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Schihor

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Schihor-Fluss; Shihor; Schihur; Shihur; Sihor; Sihur; Sior

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

שיחור šîḥôr. „Gewässer des Horus“

Belege AT

Jos 13,3; 1Chr 13,5; Jes 23,3; Jer 2,18

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

p3-š-ḥr (ägyptisch: Hannig, Rainer 2006a, 1188)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Beschreibung

Schihor bezeichnet ein Gewässer an der Grenze von Kanaan (Syrien/Palästina) zu Ägypten (Jos 13,3). Allerdings scheint bereits in alttestamentlicher Zeit nicht mehr geläufig gewesen zu sein, was mit dem Toponym gemeint ist. 1Chr 13,5 verwendet Schihor analog zu dem Ausdruck Grenzbach Ägyptens (1Kön 8,65; 2Chr 7,8) für die Kennzeichnung der Südgrenze des von David und Salomo kontrollierten Gebiets. Dagegen meint Schihor in Texten der Profetenbücher den Nil. In Jes 23,3 steht der Ausdruck parallel zu der Bezeichnung für den Nil (jeʿôr). Jer 2,18 verwendet Schihor als Name für den Hauptfluss Ägytens analog zum Eufrat als dem großen Strom in Assur. LXX fasst Schihor nicht mehr als Toponym, sondern umschreibt den Ausdruck als „das unbebaute (Land)“ ἡ ἀοίκητος (Jos 13,3) oder als „(Grenz)gebiet“ τό ὅριον (1Chr 13) bzw. ersetzt Schihor durch den bei Jerusalem entspringenden Gihon Γηων (Gihon, Quelle; Jer 2,18). Die ägyptischen Belege für p3-š-ḥr meinen mehrheitlich ein Binnengewässer im östlichen Nildelta. Die Beschreibung im Papyrus Anastasi III (spätes 13. Jh. v.Chr.) erzählt von Salz, Natron und Binsen, die aus dem „Wasser des Horus“ kommen. Danach scheint es sich um einen See zu handeln. Zudem sind Lastschiffe erwähnt, die von p3-š-ḥr zur Ramsesstadt verkehren. Gleichzeitig ist eine Verbindung zum „Horusweg“ (Weg ins Philisterland) anzunehmen, der von der Ramsesstadt nach Nordosten an die Mittelmeerküste und weiter nach Palästina/Syrien führte. Daher wurde die Gleichsetzung von Schihor mit dem laguneneartigen Manzāla-See unmittelbar hinter der Mittelmeerküste westlich von Port Said bzw. mit dem etwas weiter östlich ins Mittelmeer mündenden Pelusischen Nilarm, dem östlichsten Nilarm im Delta, erwogen (Montet, Pierre 1930a, 23f;  Alt, Wüst, Manfried 1975a, 32–38; Hannig, Rainer 2006a, 1188). Im Blick auf die literarischen Quellen scheinen beide Gewässer vergleichsweise weit nördlich zu liegen. Daher schlägt Bietak vor, p3-š-ḥr mit einem namenlosen See nördlich der Grenzfestung Sile/el-Qanṭara (30.856433º N, 32.319488º E) zu identifizieren (LÄ 5, 623–626). Der See hatte spätestens ab dem Neuen Reich (15.–12. Jh. v.Chr.) über den Pelusischen Nilarm Verbindung zur Ramsesstadt. Dieser erstreckt sich gut 20 km parallel zum Horusweg und ist das erste Gewässer, das ein Reisender wahrnimmt, der von Palästina nach Ägypten kommt. Dagegen erscheint die Gleichsetzung von Schihor mit einem erst vor einiger Zeit entdeckten Kanal am Ostrand des Deltas (Sneh, Amihai u.a. 1975a; Oren, Eliezer 1984a, 9) weniger gut begründet, da der ägyptische Terminus p3-š-ḥr auf ein natürliches, nicht auf ein künstlich angelegtes Gewässer weist.

 

Autor: Detlef Jericke, 2019; letzte Änderung: 2021-10-22 12:31:55

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • 5 (1984), 623–626 (Bietak, Manfred, Art. Schi-Hor)
  • NBL 3 (2001), 473 (Görg, Manfred, Art. Schihor)
  • ABD 5 (1992), 1212 (Betz, Arnold, Art. Shihor)
  • WiBiLex 2021 (Theis, Christoffer, Art. Schihor)

 

Literatur

Montet, Pierre 1930a , 23f ;  Köhler, Ludwig 1936a , 289–291 ;  Alt, Albrecht 1939aNoth, Martin 1953a , 70 ;  Rudolph, Wilhelm 1958a , 16 ;  Simons, Jan 1959a , 27.68f.104 §§ 70.181.290 ;  Bar-Deroma, Haim 1960aWüst, Manfried 1975a , 32–38 ;  Sneh, Amihai u.a. 1975aWildberger, Hans 1978a , 872 ;  Japhet, Sara 1979a 208-210 ;  Na’aman, Nadav 1980a , 96–100 ;  Oren, Eliezer D. 1984a , 9 ;  Boling, Robert G. / Wright, G. Ernest 1984a , 337 ;  Bieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991aFritz, Volkmar 1994a , 146 ;  Hoffmeier, James Karl 1997a , 164–175 ;  Japhet, Sara 2002a , 275f ;  Na’aman, Nadav 2005a , 265‒278 ;  Levin, Yigal 2006a , 57 ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 210 ;  Breyer, Francis 2019a , 100 ;