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Jibleam

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Ibleam; Bileam ?

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

יִבְלְעָם jible‘ām. Βαλακ (Ri 1,27 LXXB), Βαλααμ (Ri 1,27 LXXA); Ἐκβλααμ / Ιεβλααμ (2Kön 9,27), Κεβλααμ (2Kön 15,10), Ιεβλααμ (1 Chr 6,55)

Belege AT

Jos 17,11; Jos 21,25?; Ri 1,27; 2Kön 9,27; 2Kön 15,10?; 1Chr 6,55?

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

ybrʿm (ägyptisch [Palästinaliste Thutmosis III. Nr. 43]: Simons, Jan 1937a, 201 Nr. 43 [y-b-r-ʿ-m]; Yeivin, Shmuel 1950a, 54 Nr. 43 [yabraʿamu]; Aharoni, Yohanan 1984a, 164 Nr. 43; Aḥituv, Shmuel 1984a, 120 Nr. 43; Hannig, Rainer 2006a, 1109)
baʾali (uruba-ʾa-li ) ? (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 57; Bagg, Ariel 2007a, 39)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Βελμαϊν (Jdt 4,4) 
Βελβαϊμ (Jdt 7,3) 
Βαλαμων ? (Jdt 8,3)
᾽Ιεβλααμ (Eusebius, Onomastikon: Klostermann 72,23; 108,24-25; Timm, 89,1 § 352 [zu Γηρ] und 138,1 § 556; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 72 § 352 und 105 § 553); Ieblaam (Hieronymus, Liber Locorum et Nominum: Timm, 89*,2 und 138*,1; Röwekamp, Georg 2017a, 172-173 Nr.352 und 230-231 Nr.556)
Ieblaam (Hieronymus, Liber Interpretationes Hebraicorum Nominum 28,12: Lagarde, Paul Anton de 1959a u.a., 95)
Βελεμωθ (Vita Prophetarum, Hosea-Vita 1: Schwemer, Anna Maria 1997a, 610)
blʿm ʿljjḥh (Inschrift von Tell Rehov: Reeg, Gottfried 1989a, 129)
jblh (Estori ha-Parchi: Edelmann, Hirsch 1852a, 47b, 11-12)
 

Beschreibung

Name

Der Ortsname Jibleam ist in der Bibel sicher an drei Stellen belegt (Jos 17,11; Ri 1,27; 2Kön 9,27). Zudem wird an drei weiteren Stellen (Jos 21,25; 2Kön 15,10; 1Chr 6,55) diskutiert, ob dort ebenfalls der Name zu lesen wäre. 
Im MT bleibt die Form des Ortsnamens bei den sicheren Belegen durchweg gleich. Bei den unsicheren Belegen handelt es sich um korrupte Lesarten. 
In der LXX finden sind bei den sicheren Belegen mehrere Lesarten; in Jos 17,11-LXX fehlt Jibleam wie auch andere Orte aus Jos 17,11-MT. In Ri 1,27-LXX findet sich zwischen Dor und Megiddo, wo Jibleam im MT steht, die Form Βαλακ (LXXA Βαλααμ); außerdem findet sich in Ri 1,27-LXX ein Zusatz, der einen Ort namens Ἰεβλααμ nennt. Hierbei handelt es sich um die doppelte Lesung desselben Texts. In 2Kön 9,27-LXX findet sich hingegen die Form Ἐκβλααμ (LXXA Ιβλααμ). Die Uneinheitlichkeit des Namens weist darauf hin, dass der Ort in späterer Zeit (zumindest unter dem biblischen Namen) nicht mehr bekannt war.
Die Etymologie des Ortsnamens Jibleam lässt sich nicht sicher bestimmen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Verbalsatz, bei dem der erste Teil aus einem Verb und der zweite Teil aus dem Subjekt ʿam besteht (vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 106). Alternative Erklärungen zum Ursprung des Ortsnamens gehen entweder von einem Personennamen (z. B. Huffmon, Herbert Bardwell 1965a, 154f) oder einer Verbalform (Gradl, Felix 2008a, 374) aus.
Das Subjekt ʿam könnte entweder die Bedeutung „Volk“ tragen oder auf einen Eigennamen zurückgehen, der die alte Bedeutung „Onkel“ erhalten haben könnte (vgl. Borée, Wilhelm 1968a, 105). Sicher lässt sich nicht mehr bestimmen, welche Bedeutung das Subjekt trägt.
Das Verb kann von drei alternativen Wurzeln hergeleitet werden:  von BLY („verbrauchen“ = „es möge verbrauchen ʿam“; vgl. Borée, Wilhelm 1968a, 99), von YBL-I („bringen“ = „es möge bringen ʿam oder „gebracht hat ʿam“; vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 106) oder von YBL-II Hifil („regnen lassen“ = „ʿam möge es regnen lassen“; vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 106). Dabei ist es nicht möglich, einer Herleitung den Vorzug zu geben.
In jedem Fall bietet die Etymologie keinen Hinweis auf die Lokalisierung des Ortes.

