
Reich, Ronny 2021a , 10-12 ;
Wening, Jens M. 2021a ;
Reich, Ronny 2021b ;
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