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Weitere Namen
Lokalisierungsvorschläge
Namensformen AT
(צנ(ה ṣin(āh). Σεννα
Belege AT
Num 34,4; Jos 15,3
Belege NT
ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)
Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit
Ἐννα(κ) (Eusebius, Onomastikon 84,14: Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 82, Nr. 411; Timm, Stefan 2017a, 104 Zeile 7, Nr. 411)
Σεννα(κ) (Eusebius, Onomastikon 154,16f: Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 144, Nr. 824; Timm, Stefan 2017a, 204 Zeile 2f, Nr. 826)
Beschreibung
Name
Ob ṣin auf ṣen bzw. ṣinnîm „Dornen“ zurückzuführen ist (Borée, Wilhelm 1968a, 29; WiBiLex, Art Zin, 1.), ist nicht zu erweisen. An beiden alttestamentlichen Belegstellen steht nicht einfaches ṣin, sondern die Richtungsangabe ṣināh „nach Zin“. LXX zieht das he-locale zum Eigennamen und schreibt Σεννα. Dem folgt Vulgata, die Senna (Num 34,4) bzw. Sina (Jos 15,3) hat. Auf diese Weise unterscheiden die alten Übersetzungen zwischen Zin und der jeweils am Anfang der Grenzbeschreibungen Num 34,3-5 bzw. Jos 15,1-4 erwähnten Wüste Zin (midbar-ṣin; LXX ἡ ἔρημος Σιν; Vulgata solitudo Sin bzw. desertum Sin). In der neuzeitlichen Forschung wird jedoch kontrovers debattiert, ob Zin lediglich die verkürzte Wiedergabe von Wüste Zin ist (Aharoni, Yohanan 1984a, 70) oder ob es sich um einen eigenen Ortsnamen handelt, nach dem die Wüste genannt wurde (vgl. Noth, Martin 1953a, 87; Simons, Jan 1959a, 136 § 311; Keel, Othmer / Küchler, Max 1982a, 334f; Fritz, Volkmar 1994a, 159; Vos, Jacobus Cornelis de 2003a, 315f; Rösel, Hartmut N. 2011a, 237). Angesichts vergleichbarer Fälle im Alten Testament (Wüste Etam, Wüste Kadesch, Wüste Schur, Wüste Sin) scheint die letztgenannte Annahme zutreffend, d.h. Zin ist als Ortsname zu verstehen, der namengebend für die Wüste Zin war.
Altes Testament
Die Grenzbeschreibungen zum Land Kanaan (Num 34,3-5) bzw. zur Südgrenze Judas (Jos 15,1-4) nennen Zin jeweils zwischen der Skorpionensteige im Osten und Kadesch-Barnea im Westen. Diese Hinweise werden meist zur Lokalisierung der Wüste Zin ausgewertet, die weiträumig zwischen dem alten Passweg des Naqb eṣ-Ṣafā (Skorpionensteige), der von der Araba in die Umgebung von Avdat im zentralen Negeb führt, und der Oase von ʿAin el-Qudērāt (Kadesch-Barnea) gesucht wird. Dabei werden das Wādī Murra/Naḥal Ṣin östlich von Avdat und das Wādī Ramān, d.h. der Erosionskrater des Maḥteš Rāmon östlich von Kadesch-Barnea vorgeschlagen. Zin selbst dagegen gilt als unbekannt, zumal weitere Hinweise auf die Lage des Orts fehlen (Noth, Martin 1953a, 87; Aharoni, Yohanan 1984a, 70, Vos, Jacobus Cornelis de 2003a, 315; Rösel, Hartmut N. 2011a, 237). Der Vorschlag, Zin mit Mishor ha-Ruaḥ gleichzusetzen (Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 311–312.334–335), ist eine Verlegenheitslösung. Der Platz liegt etwa 7 km nördlich des Kraterrands des Maḥteš Rāmon. Er wurde in der späten Eisenzeit II (7./6. Jh. v.Chr.) genutzt und bestand aus einigen Gebäuden, landwirtschaftlichen Einrichtungen und einem rechteckigen ca. 20 x 19 m großen „Wachturm“ (Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 312, Abb. 229 und 230; Jericke, Detlef 1997a, 138.142 Fig. 13.11; Rosen, Steven / Golan, Karni 2016a, Site No. 30). In der Umgebung finden sich weitere ähnliche eisenzeitliche Siedlungsplätze unterschiedlicher Größe (http://www.antiquities.org.il/survey/new/default_en.aspx, Map 200 und Map 201).
