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Weitere Namen
Küste; Küstengebiet; Küste des großen Meeres
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
Belege AT
Dtn 1,7; Jos 9,1; Jer 47,7; Ez 25,16
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
Beschreibung
Die Meeresküste wird in einer Reihe mit den judäischen Landschaften Araba, Bergland, Schefela (Schefela, Juda) und Negeb (Dtn 1,7) sowie in Prophetenworten gegen Aschkelon und gegen die Philister genannt (Jer 47,7; Ez 25,16). Gemeint ist daher die dem judäischen Bergland und der Schefela vorgelagerte Küstenebene südlich von Jafo, die in alttestamentlicher Zeit von philistäischen Stadtstaaten kontrolliert wurde. Die weitgehend von phönizischen Städten beherrschte Küstenebene des nördlichen Palästina und Syriens wird im Alten Testament ʾî genannt (Jes 23,2; Jes 23,6). LXX gibt diesen Ausdruck mit νῆσος „Insel“ wieder. Der Sprachgebrauch folgt dem Verständnis der Pluralform ʾijjîm, die für „Inseln“ steht (Jes 11,11;Jes 24,15 u.ö.). Die genannte Verwendung von ʾî bzw. ʾijjîm spiegelt die im nördlichen Palästina und im küstensyrischen Bereich stark zerküftete Küstenform, wobei etwa Tyrus in alttestamentlicher Zeit eine Insel ohne Verbindung zum Festland war. Die Küste des südlichen Palästina zeigt demgegenüber eine weitgehend gerade Linie. Dadurch wurde die Anlage sicherer Häfen im Altertum erschwert. Dennoch sind auch archäologisch Landeplätze etwa bei Jafo, Aschdod und Gaza nachgewiesen. Die Küstenebene insgesamt wird nach Süden hin immer breiter. Bei Jafo erstreckt sie sich ca. 20 km, auf der Höhe von Gaza ca. 30 km landeinwärts. Die Region war v.a. wirtschafts- und verkehrsgeographisch von Bedeutung. Bereits in vorrömischer Zeit verlief hier eine wichtige Verbindungsstraße von Ägypten nach Norden in Richtung Syrien und Mesopotamien, die im Alten Testament als „Weg ins Philisterland“ (Ex 13,17) und in ägyptischen Dokumenten als „Horusweg“ belegt ist. Bis ins 12./11. Jh. v.Chr. wurde die Region von Ägypten kontrolliert, danach durch philistäische Stadtstaaten (Philisterland). Seit dem 8. Jh. v.Chr. war die Küstenebene Aufmarschgebiet für die nach Ägypten zielenden Feldzüge der neuassyrischen, neubabylonischen und persischen Großkönige und für das Heer Alexanders. In persischer Zeit stand ein Teil der Küstenebene unter der Kontrolle phönizischer Städte. Das Gebiet um Gaza wurde von arabischen Gruppen beherrscht, da hier der Endpunkt der aus Arabien kommenden, durch den Sinai (Sinai, Landschaft) und den Negeb führenden Handelsroute war. Die handels- und verkehrsstrategische Bedeutung der Küstenebene zeigt sich noch in hellenistischer Zeit, als eine entscheidende Schlacht zwischen Seleukiden und Ptolemäern im Jahr 217 v.Chr. bei Raphia/Rafaḥ (0779.0787; 31.296780 N, 34.243482 E) ca. 30 km südlich von Gaza stattfand.
Nach Ausweis archäologischer Befunde war die Küstenebene seit der Steinzeit intensiv besiedelt. Einen ersten Siedlungshöhepunkt stellt die urbane Kultur des 2. Jahrtausends v.Chr. mit den Siedlungshügeln von Tell el-Fārʾa Süd (1006.0770; 31.2826422 N, 34.4813395 E), Tell Ǧemme (0971.0888; 31.3888447 N, 34.4437287 E) und Tell el-ʿAǧǧūl (0935.0980; 31.477752 N, 34.408977 E) sowie den fünf philistäischen Städten Gaza, Aschkelon, Aschdod, Gat und Ekron dar. Anders als in den Bergländern Palästinas, wo am Übergang vom 2. zum 1. Jahrtausend v.Chr. in der Eisenzeit I vorwiegend offene, dorfartige Siedlungen nachgewiesen sind, konnte sich die Stadtkultur in der Küstenebene in dieser Zeit halten. Sie wurde auch, in etwas geringerem Umfang, im 1. Jahrtausend v.Chr. fortgesetzt. Aus persischer Zeit ist eine Reihe von befestigten Straßenstationen belegt.
Autor: Detlef Jericke, 2024; letzte Änderung: 2024-03-18 16:52:45
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