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Weitere Namen
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
הירדן hajjarden. ὁ Ἰορδανης. „der Fluss”(?) „der Herabfließende”(?)
Belege AT
Gen 32,11; Gen 50,10-11; Num 13,29; Num 22,1; Num 26,3; Num 26,63; Num 31,12; Num 32,5; Num 32,19; Num 32,21; Num 32,29; Num 32,32; Num 33,48-51; Num 34,12; Num 34,15; Num 35,1; Num 35,10; Num 35,14; Num 36,13; Dtn 1,1; Dtn 1,5; Dtn 2,29; Dtn 3,8; Dtn 3,17; Dtn 3,20; Dtn 3,25; Dtn 3,27; Dtn 4,21-22; Dtn 4,26; Dtn 4,41; Dtn 4,46-47; Dtn 4,49; Dtn 9,1; Dtn 11,30-31; Dtn 12,10; Dtn 27,2; Dtn 27,4; Dtn 27,12; Dtn 30,18; Dtn 31,2; Dtn 31,13; Dtn 32,47; Jos 1,2; Jos 1,11; Jos 1,14-15; Jos 2,7; Jos 2,10; Jos 3,1; Jos 3,8; Jos 3,11; Jos 3,13-15; Jos 3,17; Jos 4,1; Jos 4,3; Jos 4,5; Jos 4,7-10; Jos 4,16-20; Jos 4,22-23; Jos 5,1; Jos 7,7; Jos 9,1; Jos 9,10; Jos 12,1; Jos 12,7; Jos 13,8; Jos 13,23; Jos 13,27; Jos 13,32; Jos 14,3; Jos 15,5; Jos 16,1; Jos 16,7; Jos 17,5; Jos 18,7; Jos 18,12; Jos 18,19-20; Jos 19,22; Jos 19,33-34; Jos 20,8; Jos 22,4; Jos 22,7; Jos 22,10-11; Jos 22,25; Jos 23,4; Jos 24,8; Jos 24,11; Ri 3,28; Ri 5,17; Ri 7,24-25; Ri 8,4; Ri 10,8-9; Ri 11,13; Ri 11,22; Ri 12,5-6; 1Sam 13,7; 1Sam 31,7; 2Sam 2,29; 2Sam 10,17; 2Sam 17,22; 2Sam 17,24; 2Sam 19,16; 2Sam 19,18-19; 2Sam 19,32; 2Sam 19,37; 2Sam 19,40; 2Sam 19,42; 1Kön 2,8; 1Kön 17,3; 1Kön 17,5; 2Kön 2,6-7; 2Kön 2,13; 2Kön 5,10; 2Kön 5,14; 2Kön 6,2; 6,4; 2Kön 7,15; 2Kön 10,33; Jes 8,23; Jes 35,2(LXX); Jer 12,5; Jer 49,19; Jer 50,44; Ez 47,18; Sach 11,3; Ps 42,7; Ps 114,3; Ps 114,5; Hi 40,23; 1Chr 6,63; 1Chr 12,16; 1Chr 12,38; 1Chr 19,17; 1Chr 26,30
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
yrdn (ägyptisch: Aḥituv, Shmuel 1984a, 123; Wilson, Kevin A. 2005a, 132f; Hannig, Rainer 2006a, 1117)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
[hj]rdn (1Q22, Col. i,10: Feldman, Ariel / Goldman, Liora 2014a, 227–234)
Ἰορδανης (Jdt 1,9; Jdt 5,15; 1Makk 5,24; 1Makk 5,52; 1Makk 9,34; 1Makk 9,42–43; 1Makk 9,45; 1Makk 9,48; Sir 24,26; Mt 3,6; Mt 3,13; Mt 4,15; Mt 4, 25; Mt 19,1; Mk 1,5; Mk 1,9; Mk 3,8; Mk 10,1; Lk 3,3; Lk 4,1; Joh 1,28; Joh 3,26; Joh 10,40; Josephus passim: Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 106f.; Polybios 5,70; Strabon 16,2,16; Eusebius, Onomastikon: Timm 132,4-6 § 529 und passim; Klostermann 104,20-22; Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 101 § 527 und passim [s. Index S. 200])
Iordanis fluuius (Hieronymus: Timm 132*,3-5)
Iordanes/Iordanis (Tacitus, historiae 5,6; Plinius, naturalis historia 5,15,71; Hieronymus, epistulae 108,12: MignePL 22, 888; Hilberg, Isidor 1996b, 322; Pilger: Donner, Herbert 2002a, Register)
jrdnʾ (Targum Onkelos zu Gen 13,10f: Sperber, Alexander 1959a, 18)
jrdn (rabbinisch: Reeg, Gottfried 1989a, 310−312)
Fl. Iordanis (Tabula Peutingeriana: Ronca, Fabrizio u.a. 2009a, Segment IX; Rathmann, Michael 2016a, 82f; www.euratlas.net/cartogra/peutinger/9_palestina/