Nachalttestamentliche Belege
Eusebius nimmt zwei Mal das Stichwort Zin auf. Dabei rekurriert er jeweils auf die LXX-Schreibung. Einmal meint er, Ἐννα(κ) (Variante zu Σεννα[κ]; vgl. Timm, Stefan 2017a, 204 Apparat zu Zeile 2) sei bei der „Wüste Kadesch“ zu finden (Onomastikon 84,14). Er setzt somit indirekt die Wüste Zin mit der Ps 29,8 genannten Wüste Kadesch gleich, ein Vorschlag, der meist in der neuzeitlichen Fachliteratur übernommen wird. An der anderen Stelle lokalisiert er Σεννα(κ) im Jordantal acht Meilen nördlich von Jericho, wo er einen Ort namens Μαγδαλσεννα kennt (Onomastikon 154,16f). Magdalsenna wird entweder mit dem Tell eṭ-Ṭarūnī ca. 10 km nordwestlich von Jericho oder mit der noch etwas weiter nordwestlich gelegenen Ḫirbet el-ʿAuǧāʾ el-Fōqā gleichgesetzt (Abel, Félix-Marie 1938a, 455; Noth, Martin 1943a, 48; Noth, Martin 1971a, 321; vgl. Schmitt, Götz 1995a, 237). Ḫirbet el-ʿAuǧāʾ el-Fōqā ist ein befestigter späteisenzeitlicher Siedlungsplatz, der für das efraimitische Atarot (Atarot, efraimitisch; Jos 16,7) in Anspruch genommen (Zertal, Adam u.a. 2009a) oder mit dem efraimitischen Naara (Jos 16,7) in Verbindung gebracht wird (Ben-Shlomo, David / Hawkins, Ralph K. 2021a). Tell eṭ-Ṭarūnī hingegen wurde nach vorläufigen Angaben in der Eisenzeit II, aber auch römischer und byzantinischer Zeit genutzt (Kochavi, Moshe u.a. 1972a, 109, Nr. 26) und dürfte daher eher mit dem von Eusebius genannten Magdalsenna gleichzusetzen sein (Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a).
Die etwas überraschende lokale Bestimmung des Eusebius ist darauf zurückzuführen, dass er das alttestamentliche Toponym Skorpionensteige (maʿaleh ʿaqrabbîm) als „großen Ort“ Ἀκραββείn interpretiert und diesen neun Meilen östlich von Neapolis/Sichem am Abstieg zum Jordan nach Jericho lokalisiert. Dabei bringt er ihn mit der in hellenistisch-römischer Zeit bezeugten Landschaft Akrabattene (vgl. 1Makk 5,3) in Verbindung (Onomastikon 14,7‒12: Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 15, Nr. 32; Timm, Stefan 2017a, 15 Zeile 6–9, Nr. 32; vgl. Jericke, Detlef 2020a, 194f). Da er Kadesch-Barnea bei Petra im südlichen Ostjordanland sucht (Eusebius, Onomastikon 112,8‒12: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 108, Nr. 578; Timm, Stefan 2017a, 142 Zeile 5-9, Nr. 581), findet er mit Μαγδαλσεννα im unteren Jordantal einen Platz, der – nach seinen topographischen Prämissen – zwischen der Skorpionensteige im Norden und Kadesch-Barnea im Süden liegt und einen Namensanklang an Σεννα(κ)/Zin zeigt. Insofern sind die Angaben des Eusebius nicht für historisch-topographische Festlegungen heranzuziehen, weder zur Skorpionenesteige noch zu Zin bzw. zur Wüste Zin.
Autor: Detlef Jericke; letzte Änderung: 2021-03-17 13:25:06
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