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Paran

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Pharan

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

פארן pā’rān. Φαραν

Belege AT

Gen 21,21; Num 10,12; Num 12,6; Num 13,3; Num 13,26; Num 33,36 LXX; Dtn 1,1; Dtn 33,2; 1Sam 25,1?; 1Kön 11,18; Hab 3,3

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

p’rn (nabatäisch: Graffiti im Wādī Fērān: Solzbacher, Rudolf 1989a, 62)
Φαρανιται (Diodorus Siculus 3,43,1f)
Φαραγξ (Josephus, antiquitates 3,300)
Φαραν (Klaudios Ptolemaios, geographikē 5,17,1.3: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006b, 576f ; Eusebius, Onomastikon 166,12–17: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 155f, Nr. 914; Timm, Stefan 2017a, 223 Zeile 1-6, Nr. 916)
Faran (Etheria 2,4; 6,1: Geyer, Paulus 1898a, 38.45; Röwekamp, Georg / Thönnes, Dietmar 1995a, 122f.144f; Donner, Herbert 2002a, 83.92f)
Fara (Antoninus Placentinus 40: Geyer, Paulus 1898a, 185f; Donner, Herbert 2002a, 284)
Phara (Tabula Peutingeriana: Ronca, Fabrizio u.a. 2009a, Segment IX; Rathmann, Michael 2016a, 78f; www.euratlas.net/cartogra/peutinger/9_palestina/)
prn (Targum Onkelos zu Dtn 1,1: Sperber, Alexander 1959a, 289)
pr’n (Targum Neofiti zu Dtn 1,1: Díez Macho, Alejandro 1978a, 2f)

Beschreibung

Das Toponym Paran kommt im Alten Testament meist in der Form „Wüste Paran“ (Gen 21,21; Num 10,12; Num 12,16; Num 13,3; Num 13,26), seltener als „Gebirge Paran“ (Dtn 33,2; Hab 3,3) oder einfach als „Paran“ (Dtn 1,1; 1Kön 11,18) vor. LXX liest in 1Sam 25,1 „Wüste Maon“ (ἐρημος Μααν) für midbar pāʾrān „Wüste Paran“, daher sollte dieser Beleg nicht für Lokalisierungsfragen herangezogen werden. Die Wüste Paran ist eine Station auf der Wüstenwanderung der Israeliten. Von hier aus werden Kundschafter in das Land Kanaan gesandt (Num 13). Num 13,26 gebraucht die Ortsangabe parallel zu „Kadesch“. Num 33,36 (MT) identifiziert dagegen Kadesch mit der Wüste Zin. LXX ergänz hier „Wüste Paran“ und gleicht den Text damit an Num 13,26 an. Unabhängig von diesen Ergänzungen, die im Lauf der Textentstehung bzw. der Textrezeption vorgenommen wurden, ist an eine Lage von Paran im Nordteil der Sinaihalbinsel (Sinai, Landschaft) im Bereich von Kadesch-Barnea (‘Ain el-Qudērāt 095.006/‘Ain el-Qudēs) gedacht. Auf die Sinaihalbinsel weist auch 1Kön 11. Nach diesem Vers liegt Paran auf dem Weg von Nordwest-Arabien (Midian) nach Ägypten. Die Theophaniedarstellungen Dtn 33,2 und Hab 3,3 verwenden den Ausdruck „Gebirge Paran“ parallel zu den Ortsangaben „Sinai“ und „Seïr“ bzw. „Teman“. Sie weisen damit ganz allgemein in die Region des südlichen Ostjordanlandes und der Sinaihalbinsel. Mit der im Alten Testament genannten Wüste Paran bzw. dem Gebirge Paran dürfte demnach eine Region auf der Sinaihalbinsel gemeint sein, ohne dass genau zu sagen ist, wo diese lag. Nach Analogien (Wüste Schur, Wüste Etam, Wüste Sin, Wüste Kadesch) ist die Vermutung berechtigt, dass die Bezeichnung Wüste Paran eine literarische Bildung darstellt, die aus einer Ortsangabe Paran heraus entstand. Zumindest in Dtn 1,1 könnte mit Paran ein Ort gemeint sein, da der Vers noch andere Ortsnamen auflistet wie Laban, Hazerot und Di-Sahab. Unklar in dieser Hinsicht ist 1Kön 11,18, da hier neben Paran mit Midian und Ägypten zwei Landschaftsbezeichnungen genannt sind.
In spätrömischer und byzantinischer Zeit wurde die Ortstradition im Süden der Halbinsel in westlicher Nachbarschaft zum Gottesberg bzw. Moseberg der frühkirchlichen Tradition (Ǧebel Mūsā) festgemacht. Diese Tradition spiegelt sich im arabischen Namen des Wādī Fērān mit der gleichnamigen Oase. Im Wādī Fērān findet sich eine Reihe frühbronzezeitlicher Siedlungsplätze. Dabei handelt es sich um Ansammlungen von Steinkreisen und wenigen rechteckigen Gebäuden, die vermutlich als saisonale Lagerplätze von nomadischen Gruppen genutzt wurden. Der Befund weist zumindest darauf hin, dass hier einer der wenigen Siedlungsplätze in der wasserarmen und gebirgigen Region lag. Archäologische Reste der Eisenzeit sind zwar gemeldet (Aharoni, Yohanan 1961a, 155), bislang jedoch nicht dokumentiert. Am zentralen Siedlungsplatz der Oase, dem Tell el-Muḫārit, wurde eine befestigte Stadtanlage mit mehreren Kirchenbauten aus der byzantinischen Zeit ergraben. Diesen Platz kennt die Pilgerin Etheria (4. Jh. n.Chr.) als „Faran“. Nach ihren Ausführungen liegt Faran 35 römische Meilen (ca. 52 km) vom Gottesberg (Ǧebel Mūsā) entfernt. Dieser Angabe entspricht die Lage von Fērān/Tell el-Muḫārit, wenn man den Fußweg und nicht die Entfernung in Luftlinie zugrunde legt. Auch Eusebius kennt „Pharan“ als eine „Stadt“ (πολις), von der aus Aïla (vgl. zu Elat) am Nordrand des Roten Meers (Golf vonʿAqaba) in drei Tagesreisen Richtung Osten zu erreichen ist. Die Stadt Pharan auf dem Tell el-Muḫārit ist als Bischofssitz dokumentiert. Die Peutingersche Karte zeigt „Phara“ als Straßenstation zwischen Clisma (griech. Arsinoē) am Ostufer des Golfes von Suez und Aïla am Golf von ʿAqaba und weist damit auch großräumig auf die Sinaihalbinsel.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2021-02-19 12:42:35