Beschreibung
Bis auf wenige Belege wird der Name Jordan im Alten Testament immer mit Artikel verwendet (hajjarden). Möglicherweise ist deshalb Jordan nicht als Eigen-, sondern als Gattungsname („der Fluss“) zu verstehen (vgl. Hi 40,23). Als Analogie wäre auf die Bezeichnung des Eufrat als „der Strom“ bzw. „der große Strom“ (hannāḥār, hannāḥār haggādôl; Gen 15,18; Gen 31,21 u.ö.) zu verweisen. Eine Variante zum Verständnis des Namens Jordan ist, ihn von jrd „hinuntergehen“ oder aramäisch rdj „fließen“ abzuleiten und als „der Herabfließende“ o.ä. zu übersetzen. Weniger wahrscheinlich ist die auf Hieronymus zurückgehende Auflösung in zwei Namensteile (jr+dn), die den Jordan als „Fluss von Dan“ deutet (lateinische Übersetzung zu Eusebius, Onomastikon 76,8; vgl. Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 75 Nr. 369; Timm, Stefan 2017a, 93*). Das Alte Testament kennt den Jordan als Grenzfluss, etwa bei der Beschreibung der Ostgrenze des Landes Kanaan (Num 34,12; Ez 47,18) oder der Grenze von Stammesgebieten (Jos 13,23; Jos 18,20; Jos 22,25). Daneben gilt der Jordan als Schauplatz des Übergangs vom Ost- in das Westjordanland vor der Einnahme des Landes Kanaan (Jos 1–5). Mehr als die Hälfte aller alttestamentlichen Belege beziehen sich auf diese beiden Themenkomplexe (Grenzfunktion, Übergang). Allerdings wird die Grenzfunktion des Jordan in der alttestamentlichen Überlieferung nicht konsequent durchgeführt, da auch von Siedlungsgebieten israelitischer Stämme östlich des Flusses erzählt wird (Num 32; Jos 13). Entsprechend kann die häufig gebrauchte Wendung „jenseits des Jordan“ be‘ebær hajjarden entweder das Westjordanland (Dtn 3,20; Dtn 3,25) oder das Ostjordanland (Jos 1,14; Ri 5,17) meinen. Allerdings wird ein Jordanübergang von West nach Ost meist als Fluchtbewegung (1Sam 13,7; 2Sam 17,22), als Notmaßnahme Verfolgter (Ri 8,4; 2Sam 2,29) oder als eine Aktion im Rahmen einer von Jhwh missbilligten Unternehmung (2Sam 17,24; 2Sam 24,5) geschildert, während die umgekehrte Bewegung von Ost nach West grundsätzlich als förderlich für die Beteiligten bewertet wird (vgl. 2Sam 19). Geographisch gesehen ist der Jordan ein Teil des sich von Anatolien bis Ostafrika erstreckenden syrisch-afrikanischen Grabenbruchs. Drei Quellflüsse speisen den Jordan, von denen der westlichste (Nahr el-Ḥasbānī) im Hermonmassiv, die beiden anderen (Nahr el-Leddān, Nahr Bānyās) am Südfuß des Hermon entspringen. Ein noch weiter westlich gelegener Flusslauf (Nahr Barēġit) vereinigt sich jetzt mit den drei genannten Quellflüssen, im Altertum mündete er jedoch in das Ḥūle-Becken. Insgesamt ist das Flusstal des Jordan von den Quellen bis zur Mündung in das Tote Meer (Salzmeer) ca. 220 km lang (Luftlinie). Davon entfallen ca. 115 km auf den oberen Jordan zwischen Hermon und dem See Gennesaret (Kinneret, See) und ca. 105 km auf den unteren