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Amalekiter, Gebiet der

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Amalek

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

שדה העמלקי śedeh hā‘amāleqî. ὁι ἄρχοντοι Αμαληκ

Belege AT

Gen 14,7; Num 13,29

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Αμαληκιτις (Josephus, antiquitates 2,6; ; Eusebius, Onomastikon 16,5–11: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 16f, Nr. 39; Timm, Stefan 2017a, 17 Zeile 5–10, Nr. 39)

Beschreibung

Gen 14,7 erzählt, dass die vier mesopotamischen Großkönige auf ihrem Rückweg von El-Paran bzw. vom Gebirge Seïr (Gen 14,6), d.h. von der Sinaihalbinsel in Richtung palästinisch-syrisches Kulturland „das ganze Gebiet“ (wörtlich „das ganze Feld“) der Amalekiter schlagen“ wajjakû æt-kål śedeh hā‘amāleqî. LXX interpretiert diese Wendung personal: sie schlagen „alle Fürsten Amaleks“ πάντας τοὺς ’άρχοντας Αμαληκ. Die Ortsangabe „Gebiet/Feld der Amalekiter“ ist also nur im masoretischen Text von Gen 14,7 belegt. Auch in außerbiblischen Dokumenten finden sich keine Hinweise auf Amalek oder die Amalekiter. Die Vermutung, eine Gottesbezeichnung ḥmrq, die in einem aus der Ramessidenzeit stammenden Papyrus erwähnt ist, ließe sich mit Amalek in Verbindung bringen (Görg, Manfred 1987b), ist nicht nachvollziehbar. Nach alttestamentlicher Darstellung ist Amalek der Name eines oder mehrerer Stämme, die als Kamelnomaden in den Wüsten südlich des palästinischen Kulturlands lebten. Die Ausdehnung des Gebiets der Amalekiter lässt sich jedoch nicht bestimmen. Amalek steht in genalogischer Verbindung zu Edom/Esau (Gen 36,12; Gen 36,16). Josephus bezeichnet die Αμαληκιτις als ein Gebiet in Idumäa, einer Landschaft, die Teile des südlichen judäischen Berglands und des Negeb umfasste. Entsprechend kennt Num 13,29 Amalekiter im Negeb (vgl. Ri 1,16), und Num 14,43−45 erzählen von Amalekitern im Bergland. Auch Davids Auseinandersetzungen mit Amalek spielen im südlichen judäischen Gebirge und im Negeb (1Sam 27,8; 1Sam 30). Dagegen verlegt Eusebius die Αμαληκιτις in das südliche Ostjordanland, in die Gegend zwischen Petra und Aila (el-ʿAqaba). Auch die erste Begegnung Israels mit dem zum „Erzfeind“ erklärten Amalek (Ex 17,16) ist weiter südlich, vermutlich auf der Sinaihalbinsel, gedacht (Ex 17,8−16). Refidim als Schauplatz des Kampfes ist zwar nicht lokalisierbar, steht jedoch in literarisch-topographischer Verbindung mit Horeb (Ex 17,6) und Meriba (Ex 17,7), einem Platz, der mit Kadesch-Barnea in Zusammenhang gebracht wird (Meribat-Kadesch; Ez 47,19; Ez 48,28). Auch die Umschreibung der Siedlungsgebiete Amaleks „von Hawila bis Schur“ (1Sam 15,7[LXX]) setzt einen weiten Aktionsradius zwischen der Arabischen Halbinsel (Hawila) und dem östlichen Nildelta (Schur) voraus. Darüber hinaus ist die Formulierung nicht exklusiv für das Amalekitergebiet gebraucht, sie findet sich wortgleich auch bei der Umschreibung des Siedlungsbereichs der Ismaeliter (Gen 25,18). „Von Hawila bis Schur“ gibt demnach das Aktionsgebiet mehrerer nomadischer Gruppen an. Ähnlich weitläufig ist auch der geographische Radius der Ri 6,3 und Ri 6,33 geschilderten Koalition Amaleks mit Midian und den „Leuten aus dem Osten“ gedacht. Der Gesamtbefund deutet darauf hin, dass Amalek, ähnlich wie Midian und Ismael, eine Bezeichnung für arabischen Gruppen ist, die seit dem 8./7. Jh. v.Chr. in den Randzonen östlich und südlich von Palästina agierten. Ihre Existenz ist in Keilschrifttexten und in alttestamentlichen Erzählungen bezeugt (vgl. Neh 2,19; Neh 4,1; Neh 6,1). Dieser Annahme widerspricht nicht die Erwähnung einer „Stadt Amaleks“ (1Sam 15,5), da auch für nomadische Gruppen einzelne feste Plätze vorauszusetzen sind. Schwieriger zu erklären ist das Toponym „Amalekiterberg“ bzw. „Bergland der Amalekiter“ har hā‘amāleqî, das im „Land Efraim“ liegen soll (Ri 12,15). Weitgehend unerfindlich bleibt auch die singuläre Notiz, Amalekiter und Kanaaniter bewohnten die Ebene, d.h. die Küstenebene Palästinas (Num 14,25). Der Vers wäre allenfalls als Reflex einer wirtschaftlichen Symbiose arabischer Gruppen mit Städten der Küstenebene in persischer oder hellenistischer Zeit zu erklären.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2023-08-04 12:03:39

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RGG3 1 (1957), 302 (Noth, Martin, Art. Amalekiter)
  • BHH 1 (1962), 77 (Bach, Robert, Art. Amalek)
  • NBL 1 (1991), 83 (Görg, Manfred, Art. Amalek)
  • ABD 1 (1992), 169−171 (Mattingly, Gerald L., Art. Amalek)
  • LThK3 1 (1993), 483 (Knauf-Belleri, Ernst Axel, Art. Amalekiter)
  • WiBiLex 2008 (Tanner, Hans Andreas, Art. Amalek/Amalekiter)
  • EBR 1 (2009), 918-930 (Lipton, Diana u.a., Art. Amalek, Amalekites)

 

Literatur

Simons, Jan 1959a , 1f § 8 ;  Ephʿal, Israel 1982aHar-El, Menashe 1983a , 337-341 ;  Görg, Manfred 1987bMaier, Johann 1994aMaier, Johann 2004a , 219-236 ;  Tanner, Hans Andreas 2005aBryce, Trevor 2009a , 34f ;  Gaß, Erasmus 2012aJericke, Detlef 2013a , 129f ;  Lipiński, Edward 2018a , 21-25 ;  Levin, Yigal 2021cKugler, Gili 2022aEphʿal, Israel 2023a