Altes Testament

Jos 17,11 / Ri 1,27
In Jos 17,11 taucht Jibleam in der Grenzbeschreibung Manasses auf; in Ri 1,27 findet sich Jibleam in der Liste nicht eroberter kanaanäischer Städte.
Nach Jos 17,11 liegt Jibleam im Stammesgebiet Issachars, wird jedoch dem Stamm Manasse übergeben (vgl. Aharoni, Yohanan 1984a, 254.272). Die kanaanäische Stadt konnte jedoch nicht eingenommen werden (Jos 17,12; Ri 1,27; vgl. Phythian-Adams, William J. 1922a, 144). Jos 17,11 ist dabei ein von Ri 1,27 abhänigger Nachtrag in die Grenzbeschreibung Manasses (vgl. Gaß, Erasmus 2019a, 209.213). In Ri 1,27 steht die Nichteroberung kanaanäischer Städte im Vordergrund , während es in Jos 17,11 um die Zuteilung von Gebieten geht und die Nichteroberung erst in Jos 17,12 nachgeschoben wird (vgl. Rösel, Hartmut 2011a, 281), möglicherweise durch einen weiteren Redaktor (vgl. Becker, Uwe 1990a, 26f).
Aufgrund der in Ri 1,27 und Jos 17,11 im Nahkontext von Jibleam genannten Orte (Bet-Schean, Taanach, Megiddo) und der ursprünglichen Zuordnung zum Stamm Issachar dürfte Jibleam im Bereich der Jesreelebene (Ebene Jesreel) oder auf den an die Ebene angrenzenden Gebirgszügen zu finden sein (vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 106f). Da es sich bei diesen Städten um Festungsstädte handelt, ist eine ähnliche Funktion für Jibleam anzunehmen (vgl. Phythian-Adams, William J. 1922a, 147).
Jos 21,25 / 1Chr 6,55 ?
In der Zuteilung der Levitenstädte in Jos 21,25 wird häufig „Gat-Rimmon“ zu Jibleam korrigiert; auch in der Parallele 1Chr 6,55 wird „Bileam“ zu Jibleam korrigiert (vgl. Barthélemy, Dominique 1982a, 63f; Knoppers, Gary N. 2004a, 434). Bei 1Chr 6,55 ist das Yod wahrscheinlich durch Haplographie entfallen (vgl. Gaß, Erasmus 2021a, 111). Darauf weiß die LXX hin, die Ιβλααμ liest (vgl. Boling, Robert G. / Wright, G. Ernest 1984a, 483). Selten wird im masoretischen Bileam eine Namensvariante des Ortes gesehen (vgl. Lipiński, Edward 2004a, 14).
In Jos 21,25 findet sich weder im MT noch in der LXX Jibleam oder eine Form, die Jibleam zumindest nahe käme; beide lesen stattdessen den Ortsnamen Gat-Rimmon. Für die Änderung des Textes spricht jedoch zum einen die Parallele in 1Chr 6,55, zum anderen wird Gat-Rimmon bereits in Jos 21,24 genannt, was einen Abschreibfehler wahrscheinlich macht (vgl. Barthélemy, Dominique 1982a, 63f; andere Erklärungen für diesem Befund z. B. bei Keil, Karl Friedrich 1847a, 368, Kallai, Zecharia 1986a, 470f und Knauf, Ernst Axel 2008a, 177).
Somit wird Jibleam wahrscheinlich auch an diesen Stellen erwähnt und zählte zu den Levitenstädten.
2Kön 9,27
In 2Kön 9,27 findet sich der Ortsname Jibleam im Rahmen des Jehu-Aufstandes. Ahasja flieht von Jesreel in Richtung Bet-Gan und wird beim Anstieg nach Gur tödlich verwundet; dieser Anstieg liegt nach 2Kön 9,27 bei Jibleam. Ahasja stirbt dann in Megiddo. Die topographische Abfolge der Ereignisse ist problematisch, da Ahasja zunächst nach Süden (Bet-Gan) flieht, nach der Verwundung dann aber nach Nordwesten (Megiddo) abdreht. Hierbei wurden womöglich zwei literarische Quellen zusammengefügt (vgl. Naʾaman, Nadav 2006b, 163; anders Phythian-Adams, William J. 1922a, 146). Dennoch bietet 2Kön 9,27 wichtige Hinweise zur Identifikation von Jibleam.
Jibleam muss sich demnach südlich von Jesreel (Zerʿīn; 1819.2182; Gaß, Erasmus 2005b, 45f) befinden, da Bet-Gan mit Ǧenīn (1783.2074) zu identifizieren ist (vgl. Phythian-Adams, William J. 1922a, 142). Der Ort Gur könnte mit Ḫirbet en-Naǧǧar (1783.2055) gleichzusetzen sein (vgl. Zertal, Adam 2004a, 73.160-162). Der Platz liegt südlich von Ǧenīn am Wādī Belʿame, das einen der weingen „natürlichen“ Ausgänge aus der Jesreelebene (Ebene Jesreel) nach Süden hin darstellt. Der Anstieg nach Gur ist daher wahrscheinlich mit dem Wādī Belʿame zu identifizieren (vgl. Zertal, Adam 2004a, 124). Bei diesem Wādī müsste daher auch Jibleam zu finden sein.
2Kön 15,10 ?
In 2Kön 15,10 wird das textlich und inhaltlich schwierige qābāl ʿām („vor dem Volk“) zu bjblʿm („in Jibleam“) korrigiert (vgl. Cogan, Mordechai / Tadmor, Hayim 1988a, 170f). Hierfür spricht auch die lukanische Rezension von 2Kön 15,10, in der sich die Schreibweise ἐν Ιεβλααμ findet (vgl. Alt, Albrecht 1954b, 52 = Alt, Albrecht 1959c, 293). Demnach würden Secharja und damit die Anhänger Jehus an dem Ort getötet werden, an dem sie den Daivididen Ahasja getötet bzw. tödlich verwundet hatten (vgl. ABD 1992, 705). Daher erscheint die Textänderung wahrscheinlich. Weitere Hinweise zur Lokalisierung von Jibleam bietet die Stelle jedoch nicht.