Jordan bis zum Toten Meer. Der tatsächliche Flusslauf des unteren Jordan misst ca. 300 km, da der Fluss in diesem Bereich stark mäandert. Das Gesamtgefälle des Jordan beträgt über 900 m, davon gut 700 m im Bereich des oberen Jordan. Der untere Jordan verläuft insgesamt unter dem Meerresspiegel von ca. 200 m uNN beim See Gennesaret bis ca. 400 m uNN beim Toten Meer. In seinem Bereich wird unterschieden zwischen der 3,5–10 km breiten Flussniederung (ġōr) und dem noch einmal 30–50 m tiefer gelegenen Flussbett (zōr). Nach dem Austritt aus dem See Gennesaret zeigt das Flussbett (zōr) eine dschungelartige Vegetation. Sie ist alttestamentlich als „Dickicht des Jordan“ ge’ôn hajjarden erwähnt und gilt als Lebensraum von Löwen (Jer 12,5; Jer 49,19; Jer 50,44; Sach 11,3). Noch Reisende des 19. Jahrhunderts berichten von Raubkatzen im erwähnten Gebiet. Der Jordan ist nicht schiffbar. Lediglich mit sehr flachen Booten gelang es im 19. Jahrhundert amerikanischen und britischen Militärangehörigen, den Fluss zu befahren. Dagegen sind zahlreiche Furten bekannt (ma‘berôt hajjarden Ri 3,28; Ri 12,5–6; 2Sam 19,19). Die Mosaikkarte von Mādebā zeigt zwei Boote am unteren Jordan, vermutlich Fähren. Brücken über den Jordan wurden erstmals in römischer Zeit angelegt. Durch das Jordantal führten im Altertum zahlreiche Verkehrsverbindungen. Im oberen Jordantal verlief der Teilabschnitt einer von der Mittelmeerküste nach Damaskus führenden Straße. Bei Bet-Schean/Tell el-Ḥuṣn (1975.2123) im unteren Jordantal kreuzten sich der längs des Jordan verlaufende Weg und eine überregionale Straßenverbindung, die von der Küstenebene über die Ebene Jesreel nach Syrien (Aram) und weiter nach Mesopotamien führte. Die ältesten Siedlungen im Jordantal stammen aus dem 12.–10. Jt. v.Chr. Auch in der Folgezeit war die Region intensiv besiedelt. Neben dem Chalkolithikum und der Frühbronzezeit (4./3. Jt. v.Chr.), als das Jordantal vermutlich Handelsweg für das in der südlichen Araba gewonnene Kupfer war, stellen die römisch-byzantinische (1. Jh. v.Chr.–7. Jh. n.Chr.) und die frühislamische Zeit (7./8. Jh. n.Chr.) Siedlungshöhepunkte dar. Selbst aus Epochen, die durch einen Rückgang städtischer Kultur in Palästina gekennzeichnet sind (Spätbronzezeit II, Eisenzeit I) sind große Siedlungen belegt. Nahezu durchgängig ist zu allen Zeiten am östlichen Ufer eine intensivere Besiedlung zu verzeichnen (u.a. die Siedlungen von Pella/Ṭabaqāt Faḥil [2078.2064], Tell Abū Ḫaraz [2061.2007], Tell es-Sa‘īdīye [2045.1861], Sukkot [Sukkot, Jordantal]/Tell Dēr ‘Allā [2088.1782]) als auf der Westseite des Flusstals, weil die Zuflüsse von den östlichen Randgebirgen (u.a. Jarmuk/Nahr el-Yarmūk, Jabbok/Nahr ez-Zerqā) ergiebiger sind als die Flussläufe der westlichen Seitentäler des Jordan.
Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2023-09-06 10:30:55
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