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 3 (1966), 1445 (Bernhardt, Karl-Heinz, Art. Pharan)
  • NBL 3 (2001), 70–71 (Knauf, Ernst Axel, Art. Paran)
  • ABD 5 (1992), 162 (Hamilton, Jeffries M., Art. Paran)

 

Literatur

Niebuhr, Carsten 1772a , 402 ;  Burckhardt, Johann Ludwig 1824a , 956–976 ;  Raumer, Karl von 1837a , 36-38 ;  Palmer, Edward Henry 1871b , 509f ;  Trumbull, H. Clay 1884a , 67-71 ;  Musil, Alois 1926a , 275-278 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 201.205 ;  Aharoni, Yohanan 1961a , 115−117.155.165f ;  Rothenberg, Beno 1970aWeippert, Manfred 1971a , 297−299 ;  Finkelstein, Israel 1979a , 30f ;  Davies, Graham I. 1979a , Register ;  Beit-Arieh, Itzhaq 1981aBeit-Arieh, Itzhaq 1982aKeel, Othmar / Küchler, Max 1982a , 308−310 ;  Har-El, Menashe 1983a , 322-324 ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 204 ;  Knauf, Ernst Axel 1985a , 23f ;  Knauf, Ernst Axel 1988a , 50–56 ;  Weippert, Helga 1988a , Register ;  Hershkovitz, Israel 1988aSolzbacher, Rudolf 1989a , 411–420 ;  Perlitt, Lothar 1990a , 12f ;  Tsafrir, Yoram u.a. 1994a , 202 ;  Timm, Stefan 1996aJericke, Detlef 1997a , 107 ;  Grossmann, Peter 1999aSchmitt, Götz 2001aOblath, Michael D. 2004a , 140−142 ;  Jericke, Detlef 2008a , 45f ;  Jericke, Detlef 2013a , 150–152 ;