Juditbuch

Im Juditbuch wird an drei Stellen (Jdt 4,4; Jdt 7,3; Jdt 8,3) meistens Jibleam gelesen, obwohl die Namensformen sich deutlich von der LXX unterscheiden und auch im Buch nicht einheitlich vorliegen. Dabei wird angenommen, dass es sich um eine Namensvariante von Jibleam handelt, bei der das Yod am Anfang entfallen ist (vgl. Phythian-Adams, William J. 1922a, 145; Schwemer, Anna Maria 1997a, 610 Anm.1). Wenn man dieser wahrscheinlichen Identifikation folgt, müsste Jibleam nach Jdt 7,3 und Jdt 8,3 in der Nähe von Dotan zu finden sein.

Außerbiblische Dokumente

Palästinaliste des Thutmosis III.
Jibleam wird bereits in der Palästinaliste Thuthmosis III. erwähnt. Der Ort war demnach im 15. Jh. v.Chr. besiedelt und stand unter ägyptischer Kontrolle (vgl. Aḥituv, Shmuel 1984a, 120; Taha, Hamdan 2010a, 65). Interessant ist der Umstand, dass Jibleam schon in dieser Liste in Verbindung mit Taanach genannt wird (s. Aharoni, Yohanan 1984a, 164 Nr.42), wie später in der Bibel (Jos 17,11, Jos 21,25Ri 1,27, 1Chr 6,55). Dies zeigt, dass die beiden Orte nahe beieinander liegen müssen.
Eponymenchronik ?
Es wird gelegentlich vermutet, dass Jibleam in der Eponymenchronik der neuassyrischen Zeit erwähnt sein könnte. Allerdings ist diese Identifikation äußerst unsicher, da der erste Bestandteil (ba-ʾa-li) sich bei vielen Ortsnamen in Syrien-Palästina findet; außerdem fehlt ein positiver Beweis für die Identifikation und alternative Orte können nicht ausgeschlossen werden (vgl. Lipiński, Edward 2004a, 15; Bagg, Ariel 2017a, 39).
Onomastikon
Im Onomastikon wird Jibleam an zwei Stellen erwähnt, ohne dass eine Identifikation oder andere Informationen genannt werden. An beiden Belegstellen wird nur die entsprechende Bibelstelle paraphrasiert (2Kön 9,27 bei Timm, 89,1 § 352; Jos 17,11 bei Timm 138,1 § 556). Die Schreibweise entspricht an beiden Belegen derjenigen von Ri 1,27. Eusebius kannte den Ort also nicht mehr (vgl. Moster, David 2017a, 215). Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Ort in dieser Zeit nicht besiedelt war. Er könnte auch einen anderen Namen getragen haben, den Eusebius nicht mit Jibleam verband. Die Änderung im Namen ist bereits im Juditbuch belegt.
Vita Prophetarum
In der Hosea-Vita der Vita Prophetarum findet sich der Ortsname Βελεμωθ, der aufgrund der Schreibweise, die der Form aus dem Juditbuch ähnelt, mit Jibleam bzw. Ḫirbet Belʿame identifiziert wird (vgl. Schwemer, Anna Maria 1997a, 610). Jibleam ist demnach der traditionelle Geburtsort des Propheten Hosea, an dem er auch beerdigt sein soll (vgl. Pringle, Denys 1993a, 106f).
Inschrift von Tel Rehov
In der großen aramäischen Mosaikinschrift von Tel Rehov (Tell eṣ-Ṣārem; 1970.2070) findet sich Jibleam ebenfalls im Rahmen einer Liste von paganen Städten, die von den Regelungen zum Sabbatjahr ausgenommen werden (vgl. Sussmann, Jaakov 1982a, 146f; Reeg, Gottfried 1989a, 129; Kaswalder, Pietro A. 2002a, 298). Neben Jibleam wird auch Dotan gennannt, das in der Nähe von Jibleam liegen muss; zudem machen die anderen Orte aus dieser Liste, die ‒ bis auf Jibleam ‒ allesamt südlicher liegen als Dotan (vgl. Demsky, Aaron 1979a, 187-192), eine zu nördliche Identifikation von Jibleam unwahrscheinlich.
Estori ha Parchi
Zudem wird Jibleam (jblh) wahrscheinlich beim mittelalterlichen Gelehrten Estori ha-Parchi erwähnt. Nach dieser Angabe würde Jibleam eine halbe Stunde südlich von Chofraim und an einem Wādī liegen, das im Sommer kein Wasser führt (vgl. Wibilex , Art. Jibleam 2012, 2.).

Lokalisierung

Zur Identifikation vonn Jibleam wurden drei Orte vorgeschlagen, wobei zumeist Jibleam mit Ḫirbet Belʿame identifiziert wird.

a) Ḫirbet Ǧebla

Ḫirbet Ǧebla wurde in der Regel dann vorgeschlagen, wenn man die Ortsnamen Jibleam und Bileam (aus 1Chr 6,55 und die Belege im Juditbuch) auf zwei voneinander zu unterscheidende Orte bezieht. Bileam wird dabei mit Ḫirbet Belʿame identifiziert und Jibleam mit Ḫirbet Ǧebla (vgl. Conder, Claude R. / Kitchener, Herbert H. 1882a, 47f.98-100.159). Ḫirbet Ǧebla ist in der Frühen und Mittleren Bronzezeit, von der Eisenzeit bis in persische Zeit, sowie in byzantinischer und früharabischer Zeit besiedelt (vgl. Zori, Nehemjāh 1977a, 90f). Allerdings ist die lautliche Verbindung von Jibleam zu Ḫirbet Ǧebla schwierig (vgl. Moster, David 2017a, 216). Zudem liegt Ḫirbet Ǧebla östlich von Jesreel (Zerʿīn), was mit den topographischen Angaben von 2Kön 9,27 nicht zusammenpasst (s.o.).  Eine Unterscheidung der Ortsnamen ist zudem unwahrscheinlich, da es sich in 1Chr 6,55 vermutlich um eine Haplographie handelt und die Entfernung von Ḫirbet Ǧebla zu Taanach zu groß erscheint. Wenn man die Unterscheidung von Jibleam und Bileam ablehnt, kommt Ḫirbet Ǧebla nicht für eine Lokalisierung in Frage, da der Platz zu weit von Dotan entfernt liegt um mit Jibleam gleichgesetzt zu werden.

b) el-Ǧelame

Der Ort el-Ǧelame wurde für Jibleam vorgeschlagen, da er auf dem Weg von Jesreel nach Bet-Gan liegt und somit gut in die Topographie von 2Kön 9,27 passen würde, da die Abkehr Ahasjas nach Megiddo nicht mehr so dramatisch wäre, wie bei einer Identifikation mit Ḫirbet Belʿame (vgl. Knobel, August 1861a, 447; Stoebe, Hans Joachim 1966a, 14f). Allerdings wäre in diesem Fall der Anstieg nach Gur in einiger Entfernung von Gur (Ḫirbet en-Naǧǧar) zu finden. Außerdem war el-Ǧelame nach dem Oberflächenbefund erst in byzantinischer Zeit besiedelt (vgl. Zori, Nehemjāh 1977a, 44). Eine Identifikation mit Jibleam kann daher ausgeschlossen werden.

c) Ḫirbet Belʿame

Für die Idenfitikation von Ḫirbet Belʿame mit Jibleam spricht vor allem der Name, der sich mit nur einer Änderung am Ort erhalten hat (vgl. Kampfmeyer, Georg 1893a, 40; Gaß, Erasmus 2005a, 107; Moster, David 2017a, 216). Das Yod scheint dabei spätestens zur Zeit der Abfassung des Juditbuches entfallen zu sein. Zudem passt Ḫirbet Belʿame sehr gut in den literarischen Befund: es liegt am Rand der Jesreelebene (Ebene Jesreel; Jos 17,11; Ri 1,27); die ausgegrabene Stadtmauer und die strategische Lage mit ihrer natürlichen starken Verteidigung weisen zudem auf eine Festungsstadt hin (vgl. Steen, Eveline J. van der 2001b, 111); Ḫirbet Belʿame liegt unweit von Taanach (Jos 21,25; 1Chr 6,55; Palästinaliste des Thutmosis III.); Ḫirbet Belʿame liegt südlich von Bet-Gan am Wādī Belʿame (Anstieg nach Gur; 2Kön 9,27), was auch zur Angabe von Estori ha-Parchi passen würde, und in der Nähe von Dotan (Jdt 7,3; Jdt 8,3; Inschrift von Rehov). Darüber hinaus war Ḫirbet Belʿame seit der Bronzezeit durchweg besiedelt (vgl. Kochavi, Moshe 1972a, 210 Nr.18; Zertal, Adam 2004a, 123-125). Somit passen archäologische als auch literarische Befunde, was eine Identifikation von Jibleam mit Ḫirbet Belʿame sehr wahrscheinlich macht.
Die etwa einen Hektar große Ḫirbet Belʿame liegt an einem der wenigen natürlichen Ausgänge der Jesreelebene (Ebene Jesreel) nach Süden hin, dem Wādī Belʿame. Ḫirbet Belʿame bewachte mit Megiddo und Jokneam den Zugang von und zur Jesreelebene (vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 107). Zur wichtigen strategischen Lage kommt noch eine starke natürliche Verteidigung, da die Ḫirbe an drei Seiten von Steilhängen geschützt ist (vgl.  Zertal, Adam 2004a, 124). Zusätzlichen Schutz bot eine Stadtmauer; in Blütezeiten (Mittlere Bronzeit und Eisenzeit II) wurden auch jenseits dieser Mauer Häuser gebaut (vgl. die Ausgrabungsergebnisse am südöstlichen Hang von Steen, Eveline J. van der 2001b). 
In der Umgebung finden sich einige Quellen, welche die Wasserversorgung sicherstellen konnten (vgl. Taha, Hamdan 2010a, 63). Darüber hinaus findet sich ein wahrscheinlich in der Eisenzeit II errrichteter und 115 Meter langer Tunnel, der Ḫirbet Belʿame auch im Angriffs- und Belagerungsfall mit der Quelle ʿAin Sinǧib verband (vgl. die Ausgrabungsergebnisse von Taha, Hamdan / Kooij, Gerrit van der 2007a), was die strategische Bedeutung des Ortes zeigt. Ab römischer Zeit wurde der Tunnel jedoch aufgegeben und die Wasserversorgung durch Zisternen sichergestellt (vgl. Taha, Hamdan / Kooij, Gerrit van der 2007a, 86f).
Im Mittelalter ist Ḫirbet Belʿame unter dem Namen Castellum Beleismun urkundlich erwähnt. Diese mittelalterliche Besiedlung zeigt sich in den Überresten einer (Malteser-)Burg (vgl. Beyer, Gustav 1940a, 185; Pringle, Denys 1997a, 29f).

 

 

Autor: Jakob M. C. Luz y Graf, 2023; letzte Änderung: 2023-11-27 07:32:17

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • IDB 4 (1962), 671 (Reed, W. L., Art. Ibleam)
  • BHH 2 (1964), 866 (Elliger, Karl, Art. Jibleam)
  • NBL 2 (1995), 342 (Görg, Manfred, Art. Jibleam)
  • ABD 3 (1992), 355 (Hunt, Melvin, Art. Jibleam)
  • WiBiLex (2012) (Gaß, Erasmus, Art. Jibleam)
  • EBR 3 (2011), 367 (Kim, Hyun Chul Paul, Art. Balamon); 3 (2011), 1196 (Auld, Graeme, Art. Bileam [Place]); 12 (2016), 705-706 (Gaß, Erasmus, Art. Ibleam)

 

Literatur

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